Mit Pipetten können Forscherinnen und Forscher Flüssigkeiten im Mikroliterbereich (0,001 Milliliter) haargenau abmessen und von A nach B transportieren. In der biologischen Forschung werden sie gebraucht, um etwa eine Reaktion zweier Flüssigkeiten durchzuführen. Die Integra Biosciences AG im bündnerischen Zizers stellt rund 100 verschiedene Pipetten her: Das reicht von manuellen Apparaten mit einer Pipettenspitze bis zu vollautomatischen Apparaten mit bis zu 384 Pipettenspitzen, womit der Kunde auch genau so viele Reaktionen gleichzeitig durchführen kann.Ein enormes WachstumSeit die Integra vor gut zehn Jahren ihren Hauptsitz von Chur nach Zizers verlegt hat, geht der Umsatz des Unternehmens durch die Decke. Jedes Jahr wächst die Firma um rund 20 Prozent – im letzten Jahr waren es gar 30 Prozent. Das Unternehmen mit Produktionsstätten in Zizers und Hudson (USA) generierte im letzten Jahr einen Umsatz von 75 Millionen Franken – 55 Prozent davon gehen auf das Konto des Standorts Zizers, wie Urs Hartmann, Chef der Integra Biosciences AG, erklärt. Die Belegschaft hat sich seit dem Jahr 2010 auf 115 Mitarbeitende mehr als verdoppelt. «In den letzten zwei Jahren baute die Integra zudem das Firmengebäude um 150 Prozent aus», so Hartmann.Erst Anfang Januar löste Hartmann den Firmengründer und langjährigen Geschäftsführer, Elmar Morscher, als CEO ab. Und der neue Mann an den Schalthebeln kennt nur einen Weg fürs Unternehmen: «Wir bewegen uns in einem wachsenden Markt. Wir haben noch viel Potenzial, den Umsatz zu steigern. » In der Zwischenzeit hat sich die Integra auch schon das Nachbargrundstück mit einer Fläche von 10 000 Quadratmetern gesichert, wie Hartmann preisgibt. «Wir haben konkrete Pläne, den Standort weiter auszubauen. »Die Integra Biosciences ist schon heute weltweit Marktführerin für elektronische Pipetten. Zu den Kunden gehört alles, was Rang und Namen hat in der Pharma-, Landwirtschafts- und Lebensmittelindustrie. So beispielsweise Novartis, Bayer, Roche, Syngenta, Monsanto, Coca- Cola oder auch Nestlé. Auch Universitäten beziehen Pipetten aus Zizers. Und es werden immer mehr Kunden – täglich kommen durchschnittlich vier weitere hinzu. Die Mitarbeitenden in Zizers arbeiten in den Bereichen Entwicklung, Produktion, Qualitätssicherung, Marketing und Administration, wie Hartmann erklärt. Grosse Lagerräume hat die Firma nicht. Die Mitarbeitenden produzieren praktisch alles auf Bestellung. Eine Anfrage geht ein, ein Mitarbeiter baut das Produkt zusammen, die Prüfstelle kontrolliert die Qualität, und schon ist die Pipette auf dem Weg zum Kunden. «Auf diese Weise vermeiden wir Lagerkosten», erklärt Hartmann. Ein grosser Erfolgsfaktor der Integra sind die gut ausgebildeten Fachkräfte. Und aufgrund des starken Wachstums braucht die Unternehmung laufend mehr Personal. «Wir suchen gute und qualifizierte Mitarbeitende », so Hartmann, «vor allem Ingenieure.» Trotz Fachkräftemangel macht sich der Chef aber keine grossen Sorgen, passendes Personal zu finden: «Bis jetzt haben wir Glück gehabt. Graubünden hat einiges zu bieten, es ist ein attraktiver Arbeitsstandort.»Ein anderer Umsatztreiber sind die patentierten Pipettenspitzen. Diese sind speziell für die Geräte der Integra konstruiert. Das heisst, dass die Kunden, welche die Pipetten bei der Integra kaufen, auch die Spitzen von ihr beziehen. «Das kann man mit dem Nespresso-Prinzip vergleichen. Der Kunde kauft alle Bestandteile bei uns ein.»Andri Nay
Die rund 100 verschiedenen Pipetten der Integra Biosciences sind weltweit begehrt.
Gute Geschäfte mit scharfen Schnitten
Mit ihren Flachbettcuttern ist die Zünd Systemtechnik AG weltweit erfolgreich.
Die Kosten und damit verbunden oft die Währung sind ein wichtiger Aspekt für jedes Unternehmen. Bei der Zünd Systemtechnik AG aber spielen diese beiden Faktoren eine ganz besondere Rolle. Fast die gesamten Kosten der Firma mit Sitz in Altstätten fallen in Franken an. Umgekehrt bestehen die Einnahmen zum allergrössten Teil aus Euro, Dollar und anderen ausländischen Währungen, denn Zünd exportiert 97 Prozent seiner Schneidsysteme. «Dieser Gegensatz zwingt uns dazu, Innovationsführer zu sein», sagt Oliver Zünd, der in zweiter Generation das Familienunternehmen leitet.
Das bedeutet, dessen Flachbettcutter, wie die digitalen Schneidanlagen für eine Vielzahl von Materialien genannt werden, müssen immer produktiver werden. Und das heisst in erster Linie immer schneller. Denn punkto Präzision lässt sich laut Oliver Zünd nicht mehr viel herausholen, zumal dies bei Anwendungen in Massenmärkten oft auch gar nicht erforderlich ist. Gleichwohl hat Zünd den Anspruch, zu den führenden Firmen im Premiumsegment zu zählen. Das bedingt neben einer Topqualität und langlebigen Anlagen auch erstklassige Dienstleistungen. Oliver Zünd weiss: «Nur so können wir mit unseren relativ hohen Preisen mithalten und unsere Kundenbindung festigen. »
Viele Zulieferer liegen ganz nah
Das Unternehmen, gegründet 1984 von Oliver Zünds Vater Karl, beschäftigt in Altstätten mittlerweile mehr als 200 oder gut die Hälfte der weltweit über 400 Mitarbeitenden. Am Hauptsitz sind neben der Administration die gesamte Forschung und Entwicklung, Montage und Logistik angesiedelt. Zwei Drittel aller Komponenten bezieht Zünd von Zulieferern im Umkreis von maximal 30 Kilometern. «Das Rheintal ist ein Zentrum für Feinmechanik», sagt Oliver Zünd. «Die geografische Nähe unserer Zulieferer ist ein riesiger Vorteil mit Blick auf die gleiche Sprache und Arbeitskultur oder kurze Transportwege und damit verbunden hohe Liefertreue.»
Die Flachbettcutter verkauft Zünd weltweit und werden in Branchen eingesetzt wie Werbetechnik, Verpackung, Lederwaren, Bekleidung, technische Textilien oder Composites. Sie schneiden Materialien wie Karton, Papier, Wellpappe, Holz, Folien, Kunststoff, Gummi, Schaumstoff, Textil, Leder, Aluminium, Faserverbundwerkstoffe oder, als härtestes Material, Plexiglas, das gefräst wird. Dank der Digitalisierung sind alle erdenklichen Formen möglich. Seit zehn Jahren setzt Zünd fast ausschliesslich auf hauseigene Software, und die grössten Cutter haben eine Arbeitsbreite von 3,2 Metern.
In der Zukunft will Oliver Zünd dort, wo sich Marktpotenzial ausschöpfen lässt, weiterhin lokale Vertriebspartner durch eigene Verkaufsgesellschaften ablösen. Viele Hoffnungen ruhen auch auf dem Internet der Dinge und damit verbunden mit den nächsten Generationen der Schneidanlagen.
Thomas Griesser Kym