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Schwarze Zahlen mit guten Tropfen

Schwarze Zahlen mit guten Tropfen

Zwischen den Eichenfässern im Weinkeller in Fläsch findet Andrea Davaz seinen inneren Frieden. Bild: Philipp Baer

Als Andrea Davaz vor 30 Jahren den Familienbetrieb von seinem Vater übernahm, produzierte das Weingut 50000 Flaschen Wein pro Jahr. Heute füllt die Davaz-Gruppe jährlich rund sechs Millionen Flaschen ab. Der Fläscher Weinbauer hat sich über die Jahre Stück für Stück ein kleines Weinimperium erschaffen. Mittlerweile gehören drei Unternehmen vollständig zur Unternehmensgruppe: die Davaz Wein AG (Fläsch), die Von Salis Wein AG (Landquart und Pontresina) und die Rimuss & Strada Wein AG (Hallau). Der 55-jährige Unternehmer sagt: «Die Davaz-Gruppe ist heute ein nationaler Player mit Bündner Wurzeln.»Es riecht nach Eichenholz und Wein im Keller des Weinguts Davaz in Fläsch. «Wenn ich in der Nacht nicht schlafen kann, komme ich oft hierhin.» Auch wenn Andrea Davaz heute Verwaltungsratspräsident ist, und 95 Mitarbeitenden vorsteht, bleibt er ein Weinbauer.

Die Davaz Holding AG hat sich seit 1972 konsequent vom Weingut hin zum Kompetenzzentrum für Weingenuss entwickelt.

Im Denken unterscheidet er sich aber nicht von einem CEO im hochinnovativen Industriesektor. Wie jeder erfolgreiche Unternehmer geht auch Andrea Davaz Risiken ein: «Als ich vor zwei Jahren vor der Entscheidung stand, ob wir die Rimuss kaufen sollen oder nicht, habe ich mich nicht gefragt, warum wir sie kaufen sollen. Ich habe mich gefragt: Warum eigentlich nicht?» Dieser Kauf der Rimuss vor gut zwei Jahren ist sicher mit ein Grund dafür, dass die Davaz-Gruppe für den Prix SVC Ostschweiz nominiert wurde. Andrea Davaz hat das Unternehmen umstrukturiert und es damit geschafft, den Betrieb aus den tiefroten Zahlen zu führen. Für das Jahr 2019 konnte die Rimuss & Strada Wein AG nach schwierigen Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben.

Konsequent höchste Qualität

Die Ausweitung der Unternehmensgruppe führte auch zu einer zusätzlichen Belastung für den Fläscher Weinbauer. Heute verweilt er jeweils Dienstag bis Donnerstag im Kanton Schaffhausen, wo er den Rimuss-Betrieb leitet. «Nach der erfolgten Umstrukturierung braucht es in Hallau nun einen Patron», sagt Andrea Davaz.

Dafür gibt es Entlastung in seiner Heimat – mittlerweile führen seine Söhne Luca Davaz und Micha Davaz die beiden in Graubünden stationierten Unternehmen.

Die Davaz Holding AG wurde ausserdem nominiert, weil sie konsequent auf höchste Qualität setzt. Allein die Weine der Davaz Wein AG haben seit 2012 schon fünfmal die Goldmedaille am «Grand Prix du Vin Suisse» gewonnen, welchen das Weinmagazin «Vinum» jährlich durchführt. Hinzu kommen zehn Goldmedaillen für Weine der Von Salis Wein AG. Zu den Kunden von Andrea Davaz gehören unter anderem auch die «Crème de la Crème der Hotellerie », wie er sagt. Mit Wein versorgt werden sowohl Fünfsternehotels als auch einfache Restaurants. Das Sortiment reicht vom «Merlot del Piave» für vier Franken bis zu einem «Romanée Conti 1987» für 13 280 Franken.

Andri Nay
   

Sonnenschirme aus dem Windkanal

Die Frauenfelder Glatz AG baut Schirme, die orkanartigen Stürmen trotzen.

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Verwaltungsratspräsident Markus Glatz. Bild: Andrea Stalder

Man nennt ihn den «Herrn der Schirme» und er kann so manchem in der Sonne stehen. Wer bei der Glatz AG in Frauenfeld arbeitet, der muss sich an solche Wortspiele gewöhnen. Tatsächlich hat das Unternehmen schon so manchen Mitbewerber in den Schatten gestellt. Noch immer wird in Frauenfeld produziert. 125 000 Sonnenschirme sind es pro Jahr, wovon 80 Prozent in den Export gehen. Markus Glatz hat jahrelang die Geschicke der 125 Jahre alten Firma geführt. Seit Anfang Jahr hat er die operative Führung abgegeben.

Etwas mehr als 50 Millionen Franken Umsatz haben die rund 80 Mitarbeiter letztes Jahr erwirtschaftet. Zehn weltweite Patente zeigen, dass Innovation und Entwicklung im Unternehmen grossgeschrieben werden. Inzwischen steckt in so manchem Modell sogar digitale und smarte Technik, verrät Produktmanager Michael Burgauer.

Die Weitergabe des Feuers

Regelmässig erreichen die Sonnenschirme von Glatz bei Tests Spitzenplätze. Und das ist kein Zufall. «Funktionalität und Qualität müssen Hand in Hand gehen», so Burgauer. Das haben nicht nur zahlreiche Hotellerieund Gastronomiebetriebe, Privatpersonen und Eventfirmen im In- und Ausland bereits schätzen gelernt. Auch Prominente wie die englische Queen, Tina Turner oder Arnold Schwarzenegger schwören auf die Schattenspender aus Frauenfeld. Die Robustheit der Schirme hat ihren Grund. Seit einigen Jahren werden Sonnenschirme von Glatz sogar im Windkanal getestet. Manche Schirme halten sogar Windstärke 11, also orkanartigen Stürmen, stand. Für das Geheimnis des Erfolgs zitiert Firmenchef Markus Glatz Gustav Mahler: «Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.»

Dieses Feuer entzündete 1895 der gelernte Schirmmacher Albert Glatz in Frauenfeld. So richtig zu lodern begann es, als seine Frau Luise nach der Hochzeit engagiert Schirme näht. Innovation, Mut, Pioniergeist und starke Frauen prägen fortan die Geschichte des Thurgauer Familienunternehmens. Nicht nur seine Urgrossmutter war aktiv im Unternehmen, sondern auch die jeweiligen Ehefrauen der Firmenchefs. Sie kümmerten sich um die Finanzen. Was vor allem zur Zeit seines Vaters und Grossvaters keine Selbstverständlichkeit war. Die Männer seien eher Tüftler und Handwerker gewesen, meint der Firmenchef der vierten Generation.

Sonnenschirme sind nicht nur Schattenspender, sondern auch Hightechprodukte. Aktuelle Trends gingen immer mehr in Richtung Outdoor-Dining, und das gelte sowohl in der Gastronomie wie auch für Privatpersonen. Damit brauche es natürlich auch immer grössere Schirme. «Die Modeströmungen haben heute einen wesentlich grösseren Einfluss», sagt Markus Glatz. So seien gerade immer grössere aber trotzdem noch komfortabel bedienbare Sonnenschirme etwa mit Beleuchtung und Motor «in».

Stefan Borkert


Wenn Bohrungen Bauchweh machen

Die Werkzeuge der Heule AG entgraten weltweit Bauteile aus Metall.

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CEO Ulf Heule in der Produktionshalle. Bild: Michel Canonica

Die Mitarbeitenden und Maschinen in den Produktionshallen der Heule Werkzeug AG leisten Präzisionsarbeit: Manche der Rohlinge, welche die Roboter hier zu Messern schleifen, sind kaum einen Millimeter gross. Andere Maschinen fertigen aus Stahlstangen die Werkzeuge, auf denen die Messer montiert werden.

Gerade hat das Balgacher Unternehmen Besuch. Ein Vertriebspartner führt einem Kunden die Funktionsweise der Werkzeuge vor. In Zeiten von Corona sind solche Besuche zwar selten. Der Vertrieb versucht, die Kunden möglichst online zu beraten. «Aber unsere Werkzeuge sind beratungsintensiv », sagt CEO Ulf Heule. Kein Wunder. «Und wenn sie ihr Problem einfach lösen könnten, kämen die Kunden nicht zu uns.»

Bohrt man durch Metall, bleiben auf beiden Seiten des Lochs Späne zurück. Und die sind ein Problem, gerade wenn die durchbohrten Teile in Serie für Maschinen oder Autos produziert werden sollen. Denn um die Späne auf beiden Seiten zu entfernen, müsste man die Bauteile umdrehen. Das ist zwar nur ein kleiner Arbeitsschritt. «Aber ein Unternehmen, das grosse Serien mit vielen Bohrungen fährt, spart viel, wenn der Schritt des Umdrehens wegfällt», sagt Ulf Heule. Und manche Bohrungen lassen sich maschinell gar nicht beidseitig entgraten, weil herkömmliche Werkzeuge gar nicht hinkommen.

Das fiel schon Ulfs Vater Heinrich Heule auf. Er hatte 1961 als Lohnfertiger angefangen und stiess bald auf dieses Problem. «Ich brauche eine einfachere Lösung», sagte er sich. Er löste das Problem mit einem beweglichen Messer. So entwickelte er das erste Heule-Entgratwerkzeug. Bald ergab sich der Kontakt zu Daimler-Benz. Der deutsche Autobauer suchte eine Lösung für die Bearbeitung von Getriebeteilen in der Serie. Heules Idee war genau, was Daimler-Benz suchte.

Heule leidet mit Kunden

Die Werkzeuge gehen heute zusammen mit den Messern in alle Welt. Heule hat Tochtergesellschaften und Vertriebspartner auf allen Kontinenten. Die wichtigsten Abnehmer sind Unternehmen aus der Automobil- und Flugzeugindustrie. Deshalb traf die Coronakrise das Balgacher KMU hart. Mehrere Kunden hatten ihre Produktion über Wochen geschlossen, manche verschoben oder stornierten Aufträge. Das Unternehmen meldete Kurzarbeit an. «Aktuell hoffen wir, dass wir möglichst rasch zur Normalität zurück können», sagt Ulf Heule. Die Zukunft der Branche sei aber ungewiss.

In Balgach kann man der Krise aber auch positive Seiten abgewinnen. «Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass unsere Strategie zur Erschliessung neuer Branchen richtig und wichtig ist», sagt Heule. Der Digitalisierungsschub, den die Pandemie brachte, sei auch eine Chance für den Vertrieb. «Als international tätiges Unternehmen ist es ein Vorteil, wenn man Meetings und Schulungen online abwickeln kann.»

Kaspar Enz