Das Herzstück der Evatec liegt hinter Glas und ist nur mit Schutzanzügen zugänglich. Geschützt werden aber in erster Linie nicht die Mitarbeitenden, geschützt werden die Geräte und die Substanzen, mit denen hier gearbeitet wird. Denn jedes Staubkorn kann stören, so hauchdünn sind die Schichten, um die es hier geht. Die filtern Farben oder Frequenzen, leiten Signale weiter oder blocken sie ab. Die Kunden des Trübbacher Unternehmens kommen aus der Halbleiterindustrie, aus der Telekommunikation, sie bauen Solarzellen. Auch in Smartphones stecken etliche solch dünn beschichteter Bauteile. Die Evatec hilft den Kunden nicht nur beim Entwickeln der Schichten, sie baut ihnen vor allem die Anlagen, mit denen die Bauteile hergestellt werden.«Damit haben wir vor 16 Jahren angefangen», sagt Andreas Wälti neben einem dieser Geräte, das einem futuristischen Backofen gleicht. Im Verdampfer drinnen wird eine Substanz erhitzt, bis sie als Dampf aufsteigt. Der hinterlässt eine hauchdünne Schicht auf einer Trägersubstanz, oft einer runden Siliziumscheibe, einem «Wafer». Aus diesem entstehen dann die Bauteile, die oft kaum einen Quadratzentimeter gross sind.
Die Anlagen der Evatec beschichten Bauteile mittels Verdampfung. Gefragt ist das in der Hightech-Industrie.
«Das Know-how ist hier in der Schweiz.»
Andreas Wälti
CEO Evatec AG
An die Technologie geglaubt
Anlagen aus solchen Verdampfern produzierte bereits die Abteilung des Oerlikon-Konzerns, die Andreas Wälti und der heutige Technologiechef Marco Padrun Anfang des Jahrtausends leiteten. «An der Konzernspitze glaubte man nicht mehr an die Technologie», sagt Wälti. «Wir schon.» Die beiden kauften die Abteilung aus dem Konzern heraus. Von Flums aus belieferte die Evatec bald die Welt – Wälti und Padrun sollten recht behalten. Neue Beschichtungsverfahren kamen hinzu, und rund elf Jahre später ein neuer Teil des Oerlikon-Konzerns: 2015 übernahm man die Oerlikon Advanced Technologies, die Zahl der Mitarbeitenden verdreifachte sich beinahe auf 300. Noch bevor die japanische TEL Solar in Trübbach ihren Standort schloss, zog die Evatec ein – in die Hallen, in denen noch bis 2012 die Solarsparte der Oerlikon zu Hause war.
Anlagen gehen vermehrt nach Asien
Auf zwei Stockwerken montieren hier nun die Mitarbeitenden die Anlagen für die Kunden. Die bestehen meist aus Abfolgen verschiedener Beschichtungsgeräte. Einige Bestandteile davon werden auch vor Ort gebaut, viele Bauteile kommen von Zulieferern auch aus der Region.
Dann gehen sie in die ganze Welt. «Vor ein paar Jahren gingen erst etwa ein Drittel unserer Anlagen nach Asien», sagt Wälti. Heute sind es schon über die Hälfte. Zwar seien viele der Kunden Tochterfirmen europäischer oder amerikanischer Unternehmen. Trotzdem hat die Evatec vor einigen Jahren damit begonnen, auch in Asien Tochtergesellschaften zu gründen. Zur Service- und Vertriebsgesellschaft in den USA und in Europa, die schon länger existierten, kamen Niederlassungen in Japan, China, Singapur, Taiwan, Korea und Malaysia hinzu, die unterdessen rund 140 Mitarbeitende beschäftigen. Das habe einiges gebracht, sagt Wälti. «Früher haben wir mit Agenten gearbeitet.» Doch die arbeiten mit mehr als einer Firma zusammen, und haben ihre eigene Ziele. «Jetzt sind wir näher bei den Kunden», sagt Wälti. Dabei setzt die Evatec bei ihren Niederlassungen auf einheimisches Personal. Zur Ausbildung werden die ausländischen Mitarbeiter auch in die Schweiz geholt. Und manchmal hilft das Glück. «In Malaysia konnten wir Mitarbeitende einer geschlossenen Firma übernehmen, die mit unseren Anlagen gearbeitet hat. So war diese Niederlassung schnell sehr produktiv.»
Die Zukunft verspricht Gutes
Mit den eigenen Leuten vor Ort blickt Wälti nun zuversichtlich in die Zukunft. Denn die verspricht viele Chancen für seine Evatec. «Für den Fortschritt der Kommunikationstechnologie, die weitere Vernetzung wie für selbstfahrende Autos braucht es die beschichteten Bauteile, die unsere Anlagen herstellen.» Und auch wenn die meisten Kunden dafür in Asien sind, Wälti will am Rhein bleiben. Hier seien die gut ausgebildeten Mitarbeitenden, die spezialisierten Zulieferer. Hier gebe es Hochschulen, die bei manchen Projekten helfen können: die ETH in Zürich oder, noch näher, das Technikum in Buchs (NTB). Von dort kämen auch viele Mitarbeitende. «Das Know-how ist hier, ist in der Schweiz», sagt Wälti.
Kaspar Enz
«Eine Anerkennung der Leistung der letzten 30 Jahre»
Die Corvaglia Holding AG gewann den Prix SVC Ostschweiz im Jahr 2018.
Romeo Corvaglia gewann mit der von ihm gegründeten Corvaglia Holding AG, Eschlikon, den Prix SVC Ostschweiz im Jahr 2018. Im Kurzinterview berichtet er von positiven Erfahrungen, die dieser Sieg ausgelöst hat.
Romeo Corvaglia, was hat der Gewinn des Prix SVC Ostschweiz bei Ihnen persönlich und in Ihrem Unternehmen bewirkt?
Für alle unsere Mitarbeitenden und für mich persönlich war es eine Anerkennung der Leistung, die wir in den letzten 30 Jahren erbracht haben. Wir wurden in der Region stärker wahrgenommen, was positive Auswirkungen bei der Rekrutierung von Personal und Lehrlingen hat. Da wir in unserer Branche schon gut positioniert sind und praktisch 100 Prozent unserer Produkte exportieren, hatte der Gewinn eher wenig Impact auf der Verkaufsseite – aber das war ja auch nicht unser Ziel.
Wie schätzen Sie die Wirkung einer solchen Preisverleihung auf die KMU der Region ein, kann sie motivierend wirken?
Es gibt in unserer Region viele tolle Unternehmen. Eine solche Preisverleihung wird auch andere motivieren, aus dem Schatten zu treten und sich einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
Was ist Ihnen von der Verleihung besonders gut in Erinnerung geblieben?
Das Ganze war schon sehr professionell aufgezogen und bis zur letzten Sekunde äusserst spannend – auch für uns auf der Bühne.
Haben Sie den Siegerpreis zur Erinnerung und zur Motivation Ihrer Mitarbeitenden in Ihrem Unternehmen prominent platziert?
Dieser steht heute beim Haupteingang, damit ihn alle Besucher, aber vor allem unsere Mitarbeitenden täglich sehen und darauf stolz sein können.
Roger Tinner