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Weissbad: Tradition und Moderne verschmelzen

Das Architektur- und Bauleitungsteam des Traditionsunternehmens Bischofberger AG beschreibt die Besonderheiten dieses Projekts.

Weissbad: Tradition und Moderne verschmelzen

Modern: Holz, Glas und gebürsteter Sichtbeton. Bild: Hans Ulrich Gantenbein

Das bekannte Traditionsunternehmen Bischofberger Biber AG produziert seit der Gründung an der Weissbadstrasse zwischen Steinegg und Weissbad die berühmten Appenzeller Bärli-Biber und mehr. Wegen des Erfolgs wurde eine Erweiterung sowohl in Produktion als auch in Administration notwendig. Ebenso sollte das kleine "Fabriklädeli" vergrössert und mit einer Ausstellung ergänzt werden.

Die Planer, Thomas Rusch Bauplanung GmbH und Innenarchitekten Koch Enzler AG, wurden von der Bauherrschaft beauftragt, eine Varianzanalyse für das Gebäude zu entwickeln. Sie umfasste die Erweiterung des öffentlichen Bereiches, des Bürotrakts sowie der Produktionsfläche. Die Erweiterung sollte auf der Südseite erfolgen, die Gestaltung war frei.

Ein Bau, der sich harmonisch ins Ortsbild einfügt

Im Laden sehen Besuchende die schwebenden «Honigtropfen», die den Bären des Logos nachbilden. Bild: Hans Ulrich Gantenbein
Im Laden sehen Besuchende die schwebenden «Honigtropfen», die den Bären des Logos nachbilden. Bild: Hans Ulrich Gantenbein

Wegen seiner Lage an der Hauptstrasse sollte sich das Gebäude ins Ortsbild und in die bäuerlich geprägte Landschaft integrieren. Diese Herausforderung hätten sie gerne angenommen, schreibt Thomas Rusch. Aus den Projektvorgaben entstanden Vorschläge in verschiedenen Formensprachen. Für das Erscheinungsbild wurden Elemente aus der Appenzeller Tradition übernommen und modern interpretiert. Der neue Anbau zur Strassenseite wurde als Holzbau errichtet. Die grossen Fensterfronten, unterteilt durch Stützen, erinnern an Pfosten-Riegelbau. Die Pfosten wirken ruhig und stützen das Tragwerk des Daches.

Der Holzbau wird von zwei identischen Gebäudekörpern eingerahmt. Sie bilden zugleich den Abschluss des Anbaus. Der eine Körper befindet sich an der südlichen Gebäudeseite und schliesst den öffentlichen Bereich optisch vom Produktionsbereich ab. Der zweite kennzeichnet den Eingang zum Fabrikladen und zur kleinen Erlebniswelt "Appenzeller Bärli-Biber". Beide Baukörper sind mit traditionellen Holzschindeln verkleidet. In der Höhe sind sie angeschrägt und erinnern an die Lisenen der Appenzeller Bauernhäuser. An der Naht zwischen Holzbau und Produktionsgebäude lassen die vertikal geneigten Körper den Industrieteil optisch kleiner erscheinen.

Auch das grosse Industriegebäude im Hinter- und Nebenteil wurde umgestaltet und erweitert. Die Fassade wurde mit einfarbigen Platten verkleidet. Diese lassen den Gebäudeteil ruhiger wirken.

Die statischen und konstruktiven Bauteile aus der Vergangenheit benötigten Verstärkungen und Anpassungen, um die Nutzung für die Zukunft zu gewährleisten. Im Produktionsbereich boten sich Beton- und Stahlbau an, auch um die hygienischen Anforderungen an einen Lebensmittelproduktionsbetrieb zu erfüllen. Für die Abgrenzung zu Administration, Verkauf und Ausstellung wurde der Baustoff Holz gewählt.

Die Herausforderung: Bauen unter Betrieb

Eine Bedingung war, dass während der Bauzeit der Betrieb nie unterbrochen würde. In einer ersten Phase wurden die an das Produktionsgebäude angrenzenden Bauteile möglichst weit fertig gebaut. In der zweiten Phase wurden die Durchbrüche erstellt -immer unter Einhaltung der hygienischen Vorgaben. Besonders heikle Arbeiten mussten in produktionsfreien Zeiten am Abend oder an Wochenenden ausgeführt werden. Das erforderte eine hohe Flexibilität aller Beteiligten. Mit der Erstellung der neuen Ibachbrücke auf der Sitterseite wurde vor den Sommerferien 2022 die Grundlage geschaffen, um reibungslose Materialtransporte an die Bischofberger AG und den Bauverkehr zu garantieren. Nach den Aushubarbeiten starteten im September 2022 die Baumeisterarbeiten. Dank des milden Winters konnte ohne grosse Unterbrüche durchgearbeitet werden.

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Holz prägt den Innenausbau

Wie die Aussenansicht des Holzbaus wird auch der Innenraum von der tragenden, sichtbaren Holzkonstruktion geprägt. Der gesamte Besucherbereich ist barrierefrei gestaltet. Die Erschliessung des Gebäudes erfolgt durch Gänge mit strukturierten Betonwänden sowie durch ein Treppenhaus und einen Lift, der alle Stockwerke barrierefrei zugänglich macht. Im Obergeschoss finden sich die Büroräumlichkeiten mit zwei vielseitig nutzbaren Meetingräumen und einem Aufenthaltsbereich für Gäste. Der Luftraum im Erdgeschoss schafft einen Sichtbezug zum Obergeschoss. Für ein angenehmes Raumerlebnis im ersten Stock sorgen der textile Bodenbelag und die hinterleuchteten Akustiksegel aus Holz, welche zusätzlich mit Kühlelementen für die Sommermonate ausgestattet sind.

Ein nachhaltiges Gebäudekonzept

Die Gebäudetechnik wurde gemäss Gesamtkonzept der Visiona AG komplett und nachhaltig erneuert. Die Nutzung der Backstubenabwärme wurde konsequent umgesetzt. So ist die Kühlanlage mit moderner Technik und maximaler Abwärmenutzung erneuert worden. Die Lüftungsanlagen sind vollautomatisch und bedarfsabhängig gesteuert, sodass Energie zurückgehalten wird, während das Produktions- und Raumklima sich im idealen Temperaturbereich bewegt. Damit ist es möglich, das Gebäude mittels Abwärme zu heizen. Es bleibt sogar noch so viel Abwärme übrig, dass auch das Warmwasser damit aufbereitet werden kann.

Damit das Raumklima auch im Sommer angenehm ist, wurden Kühldecken und Umluft kühler eingebaut. Für die Kühlung wird das natürliche Kältemittel CO2 eingesetzt, welches komplett klimaneutral ist. Die Treibhausgasemissionen sind von 142000 kg/Jahr auf praktisch null gesunken.

Ein weiteres Highlight ist die Installation einer Photovoltaikanlage mit 790 Modulen auf einer Fläche von 1542 Quadratmetern mit einer Leistung von 341 kWp. 38 der Module sind in die Fassade integriert. Der erzeugte Strom wird hauptsächlich für den Eigenverbrauch genutzt und trägt so zur Autarkie der Bischofberger AG bei.

Auch bei der Elektro- und Lichtplanung (Projekt AG, Heerbrugg) standen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Zukunftssicherheit im Vordergrund. Das moderne Steuerungssystem auf KNX-Basis ermöglicht die Bedienung der gesamten Gebäudeautomation über PC, Tablet oder klassische Taster. Darüber hinaus wurde die veraltete EDV-Verkabelung durch eine zukunftssichere universelle Kommunikationsverkabelung (UKV) ersetzt. Die Betriebsprozesse werden durch eine Videoanlage überwacht.

Dank

Wir danken auch im Namen aller Unternehmer der Firma Bischofberger für den spannenden und anspruchsvollen Auftrag und das grosse Vertrauen in unser einheimisches Planungsteam. Die sehr enge und familiäre Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft, Planungsteam und Unternehmer trug zur durchgehend guten Stimmung während der Bauzeit bei. Die Qualität jedes einzelnen Handwerkers hat massgeblichen Anteil am Erfolg des Generationenprojekts der Bischofberger AG.

Thomas Rusch (Thomas Rusch Bauplanung GmbH, Gontenbad), Roland Koch, Ruedi Enzler (Innenarchitekten Koch Enzler AG, Gonten)

Einladung zur Eröffnung


Am Samstag, 28. September 2024, finden zwischen 9 und 17 Uhr Rundgänge durch den Neubau der Bischofberger AG statt. Es gibt eine kleine Festwirtschaft. Die Gastgeber empfehlen, mit dem ÖV, mit dem Velo oder zu Fuss anzureisen: Die AB-Haltestelle Weissbad ist fünf Gehminuten entfernt. Parkmöglichkeiten sind vor Ort ausgeschildert. Ab dem 1. Oktober 2024 sind Laden und Ausstellung wie folgt geöffnet: Montags von 13 bis 18 Uhr, dienstags bis freitags zwischen 9.30 bis 18 Uhr und samstags von 9.30 bis 17 Uhr. (Monica Dörig)