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Goldene Honigtropfen schweben im Raum

Im Interview mit Sandra Neff über Laden und Ausstellung der Bischofberger AG die passend zum Produkt inszeniert wurden.

Goldene Honigtropfen schweben im Raum

Sandra Neff. Bild: Monica Dörig

Sandra Neff, Inhaberin der Appenzeller Firma Rondom, Grafikerin und Szenografin, erhielt von der Bischofberger AG bereits in der frühen Planungsphase zur baulichen Erweiterung den Auftrag, das Konzept für den neuen Verkaufsladen und die Welt von Bärli-Biber zu erarbeiten.

Wie geht man als Szenografin vor, um eine Firma in Szene zu setzen?
In Gesprächen mit Familie Bischofberger und durch die Betriebsbesichtigung habe ich die Firma kennengelernt. Ich habe über den Biber, der in der Ausstellung thematisiert wird, recherchiert.

Als Erstes wird mit den Auftraggebern der Fokus bestimmt. Welche Bereiche sind die wichtigsten? Welches Zielpublikum will man ansprechen? Die Bärli-Biber-Welt soll Erwachsene, Familien und Tourismusgäste einladen. Was passt zur Marke und wie lässt sich ein Raumgefühl kreieren, das zur Marke passt? Ich zeichnete von Hand Skizzen und liess meine Eindrücke und Ideen einfliessen.

Der Grundriss des Ladens und der Ausstellung war definiert. Die Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft sowiemit Bauplaner Thomas Rusch und den Innenarchitekten Roland Koch und Ruedi Enzler war von Anfang an eng. Sie realisierten die von mir entworfene Raumaufteilung sowie die Ladenund Ausstellungsmöbel. Zusammen mit den Ausführenden bildeten wir ein Projektteam für den Präsentationsbereich.

Welche Überlegungen stehen am Anfang der Rauminszenierung? Zuerst erstelle ich ein sogenanntes Mood-Board. Das ist eine kreative Inspirationsquelle: Ich notiere Assoziationen, Stilrichtung, Farben, Materialien, Stimmung und anderes mehr. Die Bischofberger AG nehme ich als bodenständig und traditionsbewusst wahr. Deshalb wollte ich ein heimeliges, warmes Gefühl transportieren. Ich schlug Leitfarben vor wie das traditionelle Rot und das Goldgelb des Honigs. Dazu wählten wir eine passende Holzfarbe. Sie zieht sich durch Laden und Ausstellung bis in die Büros.

Auffallend sind aussergewöhnliche Ideen. Woher kommen sie? Die Kugelinstallation, die im Zentrum des neuen Holzgebäudes schwebt und Honigtropfen symbolisiert, ist inspi-riert von anamorphen Installationen, die ich in Ausstellungen und Museen gesehen habe. Betrachtet man sie vom Eingang her, erkennt man das Logo des Bärli-Bibers. Im Austausch mit der Bauherrschaft wählten wir Exponate, welche die Firmengeschichte illustrieren. Zum Beispiel die mintgrüne Lambretta im Eingang, mit der Bärli-Biber-«Erfinder» Josef Bischofberger Backwaren auslieferte. Oder der alte Ofen aus dem Stammhaus: Durch die Ofentür kann man in den Backofen « produziert.

Die Ausstellung wirkt wie ein Gesamtkunstwerk. Welche Elemente tragen dazu bei?
Wir wollten keine museale Situation herstellen, sondern ein vielseitiges Erlebnis. Auf kleinem Raum erzählen wir Geschichten mit wenig Text und einzelnen Objekten. Dazu gehört auch eine klare Linie in Grafik und Schrift. Wir haben dafür Ornamente und Schrift der bestehenden Grafik verwendet und ergänzt.

Damit Stil und Tonalität stimmen, muss man die richtigen Leute ins Boot holen, sei es für die Texte oder die physische Umsetzung der Ausstellungsideen.

Was war die grösste Herausforderung bei diesem Projekt?
Das richtige Gefühl zu treffen. Ideen zu entwickeln, die ankommen. Ich hatte das Glück, dass Andrea, Urs und Reto Bischofberger und ich von Anfang an dieselbe Wellenlänge hatten, und ich durfte aus dem Vollen schöpfen. Das machte meine Arbeit frei und erfüllend.

Es gab auch praktische Herausforderungen, wie etwa den alten Ofen zu integrieren oder die Hängung der goldenen Kugeln zu planen.

Was war für Sie die grösste Freude?
Der Anfang. Die Vorfreude. Dann sprudeln die Ideen, es ist fast wie Nervenkitzel. Und nun der Abschluss. Zu sehen, wie die Ideen Gestalt annehmen und funktionieren.

Für mich persönlich ist der Auftrag ein Meilensteinprojekt. Ich kann zeigen, was eine Szenografin macht. Es ist schön zu veranschaulichen, wie wichtig Fachleute sind, um Räume zu inszenieren, wie eine Inszenierung auf Besucherinnen und Besucher wirken kann.

Das Interview führte Monica Dörig.