Fast jedes zweite Auto, das in der Schweiz verkauft wird, ist ein sogenannter SUV (Sport Utility Vehicle). Diese Fahrzeugklasse hat sich zum absoluten Kassenschlager entwickelt und wird längst nicht mehr nur von Förstern und Jägern gefahren. Im Jahr 2020 befinden sich hierzulande von Anfang Januar bis Ende September fünf SUV unter den zehn meistverkauften Autos. Am besten klassiert ist der VW Tiguan auf Rang 2, dahinter folgen der Mercedes-Benz GLC (5.), der Audi Q3 (6.), der Skoda Karoq (7.) und der Volvo XC40 auf Rang 10. Dieser Trend gefällt zwar den Herstellern, ruft aber auf dem politischen Parkett die Gegner auf den Plan, die solche Fahrzeuge als «Stadtpanzer» bezeichnen und sie am liebsten verbieten würden.
Sport Utility Vehicle erfreuen sich derzeit grösster Beliebtheit, sind aber umweltpolitisch umstritten. Viele Kunden kaufen solche Autos wegen der aufrechten, bequemen Sitzposition
Ein frappanter Unterschied
Mehr Verständnis für die Käufer von SUV hat Detlef Detjen, Geschäftsführer der Aktion Gesunder Rücken (AGR) e.V. aus Deutschland. «Wir hören von Autofahrern immer wieder, dass sie sich einen SUV kaufen, weil das Ein- und Aussteigen viel bequemer ist als in anderen Fahrzeugen », so der Fachmann. «Das ist vor allem im Alter von Bedeutung, wenn die Menschen unbeweglicher werden», sagt er. Natürlich seien SUV als Zugfahrzeuge und zum Teil für unbefestigte Strassen geeignet, aber deswegen würden die wenigsten Kunden ein solches Auto kaufen, ist Detjen überzeugt. «Der komfortablere Einstieg macht den Unterschied. Und dann kommen die aufrechtere, bequemere Haltung, die höhere Sitzposition, die deutlich bessere Sicht auf die Strasse und die grössere Übersicht dazu.» Das sei ein frappanter Unterschied zu Limousinen und vor allem zu Sportwagen, in die man sich sozusagen reinfallen lassen müsse und dann fast im Sitz und nur wenig über der Strasse liege. «Entsprechend schwieriger ist dann auch das Aussteigen», erklärt Detjen.
Aber auch das Sitzen per se sei in einem SUV angenehmer. «Laut Aussagen von Medizinern findet die schlimmste Art des Sitzens im Auto statt, weil dort die Unbeweglichkeit dazukommt », fährt Detjen fort. «Autositze sind leicht abfallend eingebaut, was einem Kompromiss zwischen Komfort und Sicherheit entspricht.» Auf der einen Seite stehe dabei immer die Sicherheit, denn der Fahrer müsse die Pedale und das Lenkrad gut erreichen können. Auf der anderen Seite gebe die Höhe des Innenraums ihrerseits die Sitzposition vor.
In jedem Auto müse der Mensch in dieser Position vom Sitz vernünftig gestützt werden. «In einem SUV hat man eine viel aufrechtere, bequemere Sitzposition. Das ist entspannter, was sich auch aufs Fahren auswirkt », benennt Detjen die Vorteile weiter. Besonders wer Rückenschmerzen oder Haltungsprobleme habe, schätze die bequemere und ergonomisch bessere Sitzposition. Seriensitze indes waren früher in vielen Autos nur bessere Campingstühle, die kaum Halt boten und in denen man nicht gerne lange sass – zum Beispiel in den kultigen Renault 4 oder im Citroën 2CV. Viel mehr als 08/15-Standard war meistens nicht zu haben. Laut Detlef Detjen hat hier ein grosses Umdenken stattgefunden. Zusammen mit Ärzten und Medizinern hat die Aktion Gesunder Rücken Kriterien erstellt, die von der Autoindustrie mehr und mehr berücksichtigt werden.
Seriensitze waren früher nur bessere Campingstühle. Doch inzwischen hat da ein Umdenken stattgefunden.
Auch in kleineren Autos
Das Umdenken bezieht sich nicht nur auf die Oberklasse und die SUV, sondern auch auf kleinere und einfachere Autos. «Gute Sitze müssen eine feste Struktur haben und sich vielfältig einstellen lassen», ist Detjen überzeugt. «Das zahlt sich bei jeder Fahrt aus, und man lernt sie immer mehr zu schätzen. Und wer Schmerzen im Rücken oder in den Beinen hat, fühlt sich im Fahrzeug nicht mehr wohl und fährt unsicherer.» Für den Rücken-Fachmann gilt darum: «Gute Autositze, die dem Rücken gerecht werden, bedeuten einen klaren Mehrwert und sind eigentlich viel wichtiger und wertvoller als schnittige Felgen oder ein paar PS mehr Leistung.» Das haben laut Detjen in den vergangenen Jahren sowohl die Hersteller als auch die Kunden gemerkt: «Beim Autokauf wird den Sitzen viel mehr Beachtung geschenkt als noch vor ein paar Jahren. Vor allem bei den SUV, die dank dem Plus an Platz auch grosszügigere und damit komfortablere und gesündere Sitze einbauen können.» Michael Baumann
Nachricht
Elektroautos legen im Oktober deutlich zu
Im vergangenen Monat hat die Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) in Westeuropa deutlich angezogen. In Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien und Spanien legten die Verkäufe der BEV um 231 Prozent zu und bei den Plugin-Hybriden wurde eine Steigerung um 257 Prozent gegenüber dem Oktober 2019 verzeichnet. In der Schweiz legten die PHEV im Oktober 240,4 Prozent zu, die Verkäufe von BEV stiegen um 108,7 Prozent.
Mehr Reichweite dank Nanobeschichtung
Das deutsche Fraunhofer-Institut und die niederländische Forschungseinrichtung TNO haben eine Akkutechnologie entwickelt, die Elektroautos künftig Reichweiten von über 1000 Kilometern verschaffen soll. Möglich macht dies ein neues Verfahren, bei dem auf die Oberflächen von Batterien Beschichtungen aufgetragen werden, die so dünn sind wie ein einziges Atom. Die Nanobeschichtungen verbessern den Ionenfluss zwischen Kathode und Anode deutlich und machen die Batterien so klar leistungsfähiger. Laden soll zudem bis zu fünfmal schneller werden. Die Technik soll frühestens 2022 in Serie gehen.
So wird der klassische Mini zum Elektromobil
Wer einen Mini auf E-Antrieb umrüsten will, kann bei der englischen Firma Swindon Powertrain ein entsprechendes Kit zu Preisen ab rund 13 000 Franken bestellen. Der gut 70 Kilogramm schwere Antrieb soll laut Hersteller dank eines speziellen Hilfsrahmens ohne grössere Umbaumassnahmen verbaut werden können. Zusätzlich zur E-Motor-Einheit kann man zudem ein 12-kWh-Batteriepaket, Motorsteuerung, Onboard-Lader und einen DC-DCKonverter ordern. (red)