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Die Topversion ist des Guten zu viel

Die Topversion ist des Guten zu viel

Kurvenkünstler: Der BMW X3 M Competition wedelt beeindruckend durch die Radien. Geopfert wurde dafür eine Portion Fahrtkomfort. Bilder: PD

Warum? Um das Warum dreht sich bei diesem Auto alles. Als Freund der Fahrfreude bin ich dennoch auch ein Freund von SUV, weil sie bequem und praktisch sind und weil der Alltag nicht auf der Rennstrecke stattfindet. Was läge da näher, als das Sportliche mit dem Praktischen zu verbinden – Beispiele dafür gibt es viele, und manche dieser Sport-SUV fahren sich tatsächlich beeindruckend gut. Und dennoch: Am Ende steht bei solchen Autos immer die Frage nach dem Warum. Beantworten kann ich sie nicht.Ein Beispiel dafür ist der BMW X3. Die seit 2017 verkaufte dritte Generation ist nicht zufällig ein Bestseller: Der 4,7 Meter lange SUV ist nicht nur hübsch anzusehen und edel ausgestattet, er fährt sich auch sehr angenehm und bietet viel Fahrspass. Wird der X3 dann noch mit dem grandiosen Reihensechszylinder kombiniert, wie im X3 M40i oder in den Dieselversionen 30d und M40d, kann man nur noch mit der Zunge schnalzen.

Der familienfreundliche SUV BMW X3 ist zu Recht ein Bestseller. Das Performancemodell M Competition mit bretthartem Setup und Übermotorisierung schiesst hingegen übers Ziel hinaus.

Komfortmodus viel zu straff

Nun legt BMW nicht nur eine, sondern gleich zwei Schippen obendrauf. Als X3 M bieten die Münchener eine Sportversion mit 480 PS und zu straffem Fahrwerk an, und obendrauf gibt es noch den X3 M Competition, mit 510 PS und bretthartem Setup. Der M kostet rund 18000 Franken Aufpreis gegenüber dem M40i, der Competition kostet nochmals 10 780 Franken mehr. Geld, das man sich sparen oder in zusätzliche Ausstattung investieren sollte. Denn die Topvariante ist zwar stärker, schneller und teurer – aber besser ist sie nicht.

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Auch die neueste Version ist edel ausgestattet.

Beispiel Fahrwerk: In der Competition-Auslegung ist der X3 M alles andere als komfortabel – und genau das erwartet man doch von einem SUV. Was bringen die zusätzlichen Verstrebungen im Vorderwagen, in den Seiten und im Heck, wenn man morgens ins Büro fährt? Was bringt ein adaptives Fahrwerk mit elektronisch geregelten Dämpfern, wenn diese auch im Komfortmodus viel zu straff eingestellt sind?

Beispiel Motor: Es ist zwar fast schon unverfroren, über dieses Triebwerk zu schnöden – der doppelt aufgeladene Reihensechser ist ein grandioser Motor, ganz ohne Zweifel. Er spricht willig an, dreht munter hoch und katapultiert den SUV gnadenlos vorwärts. Doch auch hier sehe ich den X3 M40i im Vorteil: Sein Reihensechser wirkt harmonischer, entfaltet die Kraft gleichmässiger und hat mit seinen 360 PS locker genug Power.

Ein klarer Pluspunkt des X3 M ist das sportlich ausgelegte Allradsystem M xDrive. Das grundsätzlich hecklastig ausgelegte System schickt erst dann Antriebskraft an die Vorderräder, wenn die Hinterräder an ihre Grenzen kommen. Der Fahrer kann per Tastendruck nicht nur die Strenge der Fahrstabilitätsregelung, sondern auch die Verteilung der Kraft zwischen Vorder- und Hinterachse einstellen.

Eher für die Rennstrecke

Das Urteil über den BMW X3 M Competition ist letztlich durchzogen. Ja, der Power-SUV macht Spass, beschleunigt atemberaubend und performt auch auf der Rennstrecke hervorragend, was ich letztes Jahr auf einem Rundkurs in New Jersey erleben konnte. Diese Topversion ist aber des Guten zu viel: Die deutlich günstigere Variante X3 M40i oder die Dieselversionen 30d und M40d sind für die allermeisten Käufer die bessere Wahl. Auch sie bieten viel Fahrspass, so, wie man ihn mit einem Familien-SUV im Alltag eben haben kann. Alles, was darüber geht, ist schlicht unnötig. Dave Schneider