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Historisches verbindet sich mit Moderne im Gasthaus zum Trauben in Weinfelden

Weinfelden: Unter Erhaltung möglichst grosser historischer Bausubstanz wurden Hauptgebäude und Saalbau des Gasthauses zum Trauben umgebaut. Restaurant und Weinfelderstube wurden einer sanften Auffrischung unterzogen.

Historisches verbindet sich mit Moderne im Gasthaus zum Trauben in Weinfelden

Das mit viel Holz gestaltete Hotelzimmer wirkt einladend und gemütlich. Bilder: Heinz Erismann

Nach einem Rohrleitungsbruch im Jahr 2014 wurde erstmals erwogen, die Hotelzimmer zu erneuern. Die dazu notwendigen Untersuchungen zeigten in der Folge laufend weiteren dringenden Sanierungsbedarf, der schliesslich so umfassend wurde, dass die Verwaltung der Bürgergemeinde entschied, diese Arbeiten zusammengefasst beim dann anstehenden Pächterwechsel auszuführen. Im Wesentlichen handelte es sich um folgende Probleme:

1. Hotelzimmer über dem Saal
Die drei Geschosse über dem Saal waren alle mittels Zugstangen aus Stahl vom ursprünglichen Dach abgehängt. Dieses war dermassen überbelastet, dass eine umfassende neue Lösung gesucht werden musste, die gleichzeitig Probleme des Brandschutzes und der Erdbebensicherheit löst.

2. Küche
Die Küche mit all ihren Nebenräumen im Untergeschoss verlangte eine grundsätzliche Erneuerung.

3. Brandschutz
Es existierte eine mehrseitige Liste mit feuerpolizeilichen Unzulänglichkeiten, allen voran die Fluchtwege, die den gültigen Vorschriften bei weitem nicht entsprachen.

4. Hindernisfreier Zugang
Nach gültigem Gesetz müssen öffentlich genutzte Räume hindernisfrei zugänglich sein, was beim «Trauben» grundsätzlich nicht gewährleistet werden konnte.

5. Der Foyerbereich wurde als zu klein empfunden.

Das Restaurant, der Saal und die Gerichtsherrenstube sind von den Erneuerungsmassnahmen nicht betroffen, sie wurden nur teilweise etwas aufgefrischt. Ebenso wurden die Fassaden kaum angerührt.

Neukonzeption Bereich über dem Saal

Die Aussenwände und die Dachkonstruktion blieben bestehen. Die Dachflächen wurden über den Sparren gedämmt.

Die neuen Trennwände der Hotelzimmer sind als tragende Holzbinder ausgebildet, die ihre Lasten direkt auf die Aussenwände abgeben. Der ursprüngliche Scheunencharakter soll mindestens in Teilbereichen erlebt werden können, so reicht der Erschliessungsgang bis unter den First. Beim Eintritt in den südlichen Baukörper kann die freigespielte ehemalige Südfassade des nördlichen Baukörpers in einem Gebäudeschlitz vollflächig gesehen werden. Über dem Saal befinden sich neu im 2. Obergeschoss sechs Hotelzimmer und im 1. Dachgeschoss deren weitere vier.

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Fein gearbeitete Geländer aus Holz geben dem Treppenhaus ein modernes Aussehen. Bilder: Heinz Erismann

Ersatz östlicher Anbau mit Küche und Saal

Neu reicht dieser bis ins zweite Untergeschoss. Hier konnte wertvoller Raum für die Technik, die Lingerie und das Saallager generiert werden. Ausserdem wurde die Möglichkeit geschaffen, dass in ferner Zukunft der «Trauben» direkt aus der erweiterten Rössli/Felsen-Tiefgarage erschlossen werden könnte. Ein Lift ermöglicht den hindernisfreien Zugang bis zur Erdgeschossebene. Die neue Küche befindet sich im Erdgeschoss, mit vielen Nebenräumen im Untergeschoss, verbunden durch einen Warenlift.

Das Foyer erstreckt sich neu über zwei Geschosse und reicht im Untergeschoss bis zur Westfassade. Der Saal ist somit auch vom Rathausplatz her erschlossen. Ein zweiter Eingang besteht von Osten. Über der Küche liegen die Lüftungsaggregate für Küche und Saal, die durch diese Platzierung mit kürzesten Kanälen auskommen. Dem neuen Anbau kommt aber noch eine zusätzliche wichtige Funktion zu. Er übernimmt die Kräfte des Saaltraktes im Falle eines Erdbebens. Diese Funktion wird durch die aussen liegenden Stützen sichtbar gemacht. Die Dachfläche ist als betonierte Scheibe ausgebildet. 
      

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Die Durchgänge erscheinen durch die hell gestrichenen Wände und Lichtquellen zeitlos schön.

Umbauten im Bestand

Der unumgängliche Lift musste zentral platziert werden, damit er möglichst hoch hinaufführen kann, ohne durch das Dach zu stossen. Der betonierte Liftschacht dient ausserdem der Erdbebensicherheit und als zuverlässig fundierte Stütze für ein grosses Holz-Sprengwerk im Dachgeschoss, an dem die Zwischengeschosse unsichtbar aufgehängt sind. Neben dem Lift wurde eine neue Treppe eingefügt, der an dieser Stelle am wenigsten historische Substanz zum Opfer fallen musste. Im zweiten Obergeschoss wurden anstelle der Pächterwohnung vier weitere Hotelzimmer eingebaut, nebst der Réception für das Hotel.

Im 1. Dachgeschoss befinden sich nebst einem neuen Sitzungszimmer die Räume für das Personal und Lagerräume. Das 2. Dachgeschoss schliesslich dient vollumfänglich der Lüftungstechnik. Im Untergeschoss kann der Weinkeller durch Rückbau des vorhandenen Heizungskellers nun wieder in seiner originalen Form wahrgenommen werden. Im Untergeschoss des Saaltrakts befinden sich die zentralen Toilettenanlagen, nebst diversen Räumen für die Küche.

Für die Wärmeerzeugung ist eine Wärmepumpe mit acht Erdsonden installiert. Die Hotelzimmer im Saaltrakt verfügen über eine Fussbodenheizung, damit können sie im Sommer auch preisgünstig gekühlt werden. Je nach Verträglichkeit wurden die vorhandenen Bauteile stärker oder weniger stark gedämmt. Die gewählte Art der Wärmeerzeugung entschärft das Problem.

Bei allen Massnahmen wurde versucht, die spezifischen Eigenschaften der vorhandenen Räume und Materialien zu bewahren und als gestalterische Vorgaben zu verwenden.

Werner Keller
Architekt 
   

Planer

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Telefon 071 620 05 25
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Werner Keller Architekturbüro AG
Feldhofstr.14
8570 Weinfelden
Werner Keller
Philippe Grossenbacher
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