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Ein bisschen Spaß darf sein

Ein bisschen Spaß darf sein

SUV als Cabriolet? Was schräg tönt, macht auf der Strasse keine schlechte Figur. Bild: PD

VW gibt sich ausnahmsweise mal experimentierfreudig. Denn während die Wolfsburger sonst dem Trend gern hinterherhecheln, zeigen sie sich nun buchstäblich offen für Neues und bringen pünktlich zum Beginn der Open-Air-Saison das erste kompakte SUV-Cabrio an den Start. Wo Nissan den Murano nur in den USA aufgeschnitten und sich der Range Rover Evoque in erster Linie an Besserverdiener gerichtet hat, soll das T-Roc Cabrio zu Preisen ab 36 150 Franken zur bürgerlichen Sommerfrische werden und so all jene Kunden trösten, die noch immer den offenen Varianten von Golf und Beetle nachweinen. Für rund 6750 Franken Frischluft-Aufschlag gibt es deshalb statt des Blechdachs ein Stoffverdeck, das sich trotz seiner stattlichen Grösse innert neun Sekunden nach hinten faltet – und das bei bis zu 30 Kilometer pro Stunde. Während man sonst im offenen Auto mittendrin ist statt nur dabei, steht man im T-Roc Cabrio allerdings trotzdem ein bisschen über den Dingen – schliesslich bleibt die erhöhte Sitzposition des Kompakt-SUV auch für das Open-Air-Modell erhalten. Man geniesst also auch weiterhin den besseren Ausblick und fröstelt nicht ganz so oft im Schatten der anderen.     

Bei VW dreht sich derzeit alles um die Einführung des ersten elektrischen ID-Modells. Deshalb, und wegen Corona, ging die Lancierung der Open-Air-Variante des Kompakt-SUV T-Roc fast vergessen.

Mehr Spass, weniger Platz

Was dagegen ein wenig auf der Strecke bleibt, sind die praktischen Tugenden des SUV: Der Kofferraum schrumpft um ein gutes Drittel auf 280 Liter, es gibt nur noch zwei statt vier Türen, und hinten rücken die Passagiere so eng zusammen, dass es nur noch für zwei statt drei Mitfahrer reicht. Allerdings reichen Kopf- und Kniefreiheit selbst im geschlossenen Cabrio auch für Erwachsene, und weil VW die Praktiker nicht ganz vergessen hat, lassen die Wolfsburger sogar die Anhängerkupplung auf der Optionsliste.

Dafür erweist sich das Cabrio in anderer Hinsicht als überraschend alltagstauglich: Nicht nur, dass die Isolierung des Verdecks so gut ist, dass man sich um Wind und Wetter nicht kümmern muss, falls der Frühling etwas Verspätung hat. Sondern unter der straffen Stoffhaube ist es nicht nur hübsch kuschelig, sondern auch überraschend leise. Und für ein Cabrio bietet der T-Roc zudem einen überraschend guten Überblick. Selbst ohne Parkpiepser und Rückfahrkamera kommt man deshalb auch bei geschlossenem Dach ohne Beulen durch die Stadt. So frisch und neu der Auftritt des offenen T-Roc ist, so vertraut sind Antrieb und Ausstattung: Auch als Cabrio kommt der T-Roc deshalb auf Wunsch mit digitalen Instrumenten und dem stets online geschalteten Infotainment der aktuellsten Generation sowie den beiden Benzinern, die schon dem geschlossenen Modell Beine machen. Zur Wahl stehen zunächst ein 1,0-Liter-Dreizylinder mit 115 PS oder ein 1,5 Liter grosser Vierzylinder mit 150 PS – und wer die Modellpolitik von VW betrachtet, weiss, dass es das Cabrio wohl auch bald als R-Modell mit dem gerade für die geschlossene Version avisierten 300 PS-Benziner geben wird. Zwar bläst es einem schon mit der 150-PS-Variante frisch um die Ohren, schliesslich beschleunigt der Vierzylinder in 9,6 Sekunden auf Tempo 100. Doch Fahrtwind kann man in einem Cabrio schliesslich nie genug haben. Nur mit der Abenteuerlust ist es im Cabrio nicht so weit her – und das wird Schweizer Kunden schmerzen: Den Allradantrieb wird es für den offenen T-Roc nicht geben.

Sozusagen konkurrenzlos

Zwar erweckt VW mit dem ersten SUV-Cabrio für die Kompaktklasse den Anschein von Experimentierfreude und hält zudem einer Nische die Treue, die anderenorts ignoriert wird. Schliesslich haben Opel und Ford ihre kompakten Cabrios genauso eingestellt wie Peugeot, auch bei Audi und BMW stehen die Chancen auf eine Verlängerung der Open-Air-Saison für A3 und Zweier eher schlecht, und das Cabrio des Range Rover Evoque wird ebenfalls keinen Nachfolger bekommen. Doch so ganz neu ist die Idee vom offenen VW fürs Grobe freilich trotzdem nicht. Man muss nur in die Wolfsburger Chroniken schauen, dann findet man gleich mehrere Vorläufer: vom Kübelwagen über den Iltis bis hin zum Biagini Passo. Der kommt dem T-Roc zwar als Umbau des Golf Country am nächsten, mag den VW-Oberen aber gleich aus zweierlei Gründen nicht als Vorbild taugen – denn erstens erfolgte der Umbau durch eine fremde Firma, und zweitens wurden davon gerade mal 100 Exemplare verkauft. Thomas Geiger

VW holt bei Elektromobilität auf

Innovationsranking Der Volkswagen-Konzern hat beim E-Auto den technologischen Abstand zu Branchenprimus Tesla verringert. Das suggeriert zumindest eine neue Studie. Denn im aktuellen Innovations-Ranking des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach liegt der norddeutsche Konzern nur noch fünf Indexpunkte hinter den Kaliforniern und rund 40 Indexpunkte vor den Verfolgern Hyundai, BYD und Renault. Die Experten rund um den Studienleiter Stefan Bratzel bewerteten im Fall von VW unter anderem positiv, dass der Konzern mit dem VW E-Up das sparsamste E-Mobil seiner Klasse im Programm hat. Ausserdem gab es Punkte für das Schnellladesystem des Porsche Taycan und die anstehende Einführung der ersten Modelle auf einer neu entwickelten Elektroarchitektur. Den Start macht im Sommer der kompakte VW ID.3. Für Teslas Führungsanspruch sprechen laut Experten weiterhin die grossen Reichweiten und die hohe Effizienz aller Modelle.

«Big Player» mit Rückstand

Deutlich schwächer ordnet die Studie die E-Mobilitäts-Fortschritte bei Daimler, BMW und dem einstigen Stromer-Pionier Nissan ein. Sie landen lediglich im Mittelfeld, das von den chinesischen Herstellern BAIC und Dongfeng angeführt wird. Am Ende des Innovations-Rankings sehen die deutschen Experten derzeit Toyota, Fiat Chrysler und Ford. «Man sieht, dass einige etablierte Akteure die Herausforderung angenommen haben, während andere noch erheblichen Aufholbedarf haben», so Bratzel. VW wird sich über das Ranking freuen, zumal die Lancierung des neuen Golf 8 stockt. Wegen Problemen mit dem elektronischen Notrufassistenten eCall müssen nach Angaben aus Konzernkreisen womöglich 30 000 Exemplare des wichtigsten VW-Produkts in die Werkstatt, schreibt das Fachportal «Autohaus online» weiter. (red)