So solide der gerade vorgestellte VW Golf auch sein mag, schlau, sparsam, sicher und souverän – auf seinen Glanz fällt mit der Premiere des neuen Skoda Octavia ein gewaltiger Schatten. Skoda hat beim Design noch einmal nachgelegt, noch klarere Kanten für mehr Eleganz eingezogen und die Proportionen zurechtgerückt, die vierte Generation des Octavia bietet von allem ein bisschen mehr: mehr Platz, mehr Technik, mehr Finesse und mehr Details aus der Abteilung «Simply Clever». Nur bei den Motoren marschiert Skoda in die Gegenrichtung und ist stolz auf bis zu 14 Prozent weniger Verbrauch. So verlieren nicht nur die Konkurrenten aus Korea, Frankreich oder Japan an Reiz, sondern auch der Thron des Golf gerät ins Wanken. In einigen Ländern wie der Schweiz hat der Octavia den Golf in der Zulassungsstatistik schon vor Jahren überholt.Natürlich setzt Skoda dabei auf die Möglichkeiten des Mutterkonzerns. Das gilt neben der Plattform vor allem für den Antrieb: So gibt es die ersten Benziner, die mit 48-Volt-Technik zu Mild-Hybriden werden, die Diesel stossen mit doppelter Ad-Blue-Einspritzung bis zu 80 Prozent weniger Stickoxide aus, und der Octavia bekommt seinen ersten Plug-in-Hybriden, der auch bei Skoda in zwei Leistungsstufen angeboten wird. Bei der CNG-Technik ziehen VW und Skoda ebenfalls am gleichen Strang und bieten den identischen Erdgas-Motor an.
Der VW Golf ist im Konzern noch immer die Nummer 1 in der Kompaktklasse. Mit dem Schwestermodell macht die Tochter Skoda der Mutter allerdings gehörig Konkurrenz.
Mehr Komfort durch exzellente Federung
Los geht es dabei zunächst einmal eher konventionell mit einem 150 PS starken TSI-Motor mit 1,5 Liter Hubraum und einem weiterentwickelten Zweiliter-Diesel, den es mit 115 wie auch mit 150 PS gibt. Das sind trotz verbesserter Abgasreinigung vielleicht nicht die innovativsten Motoren, aber die wichtigsten. Der starke Diesel ist mit seinen 360 Nm Drehmoment wunderbar dynamisch und lässt sich mit Weitsicht und Zurückhaltung knapp unter fünf Litern fahren. Und mit den adaptiven Dämpfern vergisst man schnell, dass man hier noch in der Kompaktklasse unterwegs ist.
Virtuelle Anzeigen und Head-up-Display
Das Cockpit wurde mit neuen Lenkrädern mit nur noch zwei Speichen, aufgewerteten Materialien und jeder Menge Elektronik für Assistenz und Infotainment belebt. So gibt es virtuelle Anzeigen auf zwei Zehn-Zoll-Bildschirmen und einem Headup-Display, LED-Matrix-Scheinwerfer und ein Online-Navi mit eigenem App-Store, sowie jede Menge Touch-Sensoren statt Taster und ein Heer von Assistenzsystemen, die nun auch beim Ausweichen helfen oder beim Türöffnen nach Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern Ausschau halten.
Mittlerweile 4,69 Meter lang, klopft der neue Octavia lautstark an die Tür zur Mittelklasse – zumindest was das Platzangebot angeht. Erwachsene sitzen im Fond bequem, der Kofferraum war schon bislang der grösste der Klasse und legt nun sogar noch einmal zu: beim Combi um 30 auf 640 Liter.
Und dann ist da noch die Rubrik rund um den Markenslogan «Simply Clever», in der sich schon wieder ein paar pfiffige Kleinigkeiten mehr finden: Denn so simpel eine zweite, kleinere Tasche an der Rücklehne des Vordersitzes sein mag, so praktisch ist sie, wenn die Hinterbänkler darin ihre Handys verstauen können.
Wer schon mal eine Dashcam benutzt und sich am Kabelsalat hinter der Scheibe satt gesehen hat, der wird sich an der USB-Schnittstelle am Dachhimmel freuen. Und spätestens im nächsten Winter ergibt auch der Schneebesen einen Sinn, den die Tschechen als Alternative zum allfälligen Regenschirm in das Staufach in der Tür schieben. Thomas Geiger
Skoda New Octavia
Modell: Kompaktwagen
Masse: Länge 4689 mm, Breite 1829 mm, Höhe 1468 mm, Radstand 2686 mm
Kofferraum: 640 bis 1700 Liter
Motoren: Vorerst ein Benziner mit 150 PS sowie zwei Diesel mit 115 und 150 PS
Fahrleistungen: Von 0 auf 100 km/h in 8,3 bis 10,4 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit von 205 bis 224 km/h
Verbrauch (Werk): 4,7 bis 6,7 Liter auf 100 Kilometer
CO₂-Ausstoss (Werk): 124 bis 153 Gramm pro Kilometer
Preis: Ab 39 940 Franken
Infos: www.skoda.ch
Coronakrise stoppt Autoverkäufe
Absatzflaute: Im April sind in der Schweiz und Liechtenstein so wenig Personenwagen eingelöst worden wie seit der letzten Ölkrise nicht mehr.
Laut Auto-Schweiz, der Vereinigung der Schweizer Automobil-Importeure, liegt der kumulierte Marktrückgang seit Jahresbeginn bei 35,6 Prozent. In Zahlen ausgedrückt: Während in den ersten vier Monaten des vergangenen Jahres 100 685 Einlösungen neuer Personenwagen registriert wurden, waren es in diesem Jahr lediglich 64 834. «Seit Beginn des Lockdown wurden an einem durchschnittlichen Arbeitstag rund 800 Autos weniger zugelassen als üblich», erklärt Mediensprecher Christoph Wolnik dazu weiter. «Der hohe Anteil an Alternativ-Antrieben von 21,2 Prozent in den ersten Monaten ist erfreulich», schreibt Auto-Schweiz. Die Importeure warnen aber zugleich: «Die Krise könnte dazu führen, dass in den kommenden Monaten eher günstigere Modelle ohne Elektromotor angeschafft werden.»
Nur Porsche trotzt dem Trend
Die Hoffnung der Händler und Importeure liegt nun auf der Öffnung der Schauräume ab 11. Mai. «Natürlich unter strikter Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften », sagt Wolnik weiter. Die revidierte Marktprognose der Importeure für die Einlösung neuer Personenwagen im Jahr 2020 liegt nun bei 240 000. Mit einem solchen Gesamtergebnis wäre 2020 das schlechteste Auto-Jahr seit viereinhalb Jahrzehnten. Nur Porsche – nebst dem Nischenanbieter BMW Alpina – blieb in den ersten vier Monaten trotz Krise im Plus. Die Sportwagenmarke legt im Vergleich zu 2019 um 13,8 Prozent auf 991 Verkäufe zu. Den ärgsten Rückgang bis Ende April musste SsangYong verbuchen. Bei den «Alternativen» legten vor allem die Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge zu, während die reinen Stromer einen kleinen Dämpfer und ein Minus von 11,9 Prozent verbuchten. (red)