Zweimal im Jahr werden bei den meisten Autos die Reifen gewechselt. Auch wenn ein grosser Teil der Autofahrer Routine haben dürfte: Die ein oder andere Frage stellt sich doch immer wieder.
Wann ist Zeit für den Wechsel und wer führt ihn durch?
Eine Faustformel besagt, dass Sommerpneus von Ostern bis Oktober genutzt werden sollen. Weil der Feiertag aber jedes Jahr auf ein anderes Datum fällt, sollte man den Wechsel von den Wetterbedingungen abhängig machen: Wenn kein Frost in Sicht ist und die Temperaturen kontinuierlich über sieben Grad bleiben, empfiehlt sich auch ein früherer Tausch. Muss man im Gegenteil noch mit Minusgraden rechnen, sollte man lieber noch zuwarten.
Lagern die Sommerreifen auf Felgen in der Garage, kann man den Wechsel mit dem passenden Werkzeug und etwas handwerklichem Geschick selbst durchführen. Wer sich das nicht zutraut oder keine Lust hat, sollte sich frühzeitig um einen Termin in der Werkstatt kümmern, denn üblicherweise kommt es in der Hochsaison zu Engpässen.
Wann braucht es neue Reifen und welche Qualtität?
In der Regel kann man beim Reifenwechsel auf die Pneus des Vorjahres zurückgreifen. Allerdings gilt dies nicht, wenn die Reifen älter als zehn Jahre oder zu stark abgefahren sind. Auch wenn der Gesetzgeber lediglich noch mindestens 1,6 Millimeter Restprofil fordert, empfehlen Experten, Sommerreifen bereits bei drei Millimetern zu wechseln, Winterreifen bereits bei vier. Häufig sind die Pneus auf den Antriebsrädern schneller runtergefahren – dann reicht es, nur diese zu wechseln. Dringend zu empfehlen sind Pneus vom gleichen Typ. Von einer Bereifung mit stark unterschiedlichen Pneus ist abzuraten, da sich das Fahrverhalten verändern kann.
Von Billigreifen, meist aus China importiert, ist abzuraten. Bei Tests von Autoclubs und Autozeitschriften schneiden sie immer besonders schlecht ab. Zu den Siegern zählen meist die Pneus der grossen Premiummarken Continental, Michelin, Goodyear-Dunlop, Pirelli und Co. Wer weniger Geld ausgeben will, fährt mit Markenherstellern aus der zweiten Reihe aber nicht schlechter. Zudem haben viele Premiumhersteller preisgünstige Tochtermarken im Programm, beispielsweise Continental mit Uniroyal oder Goodyear mit Fulda, die nicht immer die neueste Technik, aber solide Ware bieten.
Letztlich hängt die Reifenwahl auch vom eigenen Fahrprofil ab: Wer viel und gerne sportlich unterwegs ist, der sollte nicht ausgerechnet beim Reifenkauf sparen. Wer nur gelegentlich in der Stadt unterwegs ist, braucht hingegen nicht das neueste Hightech-Modell. Pneus gibt es an vielen Orten: im Autohaus, beim Reifenhändler, im Internet und im Baumarkt. Besonders günstig ist letztgenannte Quelle, allerdings finden sich dort häufig eben jene nicht empfehlenswerten Billigreifen. Auch im Internet werden solche «Problempneus » gerne offeriert, es gibt aber auch zahlreiche seriöse Internetshops für den Reifen. Wer nur den nackten Reifen kauft, muss ihn noch von einem Fachmann auf die Felge ziehen und auswuchten lassen. Vermeintliche Billigangebote relativieren sich dann schnell, denn der Monteur am Wohnort verlangt in solchen Fällen häufig höhere Preise, als wenn die Pneus direkt bei ihm gekauft werden. Auch an die Entsorgung der Altreifen sollte man beim Kauf denken – Fachbetriebe übernehmen das in der Regel für ihre Kunden.
Was ist nach dem Wechsel zu beachten?
Wer neue Pneus auf den Achsen hat, sollte diese zunächst vorsichtig einfahren. Nicht nur, weil sie möglicherweise etwas anders reagieren als die vorher verwendeten Exemplare, sondern auch, weil sie noch nicht den vollen Grip haben. Wenn Reifen aus dem Werk kommen, sind sie sehr glatt, da sie beim Vulkanisieren mit einem silikonähnlichen Trennmittel eingesprüht werden. Das sorgt dafür, dass die fertigen Pneus nicht an ihrer Form festkleben – führt aber auch zu vermindertem Halt auf Asphalt. Erst nach 200 bis 300 Kilometern ist die Beschichtung verschwunden, zudem wird die Reifenoberfläche beim Fahren leicht aufgeraut und greift dann besser.
Die besten Orte zum Übersommern sind der Keller oder die Garage. Befinden sich die Reifen auf einer Felge, werden sie übereinander gelagert. Im Zubehörhandel werden Wandhalterungen oder Felgenbäume angeboten, die die Räder stabil in Position halten. Vor dem Einlagern sollte der Luftdruck um 0,5 bar gegenüber der Herstellervorgabe erhöht werden, um den Druckverlust während der Lagerung auszugleichen. Werden die Pneus ohne Felgen gelagert, müssen sie senkrecht an die Wand gelehnt werden. Häufig wird geraten, die Gummis alle paar Monate ein wenig zu drehen; der Effekt ist bei kurzen Lagerzeiten aber gering. In jedem Fall ist darauf zu achten, dass das Gummi nicht mit Öl, Lösungsmitteln oder anderem Schmutz in Berührung kommt. Auch starke Sonneneinstrahlung oder Hitze bekommen den Reifen schlecht. Wer selber keinen Platz hat, kann die Pneus bei Garagisten einlagern. Häufig ist es billiger, wenn auch gleich der Reifenwechsel dort vorgenommen wird. Holger Holzer
Pneu selber wechseln: Die wichtigsten Punkte
Der Pneuwechsel in Eigenregie ist kein Hexenwerk. «Prinzipiell lässt sich der Reifenwechsel auch mit überschaubarem handwerklichem Geschick selber vornehmen», sagt Stefan Ehl von der deutschen Sachverständigenorganisation KÜS. Verfügt ein Auto über ein direktes Reifendruck-Kontrollsystem (RKDS), müssen nach dem Pneuwechsel die Sensoren angelernt werden – und zwar in der Werkstatt. Dann braucht es die richtigen Werkzeuge: einen stabilen Wagenheber sowie einen Drehmomentschlüssel.
«Der Wagenheber muss an den richtigen Punkten der Karosserie angesetzt werden», erklärt Stefan Ehl. Welche das sind, steht in der Bedienungsanleitung des Autos. «Bei einigen Pneumodellen gibt es eine Laufrichtungs-Bindung, die muss unbedingt beachtet werden», sagt Ehl weiter. Angezeigt wird diese durch einen entsprechenden Pfeil auf der Flanke. Nach dem erfolgreichen Wechsel sollte die erste Fahrt zur Tankstelle führen, um den Reifendruck zu prüfen. Der richtige Wert findet sich auf einem Aufkleber an der Karosserie, meist im Tankdeckel oder im Bereich der B-Säule oder in der Bedienungsanleitung. (red)