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Grüner und smarter als jeder andere BMW

Die Bayern preisen ihren grossen Elektro-SUV iX als Technologietreiber und Vorreiter für Nachhaltigkeit. Anders als mit der Studie iNext angekündigt, mussten sie das autonome Fahren aber in die Zukunft verschieben.

Grüner und smarter als jeder andere BMW

Umstrittenes Design: Die Schlitzaugen und geblähten Nüstern des iX sind nicht jedermanns Sache. Bilder: PD

Mit dem i3 waren sie ein Vorreiter des Wandels. Doch weil der seiner Zeit voraus war und sich entsprechend schleppend verkaufte, ist BMW bei der Elektromobilität auf die Bremse getreten. Jetzt ziehen die Bayern das Tempo aber wieder an: Wenn sie Ende Jahr den iX in den Handel bringen, ist das nicht nur einfach eine Elektro-Alternative zum etwa gleich grossen X5. Grün in Antrieb, Ausstattung und Produktion und obendrein smarter als jeder andere BMW soll er zum Vorreiter für nachhaltigen Luxus werden und zum Leuchtturm für neue Technologien. Zum Weltenretter taugt der Wagen hingegen nicht – denn bei einem Startpreis von 99 900 Franken dürfte sich der Einfluss aufs globale Klima in engen Grenzen halten.

«Technologie treibt den Fortschritt voran, den wir benötigen, um selbst grösste Herausforderungen zu bewältigen», sagt BMW-Chef Oliver Zipse. Und sein oberster Entwickler Frank Weber attestiert dem iX davon jede Menge: «Die Technologie des iX setzt Massstäbe: Er hat mehr Rechenleistung zur Datenverarbeitung und leistungsfähigere Sensorik als die neuesten Fahrzeuge unseres aktuellen Portfolios, ist 5G-fähig, wird neue und verbesserte automatisierte Fahr- und Parkfunktionen erhalten und nutzt die leistungsstarke fünfte Generation unseres elektrischen Antriebs.»

Innen eine gemütliche Lounge

Zwar rühmen die Manager den iX damit als technologischen Meilenstein – doch ganz so gleissend hell strahlt dieser Leuchtturm nicht. Das liegt nicht allein am Design, das auf dem Weg von der Studie iNext zum Serienmodell zwar entschärft wurde, aber mit der grossen Niere und den schmalen Scheinwerfern noch immer kontrovers diskutiert wird. Vor allem liegt es an einer elektronischen Enttäuschung: Denn trotz 5G-Connectivity und einem prall gefüllten Baukasten an Assistenzsystemen mit neuen automatisierten Fahr- und Parkfunktionen ist das beim Debüt der Studie versprochene autonome Fahren erst einmal vom Tisch. Wie die Konkurrenz vertrösten die Bayern auf kommende Evolutionsstufen.

Dass der iX futuristisch aussieht, liegt vor allem an seiner Statur, die etwa so lang ist wie ein X5, so flach wie ein X6 und mit dem eigenwilligen Dekor der D-Säule bewusst an den i3 erinnert. Und auch wenn sich die Kundschaft noch am Äussern reiben mag, wirkt der Fünfsitzer innen umso einladender: Lack und Leder waren gestern, die vielen Knöpfe und Schalter fallen weg. Stattdessen blickt man in eine gemütliche Lounge mit noblen Stoffen und Hölzern und sieht vor dem Lenkrad ein grosses, schlankes Display, das leicht zum Fahrer hingebogen ist. Unter einer rahmenlosen Abdeckung verbergen sich dort ein 12,3 Zoll grosser Bildschirm und ein zweites Touchdisplay (14,9 Zoll Diagonale). Die wenigen verbliebenen Schalter etwa auf der hölzernen Konsole, die frei zwischen den Sitzen «schwebt», sind mit Kristallglas veredelt, und die weitere Technik ist geschickt versteckt. «Shy-Tech» nennt BMW das Konzept, mit dem innen etwa die Lautsprecher und aussen die Türgriffe, die Rückfahrkamera oder der Wischwassereinfüllstutzen nahezu unsichtbar werden.

Bis 600 Kilometer Reichweite

Wo die Bayern beim Ambiente neue Wege gehen, ist der Antrieb zwar ganz neu, aber doch schon wieder ein alter Bekannter. Denn der iX greift in denselben Baukasten mit Elektromotoren ohne seltene Erden, besonders dicht gepackten und deshalb äusserst effizienten Batterien und einem reduzierten Gesamtgewicht, den BMW schon für den kleineren iX3 vorgestellt hat und bald auch für den i4 nutzt. Nur dass für das elektrische Flaggschiff die ganze mögliche Palette ausgereizt wird. Schon das Basis-Modell iX xDrive 40 fährt mit zwei Motoren, die zusammen über 240 kW (300 PS) leisten und in weniger als sechs Sekunden 100 Stundenkilometer erreichen.

Sein Akku mit 70 kWh Kapazität soll für über 400 Kilometer ausreichen. Wer den iX xDrive 50 (ab 114 900 Franken) bestellt, bekommt über 370 kW (500 PS) und schafft 100 Kilometer pro Stunde in weniger als fünf Sekunden – zudem steigt die Reichweite mit der grösseren 100-kWh-Batterie auf über 600 Kilometer an. Die Ladeleistung beträgt maximal 200kW. An einer schnellen Gleichstrom-Säule kommt der iX so bestenfalls in 40 Minuten von 10 auf 80 Prozent und lädt in 10 Minuten für 120 Kilometer Strom.

Die Bayern wissen offenbar insgeheim , dass es auf der Strasse in die Zukunft ganz schön eng werden dürfte und dass der iX gegen viele etablierte und neue Konkurrenten antreten muss. Vielleicht auch deshalb haben sie die Niere so konstruiert, dass leichte Blessuren kein Problem darstellen: Die zusätzliche Beschichtung aus Polyurethan ist so komponiert, dass Kratzer bei Raumtemperatur innerhalb von 24 Stunden wie von selbst verschwinden. Thomas Geiger

Für die Zukunft gerüstetes Cockpit

Grüner und smarter als jeder andere BMW-2
Kaum mehr Knöpfe und Schalter: BMW hat sein Bediensystem iDrive entschlackt und modernisiert.

BMW bringt in den Elektromodellen i4 und iX erstmals die neue Generation seines Bediensystems iDrive. Zentrales Bedieninstrument bleibt der Dreh-Drück-Schalter in der Mittelkonsole, mit dem die Münchner vor rund 20 Jahren die Infotainment-Steuerung revolutioniert haben. Neu sind mehr Funktionen auch per Sprachsteuerung bedienbar, dafür sinkt die Zahl der klassischen Taster und Schalter im Cockpit – sogar die Klimaanlage wird nicht mehr über Knöpfe bedient. Highlight ist ein grosses gekrümmtes Display mit zwei darin vereinten Bildschirmen, das sich vom Instrumentenbrett bis in die Mittelkonsole zieht. Ein 5G-Modul sorgt für eine schnelle Verbindung, über die auch Over-the-Air-Updates ermöglicht werden. (ds)