Knapp 8900 Franken. Zu diesem Basispreis ist der aktuelle Dacia Sandero zu haben – da gibt es teurere E-Bikes. Kein Wunder ist das Einstiegsmodell der rumänischen Renault-Tochter ein Kassenschlager: Mit fast 2,1 Millionen Einheiten seit der Einführung 2008 ist der Sandero der Topseller der Marke und macht ein Drittel der globalen Verkäufe aus. Dass die Billigmarke auch in der Schweiz so gut funktioniert, ist allerdings nicht selbstverständlich. Hier entscheiden sich die Autokäufer gern für teurere Modelle: Der Durchschnittspreis für Neuwagen liegt in der Schweiz laut Datenauswerter Statista aktuell bei knapp 50 000 Franken. Dafür kann man sich fünf Dacias auf den Parkplatz stellen.
Als Einstiegsmodell zum unschlagbaren Preis hat sich der Dacia Sandero zum bestverkauften Modell der rumänischen Renault-Tochter entwickelt. Nun folgt die komplett neu entwickelte, dritte Modellgeneration.
Trotzdem liegen die Rumänen im Hochpreisland Schweiz im laufenden Jahr mit 3774 verkauften Einheiten per Ende August auf Rang 13 in den Verkaufscharts, noch vor Marken wie Hyundai, Opel, Mazda, Citroën oder Nissan. Das Konzept mit den günstigen Autos mit solider Technik ohne Schnickschnack zieht, und daran will Dacia auch nichts ändern. «Das ist unsere DNA: auf das Nötige beschränkte Autos zu fairen Preisen, die aber die wichtigen Bedürfnisse der Kunden abdecken», bekräftig Marketingdirektor Mihai Bordeanu.
Viele neue Features an Bord
Im Fall des neuen Sandero bedeutet dies: zahlreiche neue Assistenz- und Sicherheitssysteme sowie Komfortfeatures ohne Firlefanz. Automatisches Notbremssystem, Totwinkelwarner, Berganfahrassistent, elektrische Parkbremse, radarbasierter Einparkassistent mit Rückfahrkamera – das sind nur einige der neuen Features, die serienmässig oder gegen Aufpreis erhältlich sind. Hinzu kommen ein deutlich modernisiertes Infotainment-Angebot, automatische LED-Scheinwerfer oder eine Scheibenwischerautomatik – Ausstattungsdetails, die in modernen Autos längst keine Neuheit mehr, in einem «Low Price» Modell wie dem Dacia Sandero hingegen durchaus erwähnenswert sind.
Möglich wurde diese Modernisierung durch eine neue technische Plattform, auf der auch der neue Renault Clio aufbaut. «Mit diesem Baukasten und den effizienten Motoren profitiert der Sandero von den neuesten Entwicklungen der Renault-Allianz», sagt Marketingdirektor Bordeanu. Damit wächst auch das Platzangebot im Innenraum: Im Fond geniessen die Passagiere vier Zentimeter mehr Beinfreiheit, vorn gibt es immerhin acht Millimeter mehr Platz für die Ellenbogen. Hinzu kommen neue Ablagen und ein etwas grösserer Kofferraum – dort finden neu 328 Liter Platz, acht Liter mehr als im Vorgänger. Aussen nehmen die Länge und die Breite nur leicht zu, dafür ist der Neue etwas flacher, was im zu eleganteren Proportionen führt.
Das Gleiche gilt auch für die Topversion Sandero Stepway, die mit einem globalen Anteil von 65 Prozent klar die meistgekaufte Variante ist – in der Schweiz entschieden sich bisher sogar 80 Prozent für den Stepway. «Der neue Sandero sieht markanter und sportlicher aus, der Stepway wird noch eigenständiger im Design. Beide Modelle werden in der Schweiz sehr gut ankommen und kräftig zulegen können», sagt Karin Kirchner, Sprecherin von Renault Schweiz. Der Stepway hat vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit, ist dadurch entsprechend höher und trägt Kunststoffschütze rundherum, was ihm einen robusteren Look verleiht. Natürlich ist er auch grosszügiger ausgestattet, etwa mit einer cleveren Dachreling, deren Längsträger einfach in zwei Querträger umgebaut werden können.
Möglich wurde die Modernisierung durch eine neue technische Plattform, auf der auch der neue Renault Clio aufbaut.
Gas- statt Hybridvariante
Im Motorenangebot darf man natürlich nicht zu viel vom Sandero erwarten. Die Palette umfasst zur Markteinführung einen Einliter-Dreizylinder-Sauger mit 65 PS und manuellem Fünfgang-Getriebe (nicht für den Stepway) sowie einen gleich grossen Turbobenziner mit 90 PS, Sechsgang-Getriebe oder optionaler CVT-Automatik. Ausserdem wird eine Flüssiggasvariante (LPG) mit 100 PS und manueller Sechsgang-Schaltung ins Angebot aufgenommen. «Wir bieten keine Hybride, dafür diese Gasvariante an», erklärt Marketingleiter Bordeanu. «Eine Hybridisierung ist nicht mit unserem Credo des bestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnisses vereinbar.»
Bei diesem Preisniveau ist dieser Entscheid durchaus nachvollziehbar – zwar sind die Prei-se für den neuen Sandero noch nicht bekannt, doch wird er sich diesbezüglich nicht entscheidend vom Vorgänger abheben. In der Schweiz werden der neue Sandero und der Sandero Stepway Mitte Januar 2021 bei den Händlern stehen. Ausserdem hat Dacia auch die neue Generation des Logan präsentiert, der auf der gleichen Plattform aufbaut, aber etwas grösser ist. Gezeigt wurde allerdings erst die Stufenhecklimousine, die hierzulande nicht angeboten wird. Der neue Logan MPV (Kombi), der dann auch in der Schweiz erhältlich sein wird, erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt. Dave Schneider
Dacia und Renault: Eine Ehe in Raten
Die Geschichte von Dacia ist schon länger eng mit Renault verwoben. 1999 übernahmen die Franzosen die Mehrheit am rumänischen Autobauer, seit 2004 ist Dacia eine vollständige Tochtermarke. Doch bereits der Dacia 1100, der im August 1968 als Erster in Rumänien vom Band lief, war ein Lizenzbau des Renault 8. Es folgten weitere Lizenzbauten der Renault-Modelle 12, 18 und 20, bevor 1978 der Vertrag auslief. Auch danach baute Dacia weitere Modelle auf Renault-Basis. 2004 wurde mit dem Logan das erste Dacia-Modell auf Westeuropas Märkte gebracht. Der richtige Durchbruch gelang den Rumänen 2008 mit der Einführung des Sandero und 2010 mit dem SUV Duster. Heute sind ausserdem der Lodgy, ein Van mit bis zu sieben Sitzen, sowie der Hochdachkombi Dokker im Angebot. Für 2021 wird der Elektrowinzling Spring angekündigt, der baugleich mit dem nicht in Europa angebotenen Renault K-ZE ist und eine Reichweite von immerhin 200 Kilometern verspricht. (ds)