Die US-Marke Cadillac ist eng mit der Schweiz verbunden. General Motors suchte bereits in den frühen 30er-Jahren einen Standort für ein Montagewerk in der Schweiz. 1935 wurde die General Motors Suisse in Biel gegründet, ein Jahr später liefen dort die ersten Buick-Modelle Made in Switzerland vom Band. Ab 1938 wurden in Biel auch Cadillacs gebaut, allerdings nur zwei Jahre lang. Nach dem Krieg wurden im Seeland Fahrzeuge anderer GM-Marken wie Oldsmobile, Pontiac und Opel gebaut, bis die Automontage in Biel 1975 eingestellt wurde.
Das erste vollelektrische Modell der GM-Tochter steht vor der Markteinführung. Bis es so weit ist, bringen die Amerikaner mit dem XT4 noch einen klassischen SUV nach Europa.
Die GM-Autoproduktion verschwand aus der Schweiz, doch die Verbindung zum US-Hersteller ist geblieben. General Motors Suisse wurde im Laufe der Jahre mehrfach umbenannt und wechselte den Sitz von Biel nach Opfikon – an diesem Standort entstand 2012 mit General Motors Europe die europäische Zentrale des amerikanischen Auto-Giganten, wo seither auch die hiesigen Geschäfte der Marke Cadillac gesteuert werden. Die Verkaufszahlen sind hierzulande in den letzten Jahren allerdings kaum der Rede wert: 2018 konnten die Amerikaner in der Schweiz noch 233 Fahrzeuge absetzen, im laufenden Jahr waren es per Ende September 16.
Einziges Modell in der Schweiz
Mit einem kompakten, auf Europa zugeschnittenen SUV will Cadillac nun für frischen Schwung in den Verkaufsbüchern sorgen. Der XT4 löst den grösseren XT5 ab, seines Zeichens das meistverkaufte Cadillac-Modell weltweit. Er wird vorübergehend das einzige Modell in der Palette der US-Marke in der Schweiz sein. Grosse Erwartungen setzt man in den vollelektrischen SUV Lyriq, der 2022 in den USA auf den Markt kommen soll und der als erstes Produkt auf der neuen, modularen Plattform für Elektrofahrzeuge des GM-Konzerns aufbaut. Wann der Lyriq in die Schweiz kommt, ist noch nicht bekannt.
In der Zwischenzeit soll es also der XT4 richten. Der Crossover ist bereits seit zwei Jahren in den USA und in China erhältlich, nun wird er in angepasster Form auch nach Europa gebracht. «Der XT4 ermöglicht uns den Zugang zu einem Segment, in dem die Marke bisher nicht vertreten war», sagt Cadillac-Europachef Conark Shah zuversichtlich. Mit einer Länge von 4,6 Metern passt der SUV gut in unsere Gefilde, wo er mit der markentypischen Designsprache aus der Masse herausstechen wird. «Der XT4 vermittelt die DNA von Cadillac», sagt Therese Pinazzo, die für das Aussendesign verantwortlich zeichnet. «Er hat eine starke Präsenz, die Selbstbewusstsein und Sicherheit ausstrahlt.»
Ungünstige Verbrauchswerte
Dem Cockpit ist allerdings anzusehen, dass der XT4 bereits seit zwei Jahren auf dem Markt ist – vor allem der für heutige Verhältnisse kleine Acht-ZollBildschirm wirkt etwas angestaubt. Dabei ist das Infotainment mit 3-D-Navigation, 360-Grad-Kamera und Smartphone-Einbindung auf dem neuesten Stand, genauso das gesamte Ausstattungsangebot: Head-up-Display, HD-Rückfahrkamera im Rückspiegel, automatisch beheizbare Front-, Rücksitze und Lenkrad, Parkassistent für Parallel- und Querparken samt Querverkehrswarnung hinten oder der adaptive Tempomat mit Stop-and-Go-Funktion sind nur einige der Features, die der Cadillac bietet. Und auch die Gestaltung des Interieurs mit schwungvollen Linien wirkt modern: «Wir durften dabei mutiger vorgehen als je zuvor», erklärt Innenraum-Designer Phillip Kucera. Die Raumverhältnisse für die Passagiere sind dabei grosszügig, genauso wie das Kofferraumvolumen von 637 Litern.
Um mit dem XT4 auf den europäischen Märkten punkten zu können, hat Cadillac eigens einen Dieselmotor entwickelt. Der Zwei-Liter-Vierzylinder ist mit 174 PS Leistung und 381 Nm Drehmoment durchzugstark, aber zu laut – das passt nicht zu einem Luxus-Brand wie Cadillac. Besonders sparsam ist der Selbstzünder auch nicht: Mindestens 6,4 Liter genehmigt sich der Turbodiesel im WLTP-Normverbrauch und stösst dabei 167 Gramm CO2 pro Kilometer aus – da schneiden vergleichbare Aggregate von europäischen Herstellern besser ab. Dafür wird die Dieselvariante aber hierzulande auch mit Allradantrieb angeboten, ein Pluspunkt im 4x4-Land Schweiz. Etwas später wird dann ein Zwei-Liter-Turbobenziner mit Frontantrieb das Angebot ergänzen. Der 230 PS leistende Vierzylinder kann über eine verschiebbare Nockenwelle zwei der vier Zylinder abschalten und so entsprechend Treibstoff sparen – im WLTP-Verbrauch schneidet er aber trotzdem mit einem Schnitt von zehn Litern auf 100 Kilometer und einem C02-Ausstoss von 228 Gramm pro Kilometer ziemlich schlecht ab.
Die Ausgangslage in Europa und in der Schweiz ist für Cadillac weiterhin schwierig. Dass der XT4 die Verkaufszahlen der Amerikaner entscheidend nach oben treiben kann, ist eher unwahrscheinlich. Allerdings bietet er eine spannende Alternative für SUV-Käufer, die sich zu einem fairen Preis von der Masse abheben wollen. Besonders die ausgefallene Design-Sprache dürfte dem XT4 viele Fans einbringen – auf einer ersten Probefahrt rund um Zürich sorgte der kantige Ami für Aufsehen. Dave Schneider
Cadillac XT4
Modell: Kompakt-SUV
Masse: Länge 4593 mm, Breite 1881 mm, Höhe 1612 mm, Radstand 2779 mm
Kofferraum: 637 bis 1385 Liter
Motoren: 2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 230 PS, 2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit 174 PS
Fahrleistungen: Von 0 auf 100 km/h in 8,3 bis 10,4 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 200 bis 210 km/h
Verbrauch (WLTP): 6,4 bis 10 Liter auf 100 Kilometer
CO2-Ausstoss (WLTP): 167 bis 228 Gramm pro Kilometer
Markteinführung: Ab sofort
Preis: Ab 42300 Franken