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Wohnen wird noch wichtiger

Wohnen wird noch wichtiger

Edle Wäsche und hübsche Kissen machen das Bett frisch und persönlich, alles von Normann Copenhagen. Bild: normann-copenhagen.com

So stark haben die meisten die Wohnung noch nie genutzt. Auf einmal war das Zuhause nicht mehr der Ort, an den man immer wieder zurückkehrt, sei es von der Arbeit, der Schule, dem Ausgang oder einer Reise, sondern wurde zur eigenen kleinen Welt, in der man sich praktisch immer aufhält. Auch öffnete man die Tür nicht mehr für Gäste, sondern nutzte die Wohnung fast wie eine Festung. Diese Zeit hat das Wohnen für alle noch wichtiger gemacht – zur sehr persönlichen Angelegenheit.Eroberung des TerritoriumsViele haben im Lockdown erst mal tüchtig aufgeräumt, geputzt und ihre Dinge neu eingeordnet. Das ist eine ganz natürliche Reaktion auf eine neue, unsichere Situation. Sie ist vergleichbar mit dem Kofferauspacken, wenn man im fremden Hotelzimmer oder in der Ferienwohnung ankommt. Damit macht man sich nämlich diesen Ort zu seinem. Solche Tätigkeiten helfen, das Revier abzustecken, und haben eine beruhigende Wirkung.

Die Wohnung wird in diesen Tagen zum Zentrum der Welt, zum gemütlichen Nest, Arbeitsort und sicheren Refugium.

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Wenn die schönsten Dinge hinter Schranktüren versteckt sind, dann holt man sie viel zu selten hervor, alles von Bungalow.
Bild: bungalow.dk

Eine andere neue Erfahrung, die wir gemacht haben, ist, dass man auf einmal alles nur für sich selbst und die Menschen, mit denen man zusammenlebt, macht. Es geht nicht mehr darum, seine Wohnung hübsch für Gäste herzurichten oder sie instagramtauglich zu machen. Sie muss nichts darstellen, sondern bloss so sein, dass man gut, schön und komfortabel darin wohnen und arbeiten kann.

Schönes neues Wohnen

Dabei ist vielen aufgefallen, dass sie einiges in Sachen Einrichtung ändern möchten. Kaum öffneten die Baumärkte und später die Geschäfte, wurde viel für das Zuhause und den Garten eingekauft. Interiorberater und Handwerker werden gerade häufig beigezogen, denn die Ideen, die während des Lockdowns aufgekommen sind, möchte man nun so schnell wie möglich umsetzen. Es geht beim Wohnen gerade nicht um Trends, sondern um sehr persönliche Bedürfnisse. Etwas Wundervolles, das uns diese schwierige Zeit gelehrt hat, und etwas, das wir immer noch lernen, ist, uns auf das zu konzentrieren, das wir haben, und damit das Beste zu machen. Die geschlossenen Türen führten uns auf unsere eigenen Wünsche zurück. Das hilft, mehr zu wagen, und führt zu individuelleren Einrichtungen.

Mehr Freude an der Gemütlichkeit
   

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Aufräumen und Einordnen helfen, das Revier abzustecken, und haben eine beruhigende Wirkung, alles von Ferm Living.
Bild: fermliving.com

Dabei ist auch die Angst vor der Gemütlichkeit verschwunden. Coolsein hat nämlich grad viel mit dem kuschligen wohligen Gefühl des Daheimseins zu tun. Endlich schätzen auch Puristen das Extrakissen mehr auf dem Sofa, die Blümchen auf dem Balkon, die Vorhänge, die man zuziehen kann, um sich vor Blicken der Nachbarn zu schützen, oder die Teppiche, die es schaffen, Sinnlichkeit in den Raum zu bringen und Schritte zu dämpfen. Es werden wieder vermehrt Wände oder gar ganze Räume gestrichen, Bilder aufgehängt, Blumen eingestellt, dekoriert und gestylt.

Not, Furcht, Ausnahmezustände erzeugen Demut – und Demut schafft Achtsamkeit. Zu Hause bedeutet das, dass man zum Beispiel den Tisch mit mehr Liebe deckt. Egal ob man nun als Familie wohnt, zu zweit, in einer WG oder alleine. Kochen, Essen und Geniessen machen mehr Freude, wenn die Schönheit zu Gast ist. Schöne Töpfe und Kochwerkzeug in der Küche und überhaupt eine wohnlichere Küche bieten die Ausgangslage, um lieber und besser zu kochen. Da helfen Musik, warmes Licht, Bilder an der Wand, Kochbücher und einige persönliche Dinge, die zwischen Tellerstapeln und Lebensmitteln zeigen, dass diese Küche unser persönliches Reich ist. Die liebevoll gekochte Pasta wird zu einem Festessen, wenn sie im schönen Teller auf einem Tischtuch serviert wird, mit Kerzenlicht, einem guten Glas Wein und Zeit.

Achtsamkeit und neue Rituale

Zwar lässt das Homeoffice die Kollegen vermissen, bietet aber Möglichkeiten für entspannte Pausen. So kann man sich daheim in aller Ruhe einen Tee machen, ihn stilvoll in einen hübschen Keramikbecher geniessen, dabei ein wenig aus dem Fenster schauen oder im Lieblingssessel sitzen. Solche Rituale verbinden mit dem Zuhause und lassen es anders erleben.

Die grössere Achtsamkeit auf Hygiene hat auch auf das Styling im Bad, in der Küche und im Entrée einen Einfluss. Können Sie wirklich die Schuhe gut aus- und anziehen? Da helfen Stühle, Hocker oder Bänke. Auch brauchen die Flüssigseifen und Desinfektionsmittel einen guten und hübschen Platz. Am besten stellen Sie sie auf kleine Tabletts neben das Waschbecken. Handtücher hat man kleine und viele und dafür einen Korb bereit, in dem sie nach Gebrauch landen können. Wenn solche Arrangements noch einen kleinen Blumenstrauss bekommen, dann wirkt alles freundlicher und liebevoller.
  

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Den Lieblingsplatz am Fenster einzurichten, öffnet neue Aussichten, alles von House Doctor. Lieblingsdinge sind zum Sehen und Brauchen da, Wohnaccessoires von Broste Copenhagen. Auch Puristen schätzen das Extrakissen mehr auf dem Sofa, alles von Broste Copenhagen.
Bilder: societyoflifestyle.com/brand/house-doctor/brostecopenhagen.com

Lieblingsdinge sind zum Sehen und Brauchen da

Die Zuhausezeit hat auch die Freude am Lesen geweckt. Man hat vielleicht beim Aufräumen des Bücherregals entdeckt, dass dieses nicht so richtig zum Schmökern einlädt. Ordnen Sie die Bücher nicht nach Farben, bloss weil das hübsch aussieht und man es in einem Katalog oder auf Instagram bewundert hat. Diese Idee ist nämlich genau nur für eines gedacht – nämlich für Fotos. Bücher sind keine Dekogegenstände, sondern ein Kulturgut. Mein Lieblingsbuchladen Daunt Books in Marylebone, London, ordnet seine Bücher nach Ländern. Da findet man zum Beispiel in der Kategorie Schweiz schöne Bildbände, Reiseberichte, Schweizer Literatur, aber auch «Frankenstein», weil Mary Shelley diesen Roman in der Nähe des Genfersees geschrieben hat. Oder «Hotel du Lac» von Anita Brookner, dessen Schauplatz Montreux ist. Das inspiriert zum Schmökern und dazu, auf dem Sofa auf Reisen zu gehen.

Dasselbe gilt für schöne Teller, Platten und Schüsseln, für Besteck oder edle Gläser, für Tischtücher oder Bettwäsche. Wenn die schönsten Dinge hinter Schranktüren versteckt sind, dann holt man sie viel zu selten hervor. Geben Sie Ihren Lieblingssachen sichtbaren und einfach zugänglichen Platz. Da helfen bessere Regalsysteme oder hübsche und praktische Vitrinenschränke. Marianne Kohler Nizamuddin