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Volvo wird zum Onlinehändler

Eckig, praktisch, sicher und quasi unkaputtbar: Das waren bislang die Merkmale der schwedischen Marke. Mit dem SUV-Coupé C40 startet sie in eine rein elektrische Zukunft. Internet-Verkaufskanäle spielen dabei eine wichtige Rolle.

Volvo wird zum Onlinehändler

Der neue Volvo will nicht nur sauber und sicher sein, sondern auch modisch. Bild: PD

«Um erfolgreich zu bleiben, brauchen wir profitables Wachstum. Anstatt in ein schrumpfendes Geschäft zu investieren, investieren wir lieber in die Zukunft – elektrisch und online», sagte Hakan Samuelsson, Präsident und CEO von Volvo Cars am Dienstag bei der virtuellen – und dabei an Apple erinnernden – Präsentation der Elektrifizierungsstrategie. «Wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, eine führende Position im schnell wachsenden Premium-Elektroauto-Segment einzunehmen. » Will heissen: Ab 2030 soll Volvo nur noch reine Elektroautos verkaufen.

Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, darunter auch Plug-in-Hybride, werden dann nicht mehr angeboten. «Es gibt keine langfristige Zukunft für Autos mit Verbrennungsmotor», prognostiziert Henrik Green, Chief Technology Officer bei Volvo. «Darum sind wir entschlossen, bis 2030 ein reiner Elektroautohersteller zu werden. So können wir bei der Bekämpfung des Klimawandels ein Teil der Lösung sein.» Der Übergang zum reinen E-Auto-Hersteller ist Teil eines ambitionierten Klimaplans, mit dem die Schweden den CO2-Fussabdruck jedes Volvo-Modells über den gesamten Lebenszyklus hinweg deutlich reduzieren wollen.

Als Teil seiner neuen Geschäftsstrategie wird Volvo Cars stark in seine Online-Vertriebskanäle investieren, denn alle vollelektrischen Modelle werden ausschliesslich online erhältlich sein. «Die Zukunft von Volvo Cars wird durch drei Säulen definiert: elektrisch, online und Wachstum», erklärte Lex Kerssemakers, Leiter Global Commercial Operations, am Dienstag. «Unsere Kunden sollen in einem Volvo möglichst sorgenfrei unterwegs sein. Dafür nehmen wir ihnen die Komplexität beim Kauf und beim Fahren ab. Vereinfachung und Komfort sind der Schlüssel zu allem, was wir tun.»

Schrägheck sorgt für hitzige Diskussionen

Das erste Modell dieser neuen Ära wird der C40. Hinter dem Kürzel verbirgt sich allerdings nichts anderes als ein XC40 mit einem schrägen Heck. Also ein SUV-Coupé im Stil des Pioniers X6 von BMW. Schräges Heck? SUV-Coupé? Richtig: Der neue Volvo will nicht nur sauber und sicher sein, sondern auch modisch. Selbst wenn das wie in diesem Fall zulasten des Nutzwerts geht. «Am Heck fallen die markanten und komplett neu gestalteten Rückleuchten ins Auge, die perfekt mit der niedrigeren, zum Heck abfallenden Dachlinie harmonieren», freut sich Technologiechef Henrik Green. Dieser Meinung sind allerdings nicht alle: Die Heckansicht sorgte bereits wenige Minuten nach der Präsentation für hitzige Online-Diskussionen, während die eher traditionell gestaltete Front kaum diskutiert wurde. «Sie zeigt das neue Volvo-Gesicht für alle vollelektrischen Modelle, das nun Scheinwerfer mit moderner Pixeltechnik umfasst», erklärte Green weiter.

Mehr Reichweite, dafür weniger Platz

Kaum zu Diskussionen Anlass gibt die unter dem Blech verbaute Elektrotechnik: Wie im erst lancierten XC40 montieren die Schweden pro Achse einen 150 kW starken E-Motor und dazwischen einen Akku mit einer Kapazität von 78 kWh. Zusammen 408 PS stark, kommen die beiden Motoren auf ein maximales Drehmoment von 660 Nm und dank des spontanen Antritts aller Stromer in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Schluss ist wie bei allen modernen Volvos bei 180 Kilometer pro Stunde. Während der Neuling im Vergleich zum XC40 an Kopffreiheit in der zweiten Reihe und Platz im Kofferraum verliert, wächst indes die Reichweite des 4,43 Meter langen C40 um 20 Kilometer und liegt nun im WLTP-Testverfahren bei soliden 420 Kilometern. Geladen wird mit bis zu 11 kW, sodass die Batterie an einer schnellen Gleichstromsäule binnen 40 Minuten wieder zu 80 Prozent voll ist.

Preis wohl nicht verhandelbar

Weil neben dem Akku im Wagenboden auch irgendwo die Leistungselektronik untergebracht werden musste, geht dem C40 das Fach unter dem 400 Liter grossen Kofferraum verloren. Doch das machen die Schweden in Tesla-Manier mit einem Frunk – Abkürzung von Front-Trunk – hinter dem geglätteten Bug wieder wett. Denn dort, wo jetzt kein Verbrenner mehr arbeitet, haben sie Platz geschaffen für eine Ablage, in die zumindest das Ladekabel und ein paar Kleinigkeiten passen.

Einen Preis für den Neuling nannte Volvo zwar noch nicht. Doch wenn schon der XC40 Recharge 63 064 Franken kostet, dürfte die Preisliste für das Coupé wohl erst jenseits der 65 000-Franken-Marke beginnen. Und auf viel Erfolg beim Verhandeln des Preises sollte man dabei nicht hoffen – denn das dürfte in einem Onlinestore nicht mehr so einfach werden. Dieter Liechti

«Händler bleiben zentrale Anlaufstelle der Kunden»

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Vorkonfigurierte Fahrzeuge sollen eine Bestellung im digitalen Direktvertrieb vereinfachen.

Parallel zu den Investitionen in die Online-Vertriebskanäle will Volvo Cars gemeinsam mit den Vertretern stärkere Kundenbeziehungen aufbauen. «Die Partnerbetriebe bleiben ein entscheidender Teil des Kundenerlebnisses und gerade in Märkten wie der Schweiz die zentrale Anlaufstelle für Kunden», teilen die Schweden mit.

So bieten die Volvo-Vertreter weiterhin Beratungen und Probefahrten an. Auch wichtige Dienstleistungen wie Verkauf, Vorbereitung, Auslieferung und Wartung der Fahrzeuge liegen in der Verantwortung der Vertreter. «Care by Volvo», das Fahrzeugabonnement von Volvo, wird umfassend ausgebaut. Die vollelektrischen Volvo-Modelle sind dadurch im Komplettpaket mit Service, Garantie, Pannenhilfe, Versicherung und, sofern verfügbar, Ladeoptionen für zu Hause erhältlich. Zudem sollen die Kunden in wenigen Schritten zum Wunschauto gelangen. Sie können dabei aus zahlreichen vorkonfigurierten Fahrzeugen wählen, die nicht nur einfach und bequem bestellt, sondern auch schnell geliefert werden können. «Das transparente Preismodell mit fixen Konditionen macht zudem Verhandlungen überflüssig», erklärt Volvo. (lie)