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Stromern auf Wolke sieben

Probefahrt: Mit dem EQE bringt Mercedes eine zweite grosse Limousine mit Elektroantrieb. Viel Luxus, Technik und Reichweite sind seine Kennwerte.

Stromern auf Wolke sieben

Als rein elektrisch angetriebene Business-Limousine konkurriert der EQE mit dem Tesla Model S. Bild: Mercedes-Benz

Schaffe, schaffe, Häusle baue – dieser schwäbische Ausspruch kann gut auch auf Mercedes-Benz bezogen werden. Statt Häusle bauen die Stuttgarter zwar Autos, doch fleissig ist der älteste Autohersteller der Welt zweifellos, besonders wenn es um die Elektromobilität geht. EQA, EQB, EQC, EQS und EQV sind inzwischen auf dem Markt, dazu gesellt sich ab sofort der EQE. Bald folgen ausserdem der EQS SUV und der EQE SUV, und auch von der G-Klasse soll es bald eine elektrische Version geben.Der Umbau der Modellpalette unter Konzernchef Ola Källenius verläuft nach Plan, auch wenn es bei der Einführung des neuen EQE etwas Verzögerung gab (Lieferprobleme bei diversen Bauteilen sowie Einschränkungen durch die Pandemie). Doch nun steht sie da, die knapp fünf Meter lange Limousine, und sie sieht gut aus. Dank harmonischen Proportionen, im Windkanal fein geschliffen und mit einer auffälligen Lichtsignatur garniert, wirkt das neue Modell edel und elegant, wie es wohl beabsichtigt war.

«Mit dem typischen One-Bow-Design, schön gestalteten Linien und ebensolcher Silhouette schafft der EQE einen sehr aerodynamischen und futuristischen Look», sagt Chefdesigner Gorden Wagener. «All das macht ihn extravaganter, unterhaltsamer und aussergewöhnlicher und definiert die nächste Luxusklasse für die Marke Mercedes-EQ.»

Platz in Hülle und Fülle

Nach dem noch längeren EQS ist der EQE das zweite Modell, das auf einer neuen Elektroplattform für grosse Fahrzeuge aufbaut. Die beiden genannten SUV werden die gleiche Architektur nutzen. Die Vorteile dieser nur auf E-Antrieb ausgelegten Plattform kommen im EQE voll zum Tragen: Obwohl er aussen etwa die Abmessungen eines CLS besitzt, sind die Platzverhältnisse deutlich grosszügiger als in der aktuellen E-Klasse – der Innenraum beispielsweise ist acht Zentimeter länger. Der Radstand ist mit 3,12 Metern sehr lang, was das luxuriöse Raumangebot im Fond verdeutlicht.

Auch das Cockpit ist vom EQS abgeleitet. Dessen Hyperscreen genannte Benutzeroberfläche, bestehend aus drei grossen Displays, die optisch zu einem Element zusammengefasst sind und sich über fast die gesamte Innenbreite erstrecken, ist im EQE als Option erhältlich.

Standard sind ein frei stehender Bildschirm für das Infotainmentsystem sowie ein Screen für das Kombiinstrument. Zusammen mit dem riesigen Head-up-Display mit Augmented-Reality- Anzeige prasseln fast zu viele Informationen auf den Fahrer ein – daran muss man sich erst einmal gewöhnen.

Es ist schon eindrücklich, wie intelligent moderne Autos heute sind. Nur schon die Funktionen und Fähigkeiten des EQE aufzuzählen, würde den Rahmen der Berichterstattung sprengen. Zwei Beispiele: Das optionale Laserlicht verfügt insgesamt über 2,6 Millionen Mikrospiegel, mit denen das Licht gebrochen und gezielt gebündelt werden kann – so kann der EQE nicht nur Passanten am Strassenrand anstrahlen, sondern auch Informationen auf die Strasse leuchten, etwa Warnhinweise oder die Fahrspurbreite in einer Baustelle.

Und die Routenplanung des Navigationssystems errechnet nicht nur Weg, Zeit und die dazu optimalen Ladestopps, sie kalkuliert dafür auch den Energiebedarf, wobei Topografie, Streckenverlauf, Umgebungstemperatur, Geschwindigkeit sowie Heiz- und Kühlbedarf berücksichtigt werden.

Erstaunlich agil dank Hinterachslenkung Fahren kann der EQE natürlich auch, und das sehr gut. Dank Hinterachslenkung ist die Limousine erstaunlich handlich, die optionale Luftfederung sorgt für einen hervorragenden Fahrkomfort, die Geräuschisolation ist absolut adäquat. Der EQE ist ein luxuriöser Langstreckengleiter, und dank einer riesigen Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von über 90 kWh kommt er tatsächlich auch weit: Die Version 350+ schafft im besten Fall 654 Kilometer (WLTP). Diese Version hat einen Elektromotor mit 215 kW/292 PS und Heckantrieb. Ebenfalls erhältlich ist der 43 AMG mit zwei Elektromotoren, 350 kW/476 PS und Allradantrieb. Später im Jahr folgen mit dem 500 und dem 53 AMG noch Varianten mit 300 kW/408 PS respektive 505 kW/ 687 PS Leistung.

Geladen wird in allen Varianten mit maximal 170 kW – eine Ladung von 10 auf 80 Prozent dauert so gut eine halbe Stunde. Die Preise starten bei 84 300 Franken für den 350+ respektive 121 100 Franken für den 43 AMG. Das ist viel Geld, doch man bekommt dafür auch eine Menge Auto. «Wir wollen die nachhaltigsten und technisch fortschrittlichsten Autos der Welt bauen», sagt Christoph Starzynski, Chef der Marke Mercedes-EQ. «Der EQE ist das jüngste Beispiel dafür. Er wird einen bedeutenden Beitrag leisten.»  Dave Schneider