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Sportlich aus der Absatzkrise

Die sechste Generation des Opel-Bestsellers Astra steht in den Startlöchern. Der Kompaktwagen wird nicht nur dynamischer, sondern erstmals auch elektrifiziert.

Sportlich aus der Absatzkrise

Sportlich unterwegs und modisch designt: Der neue Opel Astra wird im Frühling 2022 ausgeliefert. Bilder: PD

Wo ist Opel? Nicht nur, dass der deutsche Autobauer in einer Grossfamilie unterzugehen droht – als die französische Konzernmutter PSA Anfang 2021 mit Fiat-Chrysler fusionierte, kamen schlagartig fast ein Dutzend Geschwister dazu. Etwa zur selben Zeit vermeldete die Blitz-Marke auch noch einen Absatzeinbruch von 35 Prozent im Jahr 2020, der sich wegen des überdurchschnittlichen Rückgangs im Marktvergleich nicht allein auf die Pandemiesituation schieben liess. In der Schweiz musste Opel im vergangenen Jahr sogar ein Minus von 55 Prozent hinnehmen. Der Marktanteil schrumpfte derweil von 3,2 auf 1,9 Prozent und stieg im ersten Halbjahr 2021 nur geringfügig wieder auf 2,1 Prozent an.Wie Opel die Situation nimmt? Scheinbar sportlich. Zum einen hiess es aus Rüsselsheim, die Marke sei trotz Krise rentabel geblieben – Grund für die Absatzverluste sei vor allem die Umstrukturierung des Angebots; wobei Modelle gestrichen wurden, die noch auf der Technik der früheren Konzernmutter General Motors beruhten. Zum anderen stehen neue Produkte in den Startlöchern. Allen voran der Astra als eines der verkaufsstärksten und nach 30 Baujahren traditionsreichsten Opel-Modelle überhaupt. Und die nunmehr sechste Generation des Kompakt-Klassikers schreibt sich neben der obligatorischen Effizienz vor allem eines auf die Fahne: Sportlichkeit.

Breiter und flacher

Wie der Peugeot 308 basiert der Astra auf der dritten Generation der Konzernplattform EMP2, die für Stellantis so wichtig ist wie der Modulare Querbaukasten (MQB) für den VW-Konzern und die den Entwicklern bei Opel laut Pressemitteilung «alle Gestaltungsmöglichkeiten » gegeben hat. Herausgekommen ist ein 4,37 Meter langer Fünftürer, der gegenüber dem Vorgänger kaum länger, dafür zugunsten der Platzverhältnisse inklusive beachtlichem 422-Liter-Kofferraum etwas breiter und vor allem sichtbar flacher geworden ist. Passend zu den sportlicheren Proportionen: muskulös ausgestellte Radhäuser, breite C-Säulen und das neue Markengesicht namens Vizor, das mit seiner glänzend schwarzen Kunststoffblende an ein Töffhelm-Visier erinnert. Darin integriert sind als «Kompaktklasse-Novum» die aus dem Flaggschiff Insignia stammenden Scheinwerfer mit je 84 LED-Elementen für einen «so präzisen wie fliessenden Lichtverlauf, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden».
 

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Futuristische Kommandozentrale mit volldigitalem Cockpit.

Überhaupt nimmt Opel wie schon beim 2015 eingeführten Vorgänger für sich in Anspruch, die Demokratisierung teurer Technologien voranzutreiben. Mithilfe zahlreicher Kameras und Radar- sowie Ultraschallsensoren rund um das Fahrzeug sollen «klassenführende Assistenzsysteme » vom 360-Grad-Rundumblick bis hin zu teilautonomem Fahren einschliesslich halbautomatischer Spurwechsel ermöglichen. Und selbstverständlich gehört ein solches Auto von einer futuristischen Kommandozentrale aus gesteuert: Das sogenannte Pure Panel, das im SUV-Modell Mokka Premiere feierte, präsentiert sich als breites, volldigitales Cockpit, das unter der horizontalen und auf Wunsch vollverglasten Oberfläche nahtlos zwei 10-Zoll-Widescreen-Displays vereint, wahlweise mit einem grossen Headup-Display ergänzt wird und die Kunden, so Opel-Designchef Mark Adams, «in eine völlig neue Welt» entführt. «Noch nie war ein Opel so intuitiv und perfekt zu bedienen», verspricht ausserdem die Pressemitteilung – die Bedienung orientiere sich am Smartphone, wichtige Einstellungen wie die Klimatisierung bleiben aber über analoge Schalter direkt anwählbar.

Fast schon altbacken wirkt dagegen das Motorisierungsangebot, das – offiziell nicht bestätigt, aber verschiedenen Quellen zufolge – aus einem 1,2 Liter grossen 3-Zylinder-Turbo (110 oder 130 PS) und einem 1,5-Liter-Diesel mit 130 PS bestehen soll. Auf ein inzwischen klassenübliches 12- oder 48-Volt-Mildhybridsystem verzichtet Opel und setzt dafür ab Marktstart im Frühling 2022 auf einen stark elektrifizierten Antrieb, der einen 1,6-Liter-Benziner mit einem E-Motor an der Vorderachse und einem 12,4-kWh-Akku unter der Rückbank kombiniert, der sich an einer externen Steckdose laden lässt.

Fahrspass als oberste Devise

Womit wir auch wieder bei der Sportlichkeit wären: So ausgerüstet soll der Plug-in-Hybrid nicht nur topeffizient sein und bis zu 50 Kilometer weit ohne Verbrennerhilfe stromern, sondern in der stärkeren Variante 225 PS Systemleistung bieten und damit laut Opel «Fahrspass mit Topeffizienz und Verantwortungsbewusstsein» verbinden. Zumal die Ingenieure auch bei der Fahrwerksentwicklung «Fahrspass und Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten» zuoberst im Pflichtenheft hatten.

Ob Opel mit dem ab Herbst bestellbaren neuen Astra auch absatzmässig «in eine neue Ära» fahren kann, wird sich natürlich zeigen. Wie immer wird er sich gegen den Kompakt-Klassiker VW Golf behaupten müssen. Inzwischen gilt es aber auch, das Preis-Leistungs-Verhältnis des Skoda Octavia zu schlagen – ganz zu schweigen davon, dass im C-Segment inzwischen die SUV das Sagen haben. «Wir sind uns sicher», lässt Markenchef Michael Lohscheller aber selbstbewusst verlauten: «Die nächste Astra-Generation hat erneut das Zeug zum absoluten Bestseller und wird das Herz vieler Neukunden für die Marke erobern.» Nina Treml