Nachdem BMW mit i3 und i8 der Zeit so weit voraus war, dass den Bayern kaum Kunden in die schöne neue Elektrowelt folgen wollten, machen sie in München jetzt auf Mainstream an der Ladesäule. Wenn sie im Januar 2021 mit dem iX3 den nächsten Stromer ins Rennen schicken, ist das weder ein Designstatement noch ein Technologieträger, sondern zumindest der Karosserie nach ein ziemlich konventioneller SUV, der sich rein äusserlich lediglich durch etwas Zierrat und etwas Feinschliff bei der Aerodynamik von den Verbrennern unterscheidet. Fünfte Generation Unter dem Blech sieht es hingegen ein wenig anders aus. Denn mit dem iX3 lanciert BMW die mittlerweile fünfte Generation des eigenen E-Antriebs und schafft bei Platzbedarf und Leistungsdichte von Motor und Akku noch einmal einen entsprechenden Sprung. So haben die Hersteller erstmals den Motor, das Getriebe und die Leistungselektronik in einem Gehäuse integriert und zugleich die Effizienz des Pakets gesteigert: Wo ein Verbrenner mit einem Wirkungsgrad von weniger als 40 Prozent auskommt, reklamieren sie für das um 30 Prozent geschrumpfte E-Paket bis zu 92 Prozent.
Der rein elektrisch angetriebene iX3 ist zwar kaum vom konventionellen X3 zu unterscheiden. Dank einer modernen Antriebs- und Batterietechnik ist der BMW dennoch ein spannendes Produkt.
Auch der Akku wurde weiter verbessert und kann nun bei weniger Platzbedarf und Gewicht mehr Energie speichern. Um bis zu 20 Prozent wollen die Hersteller diese gravimetrische Energiedichte gesteigert haben und bekommen so im beschränkten Bauraum des X3 immerhin eine Kapazität von 80 kWh unter. Die reicht im WLTP-Zyklus für 460 und nach veraltetem NEFZ sogar für 520 Kilometer, stellt BMW in Aussicht. Mit dem neuen Antrieb mit einer Leistung von 210 kW (286 PS) verspricht BMW Fahrleistungen, die bei einem Sprintwert von 6,8 Sekunden auf Tempo 100 und einer elektronisch auf 180 Kilometer pro Stunde beschränkten Höchstgeschwindigkeit auf Augenhöhe mit der Konkurrenz liegen. Und angepriesen wird ein Fahrgefühl, wie man es bei einem BMW erwartet. Denn wenn es schon keinen Allradantrieb für das erste elektrische X-Modell gibt, kommt die Kraft wenigstens über die Hinterachse auf die Strasse. Und wo die Stromer bislang stark antreten und dann umso stärker nachlassen, verspricht BMW ein sehr viel breiteres Plateau für die maximal 400 Nm Drehmoment.
Leider kein Schnäppchen
So flott der iX3 fahren will, so schnell soll er auch laden: Weil er seine Energie an Gleichstrom-Stationen mit bis zu 150 kW ziehen kann, dauert das Nachladen von 0 bis 80 Prozent nur 34 Minuten – für 100 Kilometer Reichweite muss man lediglich zehn Minuten einplanen. Dank der BMW Charging Card soll der einfache Zugang zu aktuell rund 150000 Ladestationen in Europa (weltweit mehr als 450000) gewährleistet sein.
Auch bei der Produktion betreten die Bayern Neuland. Denn gebaut wird der iX3 nicht in Spartanburg in den USA, sondern in Shenyang in China und wird als erstes BMW-Modell von dort in die Welt exportiert. Das ist ein Prinzip, dem bald auch Mini und Smart folgen wollen und das Volvo-Ableger Polestar bereits erfolgreich etabliert hat. Deshalb aber auf einen Schnäppchenpreis zu hoffen, ist zu optimistisch: Denn mit einem Basispreis von 77600 Franken ist der iX3 nicht nennenswert günstiger als etwa ein Mercedes EQC oder ein Audi e-Tron.
2021 folgt der iNext
Zwar ist der BMW iX3 ein vergleichsweise konventioneller Stromer, und wenn ihm ein paar Monate später der i4 folgt, wird sich der ebenfalls nur marginal vom Vierer unterscheiden. Doch so ganz hat man sich von der Avantgarde noch nicht verabschiedet: Denn als Dritter im Bunde folgt im Jahr 2021 noch ein weiterer Stromer, der den Zeitsprung bereits im Namen trägt: iNext. Thomas Geiger