Anzeige

Schneller Separatist

Cupra Formentor VZ 2.0 TSI

Schneller Separatist

Den forsch gezeichneten Formentor bringt die Seat-Tochter Cupra vorerst mit 310 PS und Allradantrieb auf den Markt. Bild: PD

Mit Separatismus kennen sie sich aus in Barcelona – die Sehnsucht nach Selbstbestimmung treibt bei den Katalanen bisweilen gefährliche Blüten. Doch diesmal geht es nicht um Katalanen und Spanier und nicht um politische Selbstbestimmtheit, sondern um eine junge, wilde Tochter, die nach der Unabhängigkeit von der Mutter strebt: Cupra. Nicht einmal drei Jahre nachdem der Werkstuner zur eigenen Marke geadelt worden ist, darf er jetzt den grossen Schritt machen und sich mit einem eigenen Modell emanzipieren. Denn neben Power-Versionen des neuen Leon und dem frisch gelifteten Ateca starten die schnellen Spanier jetzt mit dem eigenständigen Formentor in den Markt.Leidenschaftliche Alternative zum Tiguan RSo ganz eigenständig ist zwar auch das 4,45 Meter lange SUV-Coupé nicht. Denn es basiert auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns und teilt sich deshalb die Technik mit Tiguan, Ateca und Co. Doch zumindest die Form ist neu – und ziemlich gelungen. Die Front fordernd, die Flanken stark konturiert, die Kotflügel weit ausgestellt und die Kehrseite kess – so hat der Formentor das Zeug zum Schönheitskönig in seinem Segment und lässt die Konkurrenz aus dem eigenen Konzern brav und bieder aussehen. Der VW-Bestseller Tiguan wirkt dagegen langweilig, der Audi Q3 Sportback wie ein Möchtegern-Schönling, und der Seat Ateca ist plötzlich nur noch zweiter Sieger. Das schöne Heck bringt im Alltag nicht mal grosse Nachteile. Nicht nur die Knie-, sondern auch die Kopffreiheit im Fond ist selbst für Erwachsene ausreichend, und der Kofferraum mit 420 Litern Fassungsvermögen ist absolut alltagstauglich. Lediglich die Sicht nach hinten ist stark eingeschränkt, aber dafür gibts ja eine Rückfahrkamera und einen Totwinkelassistenten, der seine Warnmeldungen dezent und elegant über die LED-Leisten der Ambient-Beleuchtung mitteilt.

Mit dem eigenständigen Formentor emanzipiert sich die junge spanische Marke Cupra weiter von Mutter Seat. Auch ein vollelektrisches Modell ist in Planung.

Doch der Formentor pflegt nicht allein einen forschen Auftritt, sondern ist auch beim Antritt vorne dabei. Kein Wunder, schliesslich startet der Verkauf mit der stärksten Variante des Zweiliter-Turbobenziners, die der VW-Konzern im Regal stehen hat: 310 PS und 400 Nm Drehmoment, die dank Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb ebenso entspannt wie engagiert zu dosieren sind, machen den Vierzylinder zum Kraftwerk und den Formentor zur leidenschaftlichen Alternative zum Tiguan R. Und mit einem Sprintwert von 4,9 Sekunden kann sich der Spanier auch mit den SUV aus München oder Stuttgart messen und punktet zumindest beim Auto-Quartett.

Motorenpalette deckt ein breiteres Spektrum ab

Für mehr Fahrspass gibt es im Cupra-Lenkrad zwei Bediensatelliten, wie man sie von Porsche oder Ferrari kennt. Wer hier in den Cupra-Modus dreht, schaltet nicht nur schneller, rollt härter ab und wird tiefer in die stark konturierten Ledersessel gepresst, sondern hört bei jedem Gasstoss auch ein Knurren, das vom grossen Hunger der noch kleinen Marke zeugt. Gut möglich, dass sich Cupra deshalb von mehreren Kuchen ein gutes Stück abbeissen wird. Billiger als Volvo, vornehmer als Opel und jugendlicher als Audi, BMW oder Mercedes: Der Formentor hat da seine eigene Nische gefunden. «Wir rechnen damit, dass Cupra mit diesem Modell seine internationale Präsenz ausbauen und seinen Absatz verdoppeln kann», sagt Markenchef Wayne Griffiths.

Ausstattungslinie zur eigenständigen Marke einher geht auch eine Ausweitung der Motorenpalette. War der Name Cupra bis dato immer für die stärksten Varianten reserviert, wollen die Spanier nun beim Formentor mit vier verschiedenen Versionen ein breites Spektrum zwischen 190 und 310 PS abdecken – die Modelle mit mehr als 245 PS erhalten die Zusatzbezeichnung VZ für das spanische «veloz», also «schnell». Spannend wird die angekündigte Plug-in-Hybridversion VZ e-Hybrid, die einen 1,4-Liter-Turbobenziner mit einem Elektromotor kombiniert und eine Systemleistung von 245 PS erzeugt – sie soll dank einer 13-kWh-Batterie eine rein elektrische Reichweite von 50 Kilometern schaffen.

Und auch für die Zukunft ist die neue spanische Marke gerüstet: Mit dem el-Born hat Cupra bereits das erste vollelektrische Modell in der Pipeline. Thomas Geiger

Cupra Formentor VZ 2.0 TSI

Modell: SUV-Coupé
Masse: Länge 4450 mm, Breite (ohne Spiegel) 1839 mm, Höhe 1528 mm, Radstand 2680 mm
Kofferraum: 420 bis 1475 Liter
Motor: 2-Liter-Turbobenziner mit 310 PS
Fahrleistungen: von 0 auf 100 km/h in 4,9 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Verbrauch (WLTP): 9 Liter auf 100 Kilometer
CO₂-Ausstoss (WLTP): 204 Gramm pro Kilometer
Markteinführung: ab sofort Preis: ab 50 000 Franken

Stromer el-Born geht 2021 an den Start

Nach der Gründung als eigenständiger Hersteller im Februar 2018 stellten die Katalanen mit dem Cupra Ateca ihr erstes Produkt vor, das zwar «nur» eine sportliche Ableitung des Seat Ateca ist, aber bereits die feine Handschrift des jungen Herstellers zeigt. Das erfolgreiche Modell wurde bereits aktualisiert, weltweit stammen gut 15 Prozent der verkauften Ateca-Modelle von Cupra, in der Schweiz sind es mit 2200 Fahrzeugen seit der Markteinführung sogar 40 Prozent. «Der Cupra Ateca ist massgeblich für unser Wachstum verantwortlich», sagt Cupra-Chef Wayne Griffiths. «Besonders beliebt ist er in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Mittlerweile lieben ihn aber auch die Mexikaner.»

Weitere Modelle stehen kurz vor der Markteinführung: Noch dieses Jahr kommt der Cupra Leon als sportlicher Ableger des Seat Leon, und mit dem el-Born steht 2021 das erste rein elektrisch angetriebene Modell der Spanier vor der Lancierung. Die Emanzipation von Seat hat die Tochter auch räumlich vollzogen: Im Februar wurde der neue Hauptsitz Cupra Garage in Martorell bei Barcelona eröffnet, wo auch die Rennwagen-Schmiede Cupra Racing Factory angesiedelt ist. Dort wurde der Cupra e-Racer entwickelt, ein vollelektrischer Tourenwagen, der in der Rennserie Pure ETCR zum Einsatz kommt.

Im Rennsport hat die junge Marke auch ihren Ursprung: «Cupra» setzt sich zusammen aus den Begriffen «Cup» und «Racing». (ds)