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Kunstmuseum und Kunsthalle in Appenzell: Hier zaubert die Aufsicht am Herd

In der Kunsthalle und dem Kunstmuseum Appenzell achtet Maggie Küng während der Öffnungszeiten auf Besuchende, Sicherheit, Skulpturen und Gemälde.

Kunstmuseum und Kunsthalle in Appenzell: Hier zaubert die Aufsicht am Herd

Architektonisch spannende Gegensätze: das Kunstmuseum und die Kunsthalle.

Das Aufsichtspersonal im Kunstmuseum und in der Kunsthalle in Appenzell unterscheidet sich von den Besuchenden lediglich durch Namenstafeln an der Kleidung. Auf einer davon steht «Margrit Küng». Im Team kennt jeder sie als «Maggie»> und seit vier Jahren arbeitet sie als Museumsaufsicht. Sobald das Museum um die Mittagszeit öffnet, schaut Küng bis 17 Uhr abends in den Räumen nach dem Rechten. Die Stunden werden in der Regel abwechslungsreich, vor allem, wenn sie in der Kunsthalle arbeitet. Während das Kunstmuseum in einem aussergewöhnlichen Neubau mit einer Verkleidung aus Chromstahlblech untergebracht ist, ist die Kunsthalle mit der historischen Gebäudehülle nicht weniger spektakulär. Denn die Ausstellungsräume sind in einer ehemaligen Ziegelbrennerei untergebracht und im Inneren sind viele Elemente der früheren Infrastruktur erhalten. «Die Kinder erkunden mit Vorliebe den alten Brennofen», erzählt Küng, «und zum Bauwerk gibt es zahlreiche Fragen.» Das führt immer wieder zu einem regen Austausch mit den Besuchenden. Zu ihrem Einstieg hat Küng viel Informationsmaterial zur Architektur und zur Geschichte der Häuser erhalten. «Doch es kommen im Lauf der Zeit gelegentlich neue Fragen dazu», stellt sie fest.

Margrit «Maggie» Küng. Bild: PD
Margrit «Maggie» Küng. Bild: PD

Im Appenzellerland sind stets viele Touristen unterwegs und das gilt auch für das Museum: «Unter unseren Besuchenden ist wirklich jeder Kontinent vertreten», erzählt sie. Fremdsprachen sind für das Aufsichtsteam Pflicht und mit Englisch kommt es bei dieser Vielfalt am weitesten.

Küng hat im Detailhandel gelernt und später viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet. Diese Erfahrungen kommen ihr heute zugute. Das klingt ungewöhnlich, doch in Appenzell passt das überraschenderweise gut zusammen. «Kunsthalle und Kunstmuseum vereinen neben den Ausstellungen weitere Angebote unter einem Dach», erklärt Küng. Daher gehen die Aufgaben des Teams über die Aufsicht hinaus. «Diese Vielfalt gefällt mir unglaublich gut.»

In der Kunsthalle finden seit jeher unterschiedliche Events statt und Küng war dort schon selbst auf einigen Hochzeiten zu Gast. Seit der Renovation 2003 gehören einmal im Monat Konzerte zum festen Programm und die Räume werden zudem für Filmabende, private Feiern oder Tagungen vermietet. Auch bei solchen Anlässen trifft man Maggie Küng. Allerdings nicht als Aufsicht. Stattdessen übernimmt sie mit dem Eventteam das Catering. «Für den Betrieb braucht es eine gewisse Erfahrung.>> So bewirten sie zum Beispiel das «Goofe-Atelier» für Kinder mit einem Zvieri oder vor den Konzerten bis zu 30 Gäste.

Besonders begeistert sie das Catering für die Künstlerinnen und Künstler, die aus aller Welt nach Appenzell eingeladen werden. «Mir war zuvor nicht bewusst, wie anstrengend ein Konzertabend für die Musizierenden sein kann», erzählt Küng. « Rund um die Auftritte ergibt sich oft ein toller Austausch, und das miterleben zu dürfen, finde ich eine echte Bereicherung.>>

Gekocht wird in Appenzell auch für die ausstellenden Kunstschaffenden. Maggie Küng kümmert sich mit Kolleginnen und Kollegen um die Verköstigung beim mehrtägigen Aufbau. So auch für die Britin Alice Channer, die aktuell « Heavy Metals/Silk Cut» in Appenzell präsentiert. Freilich ergeben sich zwischen Quiche, Schokokuchen und Käse-Focaccia Gespräche, die nicht nur mit Kisten-Auspacken und Stellproben zu tun haben. Vor jeder Ausstellungseröffnung erhält das Personal zudem eine eigene Führung - geführt von der Kuratorin und den jeweiligen Künstlerinnen oder Künstlern selbst. «Daraus ergeben sich wunderbare Einblicke in deren Arbeit », schwärmt sie.

Gibt es ein Lieblingsstück? «Da die Programme mehrmals jährlich wechseln, ändert sich das immer wieder», sagt Küng. Bis zur nächsten Ausstellung favorisiert sie den Zweig eines Brombeerstrauchs: Denn «Megaflora» überragt mit über drei Metern Höhe die Besuchenden im Raum. «Der gefällt mir optisch einfach am besten», erzählt Maggie Küng.

Channers Kunst hinterlässt noch auf andere Art Spuren: In einem Raum ist ein Bereich mit Kunststoffkügelchen gefüllt, in dem Besuchende Platz nehmen können. «Einige der Kügelchen finden in den Falten der Kleidung danach ihren Weg vom Kunstmuseum in die Kunsthalle», erläutert Küng. «Wir sind allerdings nicht sofort dahintergekommen, wo plötzlich die kleinen Stückchen auf dem Boden herkamen.»

Bettina Schnerr

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