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Historische Villa Luegisland: Sanierung durch Klemens Dudli aus Wil

Wil Bei der Renovation des unter kantonalen Schutz gestellten Gebäudes wurde viel Wert auf die Erhaltung der ursprünglichen Materialien und Farbkonzepte gelegt.

Historische Villa Luegisland: Sanierung durch Klemens Dudli aus Wil

Die Villa Luegisland wurde 1907 durch den Wiler Architekten Adolf Geser in einem ländlichen Jugendstil erbaut. Der dreigeschossige Massivbau mit dem bewegten Steildach stand damals am Ende der damaligen Rudenzburgstrasse. Von dort hatte man einen wunderbaren Blick ins Fürstenland, daher wohl der Name «Lueg is Land». Heute kommt dem voluminösen Gebäude eine wichtige ortsbauliche Bedeutung zu, da es den von weitem sichtbaren Beginn der historischen Bebauung am östlichen Ortseingang der Stadt Wil darstellt.Durch verschiedene Besitzerwechsel im Verlaufe der Jahrzehnte wurde das Haus teilweise baulich und in den Oberflächen verändert. Die Raumeinteilungen und die gestalterischen Grundelemente wie Balkongeländer, Fenster, Brusttäfer und Bodenbeläge blieben jedoch weitgehend erhalten. Aus diesem Grund wurde die Villa vor rund zwei Jahren aufgrund eines Schutzwürdigkeitsgutachtens glücklicherweise unter kantonalen Schutz gestellt.

In der Folge wurden die Oberflächen auf die Farbschichten untersucht. So konnte die ursprüngliche Farbfassung der Fassaden genau eruiert werden. Die eher gewagte, aber doch sehr harmonische Farbigkeit der Jugendstilfassaden ist in Zusammenarbeit mit dem Bauhistoriker Klaus Engler in die heutige Zeit adaptiert worden. Unter Verwendung von historischen Farbund Gipstechniken sind die verputzten Fassadenflächen fachmännisch renoviert. Die Kunststeineinfassungen der teilweise speziell ausformulierten Fensteröffnungen sind sandstrahlgereinigt. Ebenfalls sandgestrahlt und grün-anthrazit gestrichen sind die mit schönen Zierelementen versehenen Geländer der Nord- und der Südbalkone sowie das verglaste Vordach über dem Haupteingang. Leuchtend rot sind die ertüchtigten Fenster und in einem weisslichen Lindengrün die renovierten alten Holzrollladen gestrichen.

Deckengemälde fachmännisch restauriert

Wie zur Erbauerzeit ist vom Erd- bis zum zweiten Obergeschoss wieder je eine Geschosswohnung eingebaut. Diese sind über ein grosszügiges Treppenhaus zugänglich. Dessen Wände sind im Sockelbereich mit den teilweise bestehenden Rupfenbespannungen und darüber mit einer neuen Jugendstil-Papiertapete versehen. An den Podestuntersichten sind die noch vorhandenen floralen Deckengemälde fachmännisch restauriert. Die raumbreiten ornamentverglasten Wohnungseingänge, teils mit holzmaserierten Oberflächen, sind innen mit aufgesetzten Glasaufdoppelungen brandschutzertüchtigt worden. Dadurch konnten die ursprünglichen Türen weitgehend erhalten werden. Räumlich praktisch unverändert sind die 3½-Zimmer-Wohnungen.

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Die Wohnung im Dachgeschoss besticht durch ihren sehr speziellen Charakter. Bilder: PD
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Das Zimmer im Erdgeschoss strahlt Wärme und Eleganz aus.
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Der Wohnen-Essen-Bereich präsentiert sich stilgerecht und edel.

Die beiden südlichen Zimmer sind schon vor langer Zeit durch eine grosse Wandöffnung zu einem grossen Wohnen-Essen-Bereich zusammengefasst worden. Nordseitig befinden sich jeweils zwei Zimmer. Wie bei solchen Jugendstilhäusern üblich ist in der zimmerseitigen Korridorverlängerung ein minimales «Läubli», Gäste-WC mit Lavabo, eingebaut. Der Korridor auf der Gegenseite führt zu grösseren Balkonen, im ersten Obergeschoss original verglast, integriert in die Südostecke des Bauvolumens. Die grössten Eingriffe sind in den ehemaligen Küchen notwendig geworden. Mit einer über drei Geschosse führenden Installationswand sind diese Räume in je eine Küche und eine Nasszelle mit Duschnische, WC und Lavabo unterteilt. Da dieser Bereich schon vorgängig am meisten Veränderungen erfahren hat, ist diese Intervention denkmalpflegerisch vertretbar. Die Nasszellen sind modern konzipiert. Die Oberflächengestaltung ist weitgehend vom Bestand übernommen. Die Parkettböden sind aufgefrischt und die rund hundertjährigen Linolböden gereinigt und, wo nötig, restauriert worden. Im ersten Obergeschoss sind die nicht mehr renovierbaren Linolböden materialgetreu mit neuen Linolbelägen versehen worden.

Einen sehr speziellen Charakter hat die Wohnung im Dachgeschoss. Die ursprünglichen Bedienstetenzimmer haben alle andere, eigene Charaktere. Dazu gehören das weisse Turmzimmer, die beiden stubenähnlichen maserierten Zimmer, das Zimmer mit dem Krallentäferausbau oder das neu ausgebaute weisse Dachzimmer. Verbindend ist im Dachgeschoss der schallschluckende braune Teppich, welcher in allen Wohnräumen verlegt ist. Zur Dachwohnung gehört zusätzlich der grosse Estrich unter dem Gebälk des vielfirstigen Dachvolumens.

Zur Villa gehört auch der wunderbare parkähnliche Garten. Dieser hat einen vielfältigen alten Baumbestand mit einer alles überragenden geschützten Buche. Nach dem noch bevorstehenden Bau des Autounterstands wird der Garten sanft und naturnah renoviert. Die Wege und Plätze werden instand gestellt und einzelne Heckenbereiche ergänzt. Der Garten soll als Sommerwohnraum durch die Mieter des Hauses genutzt werden können.

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Auch an der Dachfassade zeigt sich die Liebe zum Detail.
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Die ornamentverglasten Wohnungstüren wurden erhalten.
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In der alten Garage befindet sich heute ein Architekturbüro mit modernen Arbeitsplätzen. Bilder: PD

Büroeinbau Garage Luegisland

Im Jahr 1928 wurde, zur Villa Luegisland gehörend, eine dreitorige Autogarage mit Unterbodengrube und Benzinzapfsäule erbaut. Ausser einigen Farbanstrichen blieb die Garage bis in die heutige Zeit im Originalzustand erhalten. Nach einem ersten Augenschein wurde schnell klar, dass dies der ideale Ort und Raum für den Einbau eines Architekturbüros sein würde. Aussen wurden die Fassaden und die Tore aufgrund von Befunden in Ölfarben aufgefrischt. Die unteren Holzfüllungen der alten Tore sind durch halbtransparente Streckmetallgitter ersetzt worden. Dadurch werden die Arbeitsräume mit genügend Tageslicht versorgt. In die Toröffnungen selber sind grossflächige Holz-Metall-Fenster montiert worden.

Im Innern unterteilt eine Infrastrukturbox aus Sperrholz für Küche und WC den Raum in ein Sitzungszimmer und einen Bereich für drei CAD-Arbeitsplätze. Eine Treppe führt unter das Walmdach, welches dank einer neuen Dachgaube ebenfalls als Büroraum genutzt wird – mit einer einmaligen Sicht auf die südliche Altstadtsilhouette Wils. Um das Erd- mit dem Dachgeschoss optisch und akustisch zu verbinden, ist ein Teil des Riemenbodens über der Balkenlage demontiert worden. Entstanden ist so ein verbindender zweigeschossiger Raum. Die innen gedämmten Wände sind mit einem rohen Grundputz versehen. Ein fugenloser Anhydritboden ist in Anlehnung an die frühere Werkstatt eingegossen worden. Entstanden sind zur Büronutzung optimal geeignete Räumlichkeiten, inspirierend für Planungsarbeiten an geschichtsträchtigen Objekten.

Abschliessend möchten der Architekt und die Bauherrschaft allen an der Renovation der beiden Bauten Beteiligten für ihren Einsatz und ihr Verständnis für die alte, aber spannende Bausubstanz herzlich danken. Sie freuen sich, mit der Renovation der Villa und der Garage Luegisland die historische Bausubstanz in die Zukunft führen zu können.

Klemens Dudli AG – Denkmalpflege und Architektur
9500 Wil SG