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Golfen als Wohltat für den kreativen Kopf

  

Golfen als Wohltat für den kreativen Kopf

Spitzenkoch und leidenschaftlicher Hobbygolfer: Silvio Germann hat das Kochen von Andreas Caminada und das Golfen von seiner Freundin Monja Mätzler gelernt. Bild: Nik Hunger

Golfen ist für den Spitzenkoch Silvio Germann die beste Lebensschule. Es lehrt ihn abzuschalten und einen freien Kopf für das Kreieren neuer Rezepte zu schaffen. Im Herbst übernimmt er gemeinsam mit Andreas Caminada als Partner das Restaurant und Hotel Mammertsberg in Freidorf bei Roggwil.

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Zum Golfen kam der 32-jährige Innerschweizer Silvio Germann durch seine Freundin Monja Mätzler, die ein Handicap von 0,4 besitzt. Ihre Schwester Melanie Mätzler spielt auf der Profitour und organisiert zusammen mit dem Vater das Frauen-Profigolfturnier «Flumserberg Ladies Open» im St. Galler Rheintal. Mit der golfbegeisterten Familie seiner Freundin versuchte Silvio Germann seine ersten Golfschläge. Seine Freundin kenne jedoch auf dem Golfplatz keine Gnade mit ihrem Liebsten. «An guten Tagen gewährt sie mir einen Extraschlag, aber sie ist eine knallharte Lehrerin», sagt der Spitzenkoch und lacht herzlich. «Wahrscheinlich ist das aber auch der Grund, weshalb ich so schnell Fortschritte mache», ergänzt er. Sie ist auf dem Golfplatz der Chef, er in der gemeinsamen Küche. «Kochen ist mein Beruf, und ich liebe ihn. Jedoch muss ich nicht auch zu Hause gross kochen», sagt er, ganz zum Bedauern seiner Freundin. Er lade sie nach einer nervenaufreibenden Runde Golf lieber zu einem schönen Essen ein.

Golfen mit seinem Mentor
In den letzten sieben Jahren hatte der Sternekoch den Golfplatz Bad Ragaz vor der Haustüre. Er führte die Küche des Gourmetrestaurants Igniv by Andreas Caminada im Grand Resort Bad Ragaz. Dort, wo sich Gourmet und Gemütlichkeit treffen, heisst es so schön. «Igniv ist Rätoromanisch und bedeutet Nest», klärt Germann auf. Er nutzt wie auch Andreas Caminada jede freie Minute, um ein paar Bälle zu schlagen. «Wie beim Kochen unterstützt mich Andreas auch beim Golfen tatkräftig. Sogar meine erste Golfausrüstung haben wir gemeinsam gekauft», sagt er. Das Restaurant wurde 2016 mit einem, 2020 mit dem zweiten Michelin-Stern ausgezeichnet. Andreas Caminada schickte seinen damaligen Schützling nach Brasilien, Spanien, Österreich und Schweden, um sich für das neue Sharing-Konzept vorzubereiten, bei dem rund zwanzig Einzelgerichte in vier Gängen serviert werden.

"Mein Heimatort ist nämlich Muolen."

Abschalten lernen
Der Golfplatz ist ein Ort, an dem Silvio Germann die Gedanken ganz beim Golfspielen haben muss. Eine Wohltat für seinen kreativen Kopf, auch wenn er erst lernen musste, seinen Gedanken eine Auszeit zu gönnen. Das Gegenteil von Entspannung erlebt Germann, wenn seine Partnerin ein Turnier spielt, das er über einen Liveticker verfolgen kann. «Ich bin jeweils so was von nervös», verrät der Koch. Einmal reisten die beiden für ein paar Tage nach Spanien, um den Golfplatz zu besichtigen, auf dem Monja Mätzler einige Wochen später an den Mid-Amateur-Europameisterschaften antrat. «Am Turniertag war ich andauernd am Handy und verfolgte jeden ihrer Schläge. Es war nervenzerreissend», erinnert er sich. Doch das Daumendrücken und jede Schweissperle lohnten sich – Monja Mätzler hat den Cut geschafft.

Kulinarische Wahlheimat Thurgau
Bald fliegen die beiden für einen Monat in die Ferien, die Golfbags sind natürlich mit dabei. Reiner Strandurlaub ist nichts für das aktive Paar, ihnen schwebt eher das eine oder andere Abenteuer vor. Und danach heisst es mentale Energie tanken auf dem Golfplatz. Zu sehr verausgaben darf sich Silvio Germann nicht, so wartet zurück in der Schweiz das bisher wohl grösste Abenteuer seines Lebens auf ihn. Andreas Caminada machte es bis zum Schluss spannend, was für ein Projekt er mit Silvio Germann vorhat. «Er meinte nur, dass sich das geheimnisvolle Objekt etwa eine halbe Stunde von Bad Ragaz befindet. Wir starteten sofort Google Maps und suchten nach Hinweisen», erzählt er. Dass sein Mentor das Luxushotel und Gourmetrestaurant Mammertsberg in Freidorf bei Roggwil im Auge hatte, darauf kam Germann nicht. Gemeinsam mit seiner Freundin inspizierte er später sein «neues Baby» am Bodensee von aussen – das Lokal hatte gerade Betriebsferien. «Ich war gleich fasziniert», sagt er. Und sein Grossvater hätte wohl die grösste Freude, wenn er wüsste, dass Silvio Germanns neustes Projekt nur fünf Minuten von seinem einstigen Wohnort entfernt liegt. «Mein Heimatort ist nämlich Muolen», sagt Germann. Dass die Golfclubs Waldkirch, Erlen sowie Niederbüren in nur 30 Minuten erreichbar sind, freut ihn zusätzlich. Sein Zuhause in Bad Ragaz wird Germann vorläufig behalten, da seine Freundin nach ihrem Jurastudium in der Region bleiben wird. Unter der Woche wird sich der Luzerner mit St. Galler Wurzeln jedoch am Bodensee aufhalten und in freien Stunden mit Sicherheit die eine oder andere Golfrunde spielen. Desirée Müller