Golferinnen und Golfer wollen nachhaltige Golfplätze. Das zeigt eine repräsentative Umfrage zu diesem Thema, in der 88 Prozent der Antwortenden das Thema Nachhaltigkeit in ihrem Leben als «wichtig» oder «sehr wichtig» einstufen. Der Verband Swiss Golf hat auf dieses Bedürfnis reagiert und intensiviert seine Anstrengungen in diesem Bereich. Dies geschieht seit vergangenem Jahr unter anderem in Form einer Zusammenarbeit mit der in Grossbritannien ansässigen Geo-Foundation. Diese Stiftung stellt Zertifikate für nachhaltige Golfplatzbetreiber aus. Damit ein Golfplatz das Label «Geocertified» erhält, muss der Betreiber beweisen, dass die Nachhaltigkeitskriterien in den Kernbereichen Natur, Rohstoff e und Gemeinschaft eingehalten werden. Dies wird durch unabhängige Kontrolleure überprüft und beinhaltet auch einen Besuch auf dem betreff enden Golfplatz. Momentan sind in der Schweiz gemäss Swiss Golf vier Golfplätze Inhaber des Geo-Zertifikats, knapp 30 wollen folgen. Der Ostschweizerische Golf Club in Niederbüren ist einer dieser Clubs. Mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung im vergangenen Jahr ist der erste Schritt auf dem Weg zur Zertifizierung gemacht.
Umweltschutz wird auch auf Golfplätzen immer wichtiger. Der Verband Swiss Golf fördert deshalb Zertifizierungen für nachhaltige Golfplätze. Der Ostschweizerische Golf Club in Niederbüren ist einer der Clubs, der das Projekt in Angriff nimmt.
Bei der Umsetzung der Massnahmen im Alltag ist besonders Head-Greenkeeper Kevin Caples gefordert. Er sorgt in Niederbüren schon seit 25 Jahren für makellose Greens und kümmert sich um Fauna und Flora auf dem Golfplatz. Caples begrüsst die Bestrebungen, betont aber, dass der nachhaltige Umgang mit Ressourcen und umweltschonende Platzpflege schon seit vielen Jahren zu seiner Arbeit gehören. «Meine tägliche Arbeit hat sich seit der Unterzeichnung der Absichtserklärung deshalb nicht grundsätzlich geändert », sagt er.
Mehr Biodiversität durch einen Naturweiher
In Niederbüren werden seit dem Umbau des Golfplatzes vor rund zehn Jahren laufend Verbesserungen im Bereich Ressourcenmanagement vorgenommen. Seit dem Umbau seien beispielsweise Solaranlagen installiert und das Wassermanagement überarbeitet worden. «In naher Zukunft wollen wir auch das Bewässerungssystem verbessern», sagt Caples. Gerade Wasser sei auf Golfplätzen ein zentrales Thema, weil sich Sommer mit langen Dürreperioden häuften. Eine effiziente Bewässerungsanlage werde also immer wichtiger.
«Unser Weiher bietet Lebensraum für gefährdete Amphibien- und Insektenarten.»
Ein wichtiger Pfeiler im Zertifizierungsprozess ist der schonende Umgang mit der Natur hinsichtlich Biodiversität und Schutz von Lebensräumen. Auf dem Golfplatz in Niederbüren trägt ein 2017 angelegter Naturweiher zur Förderung der Artenvielfalt bei. «Der Weiher bietet Lebensraum für gefährdete Amphibien- und Insektenarten», sagt Caples. «Dazu gehören verschiedene Kröten, Frösche, Molche und Libellenarten.» Besonders stolz ist man auf das Vorkommen der Gelbbauchunke, welche in der Schweiz stark gefährdet sei. «Der Weiher schafft aber nicht nur Lebensraum für Tiere, sondern ist auch aus ästhetischer Sicht ein Gewinn. Auf einem Golfplatz ist das ebenfalls wichtig», sagt Caples. Als seinen Lieblingsort auf dem Golfplatz will er den Weiher aber nicht bezeichnen. Als Greenkeeper liege ihm der ganze Golfplatz gleichermassen am Herzen.
Magerwiesen und ein nachhaltiges Baumkonzept
Lebensraum für Tiere bietet nicht nur der Weiher, sondern auch die zahlreichen Magerwiesen und die Waldränder. «Diese werden möglichst naturbelassen und sind so für Tiere ein optimaler Rückzugsort », sagt Caples. Deshalb werde auch beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Umweltverträglichkeit und den Erhalt der Biodiversität geachtet. Gerade in diesem Bereich seien aber auch die Auflagen in den vergangenen Jahren zusehends strikter geworden. Allgemein nehmen der Gesetzgeber, aber auch verschiedene Nichtregierungsorganisationen immer mehr Einfluss auf Betrieb und Unterhalt von Golfanlagen.
«Die Gesetze und Auflagen sind in den vergangenen Jahren zusehends strikter geworden.»
Für ein neues nachhaltiges Baumkonzept hat man sich vor drei Jahren für eine Zusammenarbeit mit Golf- und Landschaftsarchitekten entschieden. Ziel des Konzepts ist es, laufend alte Bäume, die bei Gründung des Golfclubs vor 70 Jahren gepflanzt wurden, zu ersetzen. Das sei nötig, weil viele dieser Bäume alt und krank sind und deshalb Stürmen nicht mehr standhalten könnten. Jetzt wird besonders darauf geachtet, dass einheimische Baumarten gepflanzt werden. «Auf diesen Aspekt hat man früher weniger Wert gelegt und es gibt auch heute noch viele Plätze, auf denen dies nicht gross beachtet wird», sagt Caples. Bei der Auswahl der Bäume auf einem Golfplatz spielen aber auch noch andere Überlegungen eine Rolle. Die Bäume müssen strategisch platziert werden, um beispielsweise ein Hindernis darzustellen oder Schutzfunktionen für die Spieler zu erfüllen. Dies sei gerade auf dem eher engen Golfplatz in Niederbüren ein zentraler Aspekt. Momentan werden fünf bis zehn Bäume pro Jahr neu gepflanzt. Patrick Baumann
Wie funktioniert das Geo-Zertifikat?
Die GEO Foundation hat Methoden entwickelt, die Nachhaltigkeit im Golfsport messbar machen. Das geschieht über das digitale Tool OnCourse. Golfclubs können dort alle Elemente, die Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben, messen, bewerten und international vergleichen. Erfasst werden die Bereiche Natur (Lebensräume und Biodiversität), Ressourcen (Wasser, Energie, Abfälle, Kreislaufwirtschaft, Baustoffe und Baumaterialien) und Gemeinschaft (Öffentlichkeitsarbeit und Multifunktionalität von Golfanlagen). Die OnCourse-Registrierung ist der erste Schritt auf dem Weg zur Geo-Zertifizierung. Es folgt die Analysephase mit einer Bewertung der Stärken und Schwächen. Sobald die Analyse abgeschlossen ist, erarbeitet ein Nachhaltigkeitsberater gemeinsam mit der Geschäftsführung des Clubs eine sinnvolle Nachhaltigkeitsstrategie. Der Club beginnt mit der Umsetzung des Arbeitsplans und wird vom Berater unterstützt. Für den abschliessenden Zertifizierungsschritt muss sich der Club mit dem GEO-Sustainability-Manager in Verbindung setzen; dieser wird dann einen unabhängigen Prüfer mit der Zertifizierung beauftragen. (pab)
Nachgefragt
Der Ostschweizerische Golfclub in Niederbüren bereitet sich auf die Geo-Zertifizierung vor. Geschäftsführer Daniel Schweizer erklärt, wieso ihm die Zertifizierung wichtig ist, wie weit das Projekt fortgeschritten ist und wie das Vorhaben von den Clubmitgliedern angenommen wird.
Herr Schweizer, wieso ist Ihnen die Geo-Zertifizierung wichtig?
Der erste Grund ist sicher der Umweltschutzgedanke. Wir möchten unseren Beitrag zu einer intakten Umwelt leisten. Daneben wollen wir aber auch den Verband Swiss Golf unterstützen, der diese Nachhaltigkeitsinitiative angestossen hat. Weiter ist es auch eine gute Gelegenheit, interne Abläufe zu evaluieren. Mit dem Onlinetool, das Bestandteil der Geo-Zertifizierung ist, werden Benchmarks und Vergleiche mit anderen Golfplätzen möglich.
Wo stehen Sie im Prozess?
Wir stehen noch ziemlich am Anfang. Wir haben aber im Bereich Nachhaltigkeit in den vergangenen zehn Jahren schon viel erreicht. Es ist nicht so, dass wir für die Geo-Zertifizierung von null auf hundert durchstarten müssen. Die Geo-Zertifizierung soll auch eine Bestätigung unserer bisherigen Arbeit sein. Unser Ziel war es, die Zertifizierung Ende Jahr zu erhalten. Leider verzögern sich jetzt einige Prozesse aufgrund der Corona-Krise.
Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?
Mit dem Naturweiher konnten wir auf rund 3500 Quadratmetern Lebensraum für gefährdete Tierarten schaffen. Da darf man durchaus stolz sein.
Wie wird das Projekt von den Mitgliedern angenommen?
Die Golferinnen und Golfer stehen diesem Projekt sehr positiv gegenüber. Allgemein ist das Umweltbewusstsein auch in unserem Sport gestiegen. Unsere Mitglieder wollen nicht nur einen schönen Platz, sondern schätzen auch Nachhaltigkeit. So gesehen entspricht das Nachhaltigkeitskonzept auch einem Bedürfnis. (pab)