Typisch Anfänger Wer in unserer Do-it-yourself-Gesellschaft das Golfspielen mit Minimalaufwand erlernen will, kauft sich ein Buch oder schaut ein paar Tutorials im Netz. Beim anschliessenden Nachahmen eignen sich viele Anfängerinnen und Anfänger falsche Bewegungsmuster an. Diese später zu korrigieren, ist oft sehr langwierig und entsprechend frustrierend. Tipp vom Golfpro Beim Schnupperkurs mit Kollegen kann man leicht herausfinden, ob einem Golf Spass macht. Wer sich danach entscheidet, den Sport zu erlernen, sollte dies unbedingt unter professioneller Anleitung tun. Ideal sind Einsteigerkurse für Beginner, die in kleinen Gruppen stattfinden. Das ist günstiger als Einzelunterricht, macht Spass und der Golflehrer erkennt Fehlhaltungen sofort und weiss diese zu korrigieren.
Golflehrer Andreas Krämer nennt typische Fehler und verbreitete Irrglauben, die er in seinem Job Tag für Tag beobachtet. Er stellt richtig und verrät auch gleich, wie man falsche Angewohnheiten wieder los wird respektive welche Strategien sinnvoller sind.
Golfen nach Bandscheibenvorfall und Co.
Ruckartige Bewegungen, wie sie beim Abschlag vorkommen, sind nach einem Bandscheibenvorfall tabu, denken Betroffene. Auch mit Kniearthrose oder einem künstlichen Hüftgelenk ist golfen nicht mehr möglich. Das ist zumindest die weitverbreitete Meinung.
Tipp vom Golfpro
Sofern der Bandscheibenvorfall nicht mit ausstrahlenden Schmerzen in Arme oder Beine oder mit Taubheitsgefühlen einhergeht, ist golfen in den meisten Fällen möglich. Mit gezieltem Muskelaufbau – meistens ist die Rumpfmuskulatur zu schwach – kann der Bewegungsapparat entlastet werden. Bei Kniearthrose oder bei einem künstlichen Kniegelenk ist hingegen die Technik anzupassen. Mit einer Hüftprothese lässt sichs in der Regel problemlos golfen. Gesundheitliche und altersbedingte Einschränkungen müssen immer geprüft werden, allenfalls in Zusammenarbeit mit Arzt und Therapeut. Mit den richtigen Massnahmen kann fast immer Golf gespielt werden.
Typisch Fortgeschrittene
Die Platzreife haben sie schon länger, sie golfen ein- bis zweimal pro Woche, spielen an Turnieren, haben ein Handicap. Doch es frustriert sie, dass ihr Spiel auch nach einer Lektion beim Golfpro einfach nicht besser wird.
Tipp vom Golfpro
Ab und zu eine 45-Minuten-Lektion beim Golfpro zu belegen, reicht schlicht nicht aus, um das eigene Spiel zu verbessern. Dazu muss man regelmässig an der Technik feilen, Einzelstunden, einen Intensivkurs oder Module mit verschiedenen Themen absolvieren. Viele meiner Golfschüler sind sehr strukturiert und führen ein Trainingshandbuch. Sie machen sich Notizen zu den einzelnen Schlägen und worauf sie speziell achten müssen. Das besprechen wir dann in der nächsten Stunde. So werden sie Schritt für Schritt besser.
Um zu golfen, muss man nicht fit sein
Insbesondere bei Nichtgolfern hält sich der Irrglaube, dass Golf kein Sport ist. Denn gemütliches Gehen und gelegentliches Abschlagen eines kleinen Balles hat nichts mit körperlicher Anstrengung zu tun, denken sie. In der Folge braucht es daher auch kein Fitnessprogramm, so die weitverbreitete Meinung.
Tipp vom Golfpro
Bei einer 18-Loch-Runde werden durchschnittlich zehn Kilometer in 4,5 Stunden zurückgelegt. Dazu kommen der Kraftakt beim Abschlag sowie die mentale Anstrengung. Der Energieverbrauch liegt bei rund 1500 Kilokalorien pro Runde, vergleichbar mit drei Stunden Tennis. Wer gut Golf spielen und Verletzungen entgegenwirken möchte, sollte den Körper unbedingt mit regelmässiger Fitness kräftigen und für mehr Beweglichkeit ins Yoga oder Pilates. Im Übrigen sagt ein Blick auf die Körper der Profi-Golfspieler alles.
Trotz Schmerzen golfen
Golferinnen und Golfer sind angefressen. Sie wollen auf den Platz – Schmerzen halten sie in der Regel nicht davon ab. Sind diese zu stark, nehmen sie Schmerzmittel. Mit der Zeit werden die Beschwerden meist schlimmer, bis oft nur noch eine Operation hilft.
Tipp vom Golfpro
Auch wenn Golf viele gesundheitsfördernde Eigenschaften hat, ist es ein einseitiger Sport. Oft ist es Überbelastung, die Schmerzen verursacht. Ein typisches Golfleiden ist die Epicondylitis, der Golferarm. Wenn es also irgendwo zwickt, sollte man das ernst nehmen und auf noch eine Runde verzichten. Ein Besuch beim Arzt ist angezeigt. Ausserdem sollte der Golfpro die Ausrüstung und die Schwungtechnik auf Fehler überprüfen, da auch diese Schmerzen verursachen können. Text: Suzana Cubranovic
Zur Person
Andreas Krämer ist seit seinem 21. Lebensjahr Golflehrer. Aufgewachsen ist er bei Stuttgart, doch schon in jungen Jahren zog er des Sportes wegen in die Schweiz. Seit über zwanzig Jahren ist der heute 44-Jährige im Golfpark Waldkirch tätig. Als Team Leader der Golf Academy bringt er Jung und Alt das Golfspiel bei. Im Speziellen unterrichtet der ausgebildete PGA Health Professional Golfschülerinnen und -schüler mit körperlichen Einschränkungen oder Schmerzen. Seine Kurse sind auf die Gesundheitsprävention ausgelegt oder für Therapiezwecke konzipiert und erfüllen die Standards von «QualiCert», was die meisten Krankenkassen anerkennen. Aktuell absolviert Andreas Krämer eine Zusatzausbildung an der Spiraldynamik Akademie, Zürich. (scu)