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Die zwei Hoffnungsträgerinnen

  

Die zwei Hoffnungsträgerinnen

Die Freundinnen Margareta Roos und Chiara Sola spielten schon im Bambini-Golf in Lipperswil zusammen Golf. Bilder: Swiss Golf

Chiara Sola und Margareta Roos sind Ende Mai zu einem grossen Turnier in Amerika eingeladen. Andere Ziele mussten die beiden Spielerinnen der Junioren-Nationalmannschaft dagegen verschieben.

«Wir kennen uns schon ewig», sagt die 18-jährige Margareta Roos über ihre zehn Monate jüngere Kollegin Chiara Sola. Gemeinsam begannen sie im Bambini-Golf in Lipperswil noch vor dem eigentlichen Juniorentraining. Mittlerweile vertreten sie gemeinsam die Schweiz in der Kategorie Girls U18. «Wir sind ein gutes Team, haben noch nie einen Match zusammen verloren», ergänzt Roos.

Golf ist in aller Regel ein Einzelsport, bei Europameisterschaften oder etwa auch im Interclub spielt man (auch) in Zweier-Teams. «Da hilft es, dass wir uns so lange und so gut kennen», sagt die Frauenfelderin Chiara Sola über ihre «gute Freundin Margareta». «Mir gefällt ihre offene Art», sagt sie. Umgekehrt freut sich Roos immer wieder über «die lustige und witzige Chiara».

Wegen Corona mussten natürlich auch die beiden besten Juniorinnen der Region ihre Pläne ändern. So wurden beispielsweise die Olympischen Jugendspiele 2022 in Senegal schon im vergangenen Juli abgesagt. Auf der Plattform «I believe in you» hatte Chiara Sola für das Projekt höchst erfolgreich Geld gesammelt, statt den erhofften 3000 Franken kamen mit dem Crowdfunding mehr als doppelt so viel zusammen.

«Mein nächstes, langfristiges Ziel sind nun die ‹richtigen› Olympischen Spiele», sagt die Thurgauerin, die rund die Hälfte der Woche bei ihrem Vater in Rümlang lebt, die andere Hälfte bei ihrer Mutter in Frauenfeld.

«Nach der Matura könnte ich mir gut vorstellen, ein Jahr lang in Schweden nur auf Golf zu setzen.»

Amerikanische Online-Matura

In Kreuzlingen besuchte sie zwei Jahre lang die Sportsek, danach wechselte sie kurz an die PMS, die Pädagogische Maturitätsschule. Wegen der vielen nationalen und internationalen Turniere war sie «zu viel weg». «Mit der amerikanischen Online-Matura habe ich nun die für mich perfekte Schule gefunden», erzählt Sola. Vor allem die erste Quarantäne habe sie optimal nützen können. «Ich habe den Schulstoff eines halben Jahres in drei Monaten geschafft.»

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Die 18-jährige Margareta Roos gehört zu den Hoffnungsträgerinnen des Schweizer Golfsports.
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In Margareta Roos’ Familie sind alle golfbegeistert.

Man merke, die Schule sei schon vor der Pandemie perfekt auf Onlineunterricht eingestellt gewesen. Klar, brauche es viel Disziplin, den Lehrer könne man zwar online etwas fragen, aber physisch habe sie noch nie eine Lehrperson gesehen, erläutert Sola.

Im Sommer 2022 ist der Abschluss der amerikanischen Matura geplant, im Herbst soll das Studium im Süden der USA beginnen. Konkret in Augusta, wo jedes Jahr im April das bekannteste Golfturnier der Welt, das US Masters, ausgetragen wird.

Wie viele vor ihr, wurde Sola von Tiger Woods inspiriert. «Ich kann gut mit Druck umgehen. Es ist wohl anders, wenn es als Profi um Geld geht, aber ich will es nach dem College versuchen», sagt die 176 Zentimeter grosse und 60 Kilogramm leichte Golferin.

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Wie ihre Freundin und Teamkollegin ist auch Chiara Sola Golfspielerin in der Schweizer Junioren-Nationalmannschaft.
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Chiara Sola will an die Olympischen Spiele.

Erste Rede mit zehn Jahren

Richtig angefressen sei sie vom Sport etwa seit ihrem zehnten Lebensjahr, sagt Sola. Damals hatte sie ihr erstes Turnier gewonnen, so rückten später andere Hobbys wie Leichtathletik, Eiskunstlauf oder das Klavierspielen immer mehr in den Hintergrund.

Der erste Sieg als Zehnjährige ist auch Margareta Roos in Erinnerung geblieben. «Damals war ich beim U12-Regionalfinal in Niederbüren die einzige in meiner Kategorie. Ich musste als Siegerin wie üblich eine kurze Rede halten und war dabei so unglaublich nervös.» Auf dem Golfplatz ist sie meist die Ruhe selbst. «Schliesslich ist sie praktisch mit dem Schläger in der Hand aufgewachsen », sagt ihre Mutter Franziska Roos, die während 15 Jahren im Golfclub Lipperswil für die Junioren tätig war. «Klar wollte ich immer meinen grossen Schwestern nacheifern», sagt Margareta Roos. Bei einem Abstand von sieben und neun Jahren, allerdings kein einfaches Unterfangen. Linda Roos arbeitet mittlerweile selbst im dreiköpfigen Team von Golflehrern, die sich im Golfclub Lipperswil (auch) um die Junioren kümmern, die älteste Schwester Anna Roos hat während dem Psychologiestudium unter anderem als J+S-Leiterin mitgeholfen.

«Meinen beruflichen Weg lasse ich mir noch offen, dafür bleibt genügend Zeit», sagt Margareta Roos. Ihre Maturaprüfung am Sportgymnasium in Zürich steht erst in zwei Jahren auf dem Programm. «Danach könnte ich mir gut vor stellen, ein Jahr lang in Schweden nur auf Golf zu setzen», erläutert sie ihre mittelfristigen Pläne.

Bald in Arizona

Kurzfristig freuen sich die beiden Freundinnen über eine spezielle Einladung in die USA. Als beste Juniorinnen reisen sie gemeinsam mit ihrer Westschweizer Kollegin Victoria Levy Ende Mai zu einem neuen, internationalen Turnier nach Arizona. Gastgeberin ist die 23-jährige Genferin Albane Valenzuela, die als einzige Schweizerin regelmässig auf der höchsten Profitour der Frauen in den USA spielt. Der neue Anlass wird von der Profiliga unterstützt, heisst offiziell «The Under Armour/Albane Valenzuela Girls Championship » und wird ab dem 27. Mai 2021 im Longbow Golf Club in Mesa, Arizona, ausgetragen. «Nach langer Zeit ohne richtige Turniere freue ich mich umso mehr auf diesen speziellen Anlass », sagt Roos. Sie selbst hat diese Saison erst zwei internationale Turniere in Spanien und Italien bestritten, Sola spielte einzig die italienischen Amateurmeisterschaften.

Die grossen Turniere für die Spitzenamateure in der Schweiz sind vorerst alle abgesagt worden, so beispielsweise auch die St. Galler Meisterschaften, die am 1. und 2. Mai 2021 hätten stattfinden sollen. Stefan Waldvogel

Erfolgsmodell Lipperswil

Mit Benjamin Rusch und Joel Girrbach ist Lipperswil der einzige Golfclub, der gleich zwei Profis im Swiss-Golf-Team stellt. «Als Juniorin war es natürlich cool, wenn sie sich ab und zu mit uns befasst haben», erinnert sich Chiara Sola. Zudem unterstützen die Verantwortlichen des Clubs die Junioren seit vielen Jahren in jeder Hinsicht. «Klar helfen Vorbilder, ganz entscheidend ist aber das Engagement der Junioren-Captains und der Swiss PGA Golf Professionals in den Clubs», sagt Marc Chatelain, Chef Leistungssport bei Swiss Golf.

«In Lipperswil hat Franziska Roos während 15 Jahren ausserordentliche Arbeit geleistet, zuvor war ihr Mann Thomas Junioren-Captain. Diese Kontinuität kann in vielen Fällen helfen», weiss Chatelain aus Erfahrung.

Swiss Golf unterstützt die talentierten Junioren seit vielen Jahren zusätzlich im «Elite Team Ostschweiz». Neben Britt Van der Sanden trainieren beispielsweise auch Maximilian Morgenstern und Ian Kepper vom Golfclub Lipperswil regelmässig mit Swiss-Golf-Coach Andrea Mantoan. Chiara Sola und Margareta Roos sind aus logistischen Gründen im Elite Team Zürich Nord bei Coach Nora Angehrn, genau gleich wie Jean-Leon Aeschlimann.

Damit weitere Junioren den Sprung in die nationalen Kader schaffen, lanciert der Golfclub Lipperswil seit dieser Saison ein zusätzliches Training für das «Team Select» mit Golfpro Stephen Belverstone. Der älteste ist Marc Schär mit Jahrgang 1998, Yanick Koch ist 13 Jahre jünger. Ambitioniert zeigt sich zudem auch Keemo Sola, der kleinere Bruder von Chiara Sola. Mit seinen Kollegen im Team Select startet er jeweils am Mittwoch um 13.30 Uhr mit dem Training, die letzte Gruppe ist dann bis 20 Uhr auf dem Platz oder auf dem Übungsgelände. (swa)