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«Nach mir die Sintflut – oder sind Sie nachhaltig?»

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«Nach mir die Sintflut – oder sind Sie nachhaltig?»

Ob Privatperson oder Unternehmerin – jeder kann seine Nachfolge aktiv gestalten. Bild: PD

Nachhaltigkeit ist ein heutzutage gern und häufig benutztes Wort. Es begegnet uns in Medien, an Vorträgen, auf Produkten des täglichen Bedarfs, in der Politik und am Familientisch. Wer Nachhaltigkeit lebt, ist ein moderner, verantwortungsbewusster Mensch, der nicht nur an sich, sondern auch an künftige Generationen denkt. Er lebt entgegen aller meditativen Weisheit nicht nur im Hier und Jetzt, sondern auch im Morgen. Denn Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne dabei die Zustände künftiger Generationen zu beeinträchtigen. Nachhaltigkeit ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von Analyse, Planung und Umsetzung.

Nachhaltigkeit 2.0

Nun die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit der Nachhaltigkeit? Leben Sie in Ihrem persönlichen Umfeld, gegenüber Ihren nächsten Mitmenschen nachhaltig? Haben Sie sich schon einmal überlegt, was passiert, wenn Sie jetzt, in diesem Moment, während Sie diesen Artikel lesen, ausfallen würden? Emotionalitäten einmal bei Seite gelassen: Wenn Sie sagen können, dass das Leben für Ihre Mitmenschen wie gewohnt und ohne Beeinträchtigung weiterlaufen kann, dann sind Sie ein vorbildlich nachhaltiger Mensch. Wenn Sie jedoch Bilder vor Augen haben, wie Ihr Ehegatte über den Einsatz von lebensverlängernden Massnahmen entscheidet, nachdem Sie einen schweren Schlaganfall erlitten haben, wie Ihr verhasster Ex-Mann nach Ihrem Tod das von Ihnen an Ihre minderjährige Tochter vererbte Vermögen bis zu deren Volljährigkeit verwaltet, Ihre sieben Angestellten nicht wissen, wie es weitergehen soll, jetzt wo der Chef weg ist: dann sollten Sie beginnen, nachhaltig zu werden. Dieser Einstieg in persönliche Nachhaltigkeit nennt man Nachfolgeplanung.

Ob Privatperson oder Unternehmer – jeder kann seine Nachfolge aktiv gestalten

Damit ist aber nicht nur die Planung der Unternehmensnachfolge, sondern auch der privaten Nachfolge gemeint. Wie soll das Erbe aufgeteilt werden, so dass die Erben nicht bis an deren Lebensende gegeneinander prozessieren? Wie sichert man den Lebensabend des Ehepartners bei nicht gemeinsamen Kindern? Wer führt kurzfristig das eigene Unternehmen und wer übernimmt es langfristig? Was passiert mit dem Pferd und kann man es beerben? Wie kommen die Erben an Passwörter und Zugangsdaten? Auf all diese Fragen findet die Nachfolgeplanung Antworten.

Die vier Schritte zur Nachhaltigkeit

Die Nachfolgeplanung ist ein zeitaufwendiger und komplexer Prozess, der jedoch grundsätzlich in vier Schritten erfolgt: «wo komme ich her – wo will ich hin – wie komme ich dahin – tu es!». Am Anfang steht die Bestandsaufnahme der privaten oder unternehmerischen Situation (Ehegatte, Kinder, Vermögenswerte, Management, Marktsituation etc.). Im zweiten Schritt erfolgt die Beantwortung der Frage, wie es nach dem eigenen Ende – als Mensch generell oder als Unternehmer – konkret weitergehen soll und kann. Die Familienwerte und -strategie werden in einer Art Familienverfassung verbindlich festgelegt und die einzelnen Handlungsoptionen ausgearbeitet (z. B. Sohn Herbert soll zusammen mit dem Management Nachfolger werden, der Ehegatte soll möglichst viel Vermögen, aber wenig Entscheidungsspielraum erhalten, die Kinder sich darüber hinaus nicht in die Haare geraten). Im dritten Schritt wird eruiert, wie dieser Wunschzustand erreicht werden soll. Hierzu ist unter Einbezug sämtlicher (familienspezifischer) rechtlicher, steuerlicher und ökonomischer Rahmenbedingungen der passende Weg zu suchen. Dieser Weg kann sich im Laufe der Jahre auch verändern, sodass er hin und wieder überprüft werden sollte. Anlass hierfür könnte zum Beispiel die anstehende Revision des Erbrechts bilden. Sie verspricht etliche Neuerungen, welche die familieninterne Unternehmensnachfolge und die freie Vermögensverteilung erleichtern sollen. Zu nennen ist etwa die geplante Senkung der Pflichtteile. Auch aus steuerlicher Sicht gibt es unterschiedlich attraktive Wege nach Rom. Ist ein Weg jedoch einmal eingeschlagen, kann er meist nicht mehr ohne teure steuerliche Konsequenzen verlassen werden. Die steuerlichen Wegweiser sind daher vor Reiseantritt genaustens zu studieren. Im letzten, wohl emotionalsten, aber wichtigsten Schritt gilt es die Planung dann auch umzusetzen: Verträge werden geschrieben, Steuerrulings eingeholt, Finanzierungen geklärt, Nachfolger im Betrieb implementiert und das Pferd in die Pension Abendsonne geleitet. Man wird es Ihnen danken.

Autorin

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Isabelle Zanettin
lic. iur. HSG, Rechtsanwälti, dipl. Steuerexpertin Leiterin Steuern und Recht St. Gallen,Frauenfeld, Herisau BDO AG