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Die Legende lebt – noch

Sport und Alltag müssen kein Widerspruch sein, wie der Golf GTI seit mehr als 40 Jahren beweist. Auch in seiner jüngsten und wohl letzten Auflage bleibt er diesem Grundsatz trotz vielen Neuerungen treu.

Die Legende lebt – noch

Die Neuauflage der achten Golf-Generation überzeugt optisch und ist auch technisch vorne dabei. Bilder: PD

Sportlich und alltagstauglich – seit mehr als 40 Jahren und vielen Generationen meistert der VW Golf GTI diesen nicht immer ganz leichten Spagat in besonders überzeugender Weise. Wohl auch deshalb hat er so viele Fans. Mehr als 140 000 Golf mit dem GTI-Emblem hat die Amag in der Schweiz bisher an Mann und Frau gebracht.

«2019, im Jahr vor Corona, lag der GTI-Anteil bei 12,59 Prozent», bestätigt VW-Mediensprecher Christian Frey den anhaltenden Erfolg. Dass mehr Dynamik wie auch Nutzwert immer noch möglich sind, beweist die 2020 gestartete Neuauflage auf Basis der achten Golf-Generation. Optisch überzeugt der neuste GTI mit seiner fein austarierten Balance gegensätzlich anmutender Ansprüche an Neuzeit und Legende. Da wären zum einen klassische GTI-Insignien, die so dezent wie markant bleiben und zusammen mit den typischen Power-Accessoires wie Spoiler, Diffusor oder Schweller eine zwar sportliche, doch keineswegs übertrieben protzige Wirkung entfalten. Krawall überlässt man anderen.

Neben Retro-Charme und Understatement vermittelt der Wolfsburger Wolf im Schafspelz ausserdem den Eindruck, technisch weit vorne dabei zu sein. Verantwortlich dafür sind neben den Zielflaggen-LEDs in der unteren Schürze auch seine feinen Matrixscheinwerfer, Wischblinker oder der auf voller Breite durchgehende, feine Lichtstreifen zwischen Kühlergrill und Motorhaube. Innen übt sich der wohl letzte GTI mit Verbrennermotor ebenfalls geschickt darin, Alt und Jung zu versöhnen. Den Kult der Baureihe transportieren neben den drei Buchstaben und der kompakten Form vor allem die Sitzbezüge mit Karomuster. 

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Die rote Querspange und die drei Buchstaben im Kühlergrill stehen seit mehr als 40 Jahren für den GTI.

Das mag trivial erscheinen, doch wer in seiner Kindheit den Ur-GTI erlebt hat, wird dieses Details durchaus goutieren, um sich anschliessend mit dem neuen Bedienkonzept herumzuplagen. Denn der GTI mit seinen beiden XL-Displays und einer auf ein Minimum reduzierten Zahl an Schaltern ist eben auch ein Smartphone auf Rädern. Und wie bei Handys, Tablets und anderen vertouchten Gadgets üblich, sind auch hier viele Nutzungs- und Einstellungsmöglichkeiten hinter Menüstrukturen versteckt, deren Inhalte man sich entweder nach «Trial and Error»-Prinzip oder Handbuchlektüre erarbeiten muss. Doch reinsetzen und losfahren geht, wie bei den Vorgängern, noch immer einfach und zudem erfreulich gut. Bei aktiviertem Sportmodus, den der Fahrer im Innenraum durch eine vom LED-Ambientelicht erzeugte Rottünchung erkennt, meldet der 2.0 TFSI nach dem Druck auf den Startknopf markant und mit dumpfem Dröhnen seine Fahrbereitschaft. Zusätzlich zu der den Innenraum durchwabernden Klangnote wird auch die Aussenwelt aus den beiden Auspuffendrohren auf das Kraftpotenzial eingestimmt – das ist heute zwar nicht mehr angesagt, aber einer fahrenden Legende kann man das verzeihen. Der GTI ist nicht ganz so giftig und ruppig wie etwa sein Allrad-Bruder R, doch lässt auch er dem akustischen Testosteron-Gehabe angemessene Taten folgen. In Zahlen heisst das: 6,4 Sekunden bis 100 Kilometer pro Stunde sowie maximal Tempo 250. Natürlich, die 250 Kilometer pro Stunde sind höchstens noch fürs Auto-Quartett gut. Beeindruckend ist dafür das Fahrwerk, das trotz aller Sportlichkeit ein für den Alltagseinsatz mehr als akzeptables Komfortniveau vermittelt.

Ob sich dank der im Detail gegenüber dem Vorgänger optimierten Fahrerwerksabstimmung die von den VW-Ingenieuren versprochenen Zehntelsekunden auf dem Track rausfahren lassen, interessiert heute kaum mehr. Aber es bereitet jedenfalls bereits im Alltag grossen Spass, kurvige Strecken zurückzulegen und das gutmütige, neutrale Handling des GTI zu geniessen. Spritkonsum nur denkbar knapp auf einstelligem Niveau Leider hat der Spass auch seinen Preis. Statt eines realitätsnahen WLTP-Werts von 7,4 bis 7,7 Liter lag in unserem Fall der Spritkonsum nur denkbar knapp auf einstelligem Niveau. Auch beim Kaufpreis ist das Niveau hoch, denn bereits die Variante in der Basisausstattung will mit 46 310 Franken bezahlt sein. Im Gegenzug bekommt man neben reichlich Leistung noch eine üppige, doch zugleich auch stark ausbaufähige Ausstattung. Es ist noch keine zehn Jahre her, da machte der Golf R Schlagzeilen, als er mit Vollausstattung die 50 000 Franken-Schallmauer durchbrach. Jetzt könnte man auch mit dem GTI locker in diese Sphären vordringen. Und wenn noch grosse Räder, Adaptivfahrwerk, Ledersitze und weitere Nettigkeiten dazukommen, werden es sogar ein paar Tausend Franken mehr. Dann bekommt man allerdings auch einen technisch anspruchsvollen, geräumigen, alltagstauglichen Alleskönner, der den Autoalltag mit seiner Dynamik und dem Kult vergangener Tage versüssen kann. Solange es ihn noch gibt.

Mario Hommen
   

VW Golf 8 GTI

Modell: fünftüriger, viersitziger Kompakt-Sportler.
Masse: Länge 4,28 Meter. Breite 1,79 Meter. Breite mit Aussenspiegeln 2,03 Meter. Höhe 1,48 Meter. Radstand 2,63 Meter. Kofferraumvolumen 380 bis 1237 Liter.
Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benziner mit 180 kW/245 PS. Maximales Drehmoment bei 370 Nm bei 1600 bis 4300 U/min. 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG.
Antrieb: Frontantrieb.
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 6,4 Sekunden.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h.
Verbrauch (WLTP): 7,4 bis 7,7 Liter, CO₂-Ausstoss 169 g/km.
Preis: ab 46 310 Franken.