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Das Nonplusultra der E-Mobilität

Der Mercedes EQS bringt den Elektroantrieb in die automobile Luxusklasse – zwei Dinge, die erstaunlich gut zusammenpassen

Das Nonplusultra der E-Mobilität

Stille ist Luxus. Flüsterleise geht es gemütlich dahin, während die traumhafte Kulisse des Vierwaldstättersees am Fenster vorbeizieht. Ruhe, Entspannung, sich von der Aussenwelt abkapseln – das wünschen sich Kunden der automobilen Oberklasse. Natürlich abgesehen von weniger romantischen Faktoren wie Status, Statement, Leistung und Hightech. All das zusammen bietet nun der Mercedes EQS: Er ist die erste Oberklasselimousine mit reinem Elektroantrieb und setzt in diesem Bereich standesbewusst neue Standards. Und er zeigt, dass Elektro und Luxus zwei Dinge sind, die wunderbar zusammenpassen.

«Der EQS wurde entwickelt, um selbst die Erwartungen unserer anspruchsvollsten Kunden zu übertreffen», definiert Daimler-Chef Ola Källenius die Vorgaben für das neue Modell. «Genau das muss ein Mercedes leisten, um sich den Buchstaben S im Namen zu verdienen.» Das fängt zuallererst mit der Grösse an: Stolze 5,22 Meter ist der EQS lang – damit überragt die Elektro-Limousine sogar die herkömmliche S-Klasse leicht und ist nur wenige Millimeter kürzer als deren Langversion. Trotzdem schafft der EQS einen Wendekreis von sensationellen 10,9 Metern und lässt sich damit erstaunlich handlich manövrieren. Möglich macht es eine Hinterachslenkung, die beim Rangieren bis zu zehn Grad gegenläufig einschlägt.

Eine neue Messlatte – aber nicht überall

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Weil man es eben kann: Drei Bildschirme bilden das Hirn des Mercedes EQS. Bild: PD

Auch Raum ist Luxus. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass bei dieser Fahrzeuglänge viel Platz im Innenraum zur Verfügung steht – doch bei einem Elektroauto sind die Platzverhältnisse noch einmal anders. Der EQS baut auf einer neuen, spezifisch für E-Autos konzipierten Plattform auf, mit der Batterie flach im Fahrzeugboden, einem Elektromotor an der Hinterachse und – bei den Allradvarianten – einem zweiten an der Vorderachse. Für die Passagiere entsteht dadurch noch mehr Beinraum, allerdings fehlt wegen der Batterie im Boden die Tiefe im Fussraum. Das spürt man vor allem auf den vorderen Plätzen, wo man höher sitzt als in einer S-Klasse und der Kopfraum für grossgewachsene Fahrer bald einmal eng wird. Letzteres wird auch durch die flache Dachlinie bedingt, die im Gegenzug eine hervorragende Aerodynamik ermöglicht: Der Luftwiderstandsbeiwert beträgt 0,20 – ein neuer Bestwert für Serienfahrzeuge. Auch beim Geräuschkomfort gehöre der EQS zu den Besten, wie der Hersteller betont – subjektiv empfunden trifft das auch zu. Eine weitere neue Messlatte setzt Mercedes mit der Batterie im EQS. Diese ist in der grösseren der beiden Varianten mit einer nutzbaren Kapazität von 107,8 kWh das Grösste, was derzeit in Personenwagen verbaut wird, und ermöglicht je nach Modellversion WLTP-Reichweiten bis 770 Kilometer. Beim Ladetempo hinkt der EQS allerdings hinterher: Da die Stuttgarter es verpasst haben, der neuen Plattform 800-Volt-Technik zu spendieren, kann mit maximal 200 kW (DC) geladen werden. Im Vergleich: Der Porsche Taycan lädt mit bis zu 270 kW, und auch der kompakte Ioniq 5 schafft dank 800-Volt-Architektur 220 kW. Lange an der Ladesäule stehen muss man aber auch mit dem EQS nicht: Den Akku von 10 auf 80 Prozent zu füllen, dauert im Idealfall eine halbe Stunde, in 15 Minuten soll Strom für weitere 300 Kilometer Strecke «getankt» werden können.

«Entwickelt, um selbst die Erwartungen anspruchsvollster Kunden zu übertreffen»

Ola Källenius Daimler-Vorstandschef

Auf dem Preisniveau der S-Klasse

Vorerst werden zwei Antriebsvarianten angeboten: der EQS 450+ mit Heckantrieb und 245 kW (333 PS) Leistung und der EQS 580 4Matic mit Allradantrieb und 385 kW (524 PS). Später folgen weitere Varianten, darunter die Einstiegsversion EQS 350 mit 210 kW (286 PS). Auch eine «Performance-Version» mit bis zu 560 kW (762 PS) sei in Planung. Preise sind noch nicht bekannt – zu rechnen ist mit einem ähnlichen Preisniveau wie bei der S-Klasse, die ab 123 300 Franken startet. Zur Probefahrt durch die Innerschweiz nach Andermatt und via Oberalppass zurück an den Zürichsee stand die Version EQS 580 4Matic bereit. Überzeugend sind neben der herausragenden Laufruhe, dem hohen Abrollkomfort und der Beschleunigung, die je nach «Gasfuss» zwischen sehr flott und irreschnell variiert, auch die hohe Traktion, die gute Spurtreue und das verblüffend leichtfüssige Handling – schliesslich wiegt der EQS mit voller Zuladung rund drei Tonnen.

Und mit einem weiteren Merkmal sticht der EQS in der Oberklasse hervor: Er ist das bislang einzige Modell dieses Segments mit Bildschirmen quer über die gesamte Fahrzeugbreite. Hyperscreen nennt Mercedes dieses Panel, das aus einem grossen Monitor hinter dem Lenkrad, einem noch grösseren Bildschirm in der Mittelkonsole und einem zusätzlichen Screen auf der Beifahrerseite besteht, die optisch in ein einzelnes Element zusammengefasst wurden. «Der Hyperscreen ist zugleich Gehirn und Nervensystem des Autos», sagt der für die Elektromobilität verantwortliche Vorstand Sajjad Khan. «Er ist verbunden mit allen Komponenten des Fahrzeugs und kommuniziert mit ihnen.» Welche wichtige Aufgabe der dritte Bildschirm auf der Beifahrerseite hat, wird allerdings nicht ganz klar. Für ihn gilt eine Devise, die in der Luxusklasse generell gilt: Man tut es, weil man es eben kann. Dave Schneider