Basis für das Projekt bildete eine Hausanalyse, welche im Dezember 2018 erstellt wurde. Dabei hat sich gezeigt, dass das Gebäude eine gute Grundsubstanz aufweist und problemlos zu Wohnraum ausgebaut werden kann. Auf dieser Basis wurde ein Projekt ausgearbeitet, welches anschliessend auch umgesetzt wurde.
In dem denkmalgeschützten Gebäude im Zentrum von Wolfhalden sind in den Obergeschossen drei Wohnungen eingebaut worden. Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich neu zwei 312-Zimmer-Wohnungen und in den beiden Dachgeschossen wurde eine zweigeschossige 4-Zimmer-Wohnung eingebaut. Im Erdgeschoss ist weiterhin die Bibliothek untergebracht.
Zeitgemässer Komfort in den Wohnungen
Mittels gezielter Eingriffe ist ein Nebeneinander von Alt und Neu zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt worden. Die Wohnungen verfügen über einen zeitgemässen Komfort und tragen den heutigen Wohnbedürfnissen Rechnung.
Das Treppenhaus und die Hauptwohnräume wurden nur sanft saniert und konnten grösstenteils in ihrer Originalsubstanz erhalten werden. Die Böden zwischen den Wohnungen mussten jedoch aus statischen und schalltechnischen Gründen verstärkt werden. Der Einbau einer zeitgemässen Küche und einer Nasszelle bedingten grössere Eingriffe in die historische Substanz. Um einen besseren Dämmwert und einen optimalen Schutz gegen den Strassenlärm zu erreichen, wurden im ganzen Gebäude alle Fenster ersetzt. Durch einen neuen freistehenden Balkonturm verfügen alle Wohnungen über einen attraktiven Aussenraum mit Abendsonne.
Im Zuge der Sanierung wurde auch die gesamte Haustechnik erneuert. Dank einer Wärmepumpe mit Erdsonden verfügt das Gebäude über eine zeitgemässe Heizung und wird somit CO₂-neutral beheizt.
Durch diese Investition kann die Gemeinde Wolfhalden im Dorfzentrum ab April 2023 attraktive Mietwohnungen für Liebhaber historischer Gebäude, die doch nicht auf heutigen Wohnkomfort verzichten wollen, anbieten.
Das den Kirchplatz von Wolfhalden auf der Westseite abschliessende, jetzt als Wohnhaus dienende Gebäude war das zweite Pfarrhaus in der Gemeinde. Das erste Pfarrhaus stammte aus dem Kirchenbaujahr 1652 und erfüllte bis 1750 und damit rund hundert Jahre lang seinen Zweck.
Haus mit spannender Geschichte
1736 übernahm der von Herisau stammende Lorenz Scheuss das Pfarramt von Wolfhalden. Schon bald beklagte er sich über den schlechten Zustand des Hauses. Dazu Historiker Ernst Züst: "Pfarrer Scheuss ersuchte die Hauptleute und Ratsmitglieder, das Haus zu besichtigen. Nach dem Beizug von drei Zimmermeistern wurde befunden, statt zu flicken sei es besser, neu zu bauen. Im Mai 1749 verkaufte man das alte Pfarrhaus für dreihundert Gulden an Jakob Kübeli im Weiler Tobelmühle, wo es in der Folge wieder aufgebaut wurde." Das neue Pfarrhaus von Wolfhalden wurde 1749/50 erbaut. Damit ging der Wunsch von Pfarrer Scheuss in Erfüllung, der mit seiner Familie im Februar 1750 im Neubau Einzug hielt. Er zeigte sich dankbar und hielt Wolfhalden bis 1767 die Treue. Sein heutiges Aussehen mit grossen Fenstern erhielt das Pfarrhaus im Rahmen eines Umbaus zwischen den Jahren 1855 und 1860. In den 1970er-Jahren liess die evangelische Kirchgemeinde im Vorderdorf ein neues Pfarrhaus erbauen.
Das Pfarrhaus wird zum Bankgebäude
Damit bot sich der 1845 gegründeten Gemeindesparkasse die Möglichkeit, vom Weiler Luchten ins Dorfzentrum zu zügeln. Nach dem Totalumbau des Erdgeschosses nahm die gemeindeeigene Bank im November 1979 den Betrieb am Kirchplatz auf. Mit gutem Erfolg, konnte doch die von Hanny Bänziger (Nachfolgerin von Alfred Hohl) und später Walter Bänziger geführte Bank schon bald Zweigstellen in Reute-Dorf, Lutzenberg und ReuteSchachen eröffnen. Immer wieder neue Vorschriften und Anpassungen in verschiedenen Bereichen aber gefährdeten längerfristig das Überleben als eigenständige Bank, so dass 1999 der Verkauf an die Raiffeisenbank Heiden erfolgte.
Bücher statt Banknoten
Die Sparkasse in Wolfhalden wurde nun ein Raiffeisen-Filialbetrieb, der bis 2016 Bestand hatte. Dann realisierte die Gemeinde Wolfhalden als Hauseigentümerin erneut einen Umbau des Erdgeschosses, das seither der Gemeindebibliothek dient. Nach verschiedenen Nutzungen der Lokalitäten in den oberen Stockwerken erfolgte in den letzten Monaten der Umbau zu drei gefälligen Wohnungen, die sich durch ein historisch-neuzeitliches Ambiente und die zentrale Lage auszeichnen. (pd)