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Viel Vernunft und ein bisschen Spass

Viel Vernunft und ein bisschen Spass

Der kompakte SUV Lexus UX 300e wird das erste vollelektrische Fahrzeug des Toyota-Konzerns. Er soll mit vollen Batterien rund 300 Kilometer weit kommen. Foto: PD

Michael Baumann, Amsterdam Das Klima ist seit geraumer Zeit auch in der Firmenzentrale von Toyota ein Thema. Schon mehrmals hatte der Konzern den richtigen Riecher und umweltfreundliche Trends frühzeitig erkannt: Als erster Hersteller setzten die Japaner mit dem Prius konsequent auf den Hybridantrieb und damit auf die Elektrifizierung des Automobils. Später lancierten sie das erste in Serie hergestellte Brennstoffzellenfahrzeug, wenn auch nur in kleiner Stückzahl: Etwas mehr als 10 000 Exemplare wurden seit 2014 verkauft, davon rund 30 in der Schweiz.Lange fuhr die Konkurrenz hinterher, bis das reine Elektroauto richtig Fahrt aufnahm und Toyota hier den Anschluss zu verlieren drohte. Doch nun gibt Japans mit Abstand grösster Autobauer Gegensteuer und will sich in eine Mobilitätsfirma verwandeln. «Mobilität für alle» lautet das Credo, das sich schon im vergangenen Oktober an der Tokyo Motor Show angekündigt hat – doch Autos standen damals kaum am Messestand von Toyota. Stattdessen wurden autonome Services gezeigt wie etwa ein Fitnessstudio auf Rädern, das man zu sich nach Hause bestellen kann.

Nachhaltigkeit, Verantwortung und Umweltschutz sind Begriffe, die Toyota nicht erst seit gestern verwendet. Neben den erfolgreichen Hybrid-Modellen lancieren die Japaner nun ihr erstes Elektro- und ein neues Wasserstoffauto.

Vom Autobauer zum Mobilitätsanbieter

Alle automobilen Neuheiten von Toyota und der Tochterfirma Lexus wurden nun aber in Amsterdam am ersten Kenshiki Forum präsentiert. Beim grössten Medienevent der Marke in Europa wies Johan van Zyl, Geschäftsführer und Präsident von Toyota Europe, mehrmals auf die gesellschaftlichen Veränderungen und auf die damit verbundene Verantwortung der Autohersteller für die Natur hin. Toyota kümmere sich schon lange um die Umwelt und habe weltweit schon über 15 Millionen Hybridautos verkauft. «Im nächsten Jahrzehnt werden die Hybride nochmals eine wichtige Rolle spielen», sagte Van Zyl. «Auch wenn sie nicht die perfekte Lösung sind.» Trotzdem sollen zwischen 2020 und 2025 weitere 5,5 Millionen Toyota mit Hybridantrieb verkauft werden. Und bis spätestens 2030 wollen die Japaner eine Million emissionsfreie Fahrzeuge verkaufen.

Zum Portfolio gehören dann alle Arten von elektrifizierten Autos: weiterhin klassische Hybride, Plug-in-Hybride und neu auch reine Elektrofahrzeuge sowie die zweite Generation des Wasserstoffautos Mirai. In den nächsten fünf Jahren will Toyota 25 neue Hybrid- und fünf Plugin-Hybrid-Modelle sowie mehrere E-Fahrzeuge auf den Markt bringen. Als Ziel sollen ab 2025 nur noch zehn Prozent aller verkauften Autos über keine Elektrifizierung verfügen – Vernunft pur.

Beim ersten Elektroauto aus dem Toyota-Konzern handelt es sich um den Lexus UX 300e. Der kompakte SUV soll mit vollen Batterien, die unter dem Fahrzeugboden angebracht sind, rund 300 Kilometer weit kommen. Und der UX 300e soll nicht einfach ein weiteres E-Mobil sein, sondern sich durch Qualität, Komfort und Langlebigkeit von der Konkurrenz abheben. «So wie man es von Lexus gewohnt ist», hiess es in Amsterdam. Der Preis für den UX 300e steht noch nicht fest, als Richtwert wurden 50 000 Euro angegeben. Ebenfalls am Forum zu sehen war ein zweites Elektrofahrzeug: die futuristische Elektrostudie Lexus LF-30, die induktiv aufgeladen werden kann, autonom fährt und über künstliche Intelligenz verfügt. Und die wohl nie in Serie gebaut wird.

Toyota erhofft sich viel Verkaufsvolumen

Wichtige Puzzleteile in der Strategie von Toyota sind der Yaris Hybrid und der RAV4 Plug-in-Hybrid. Von diesen beiden Fahrzeugen erhofft sich Toyota viel Verkaufsvolumen. Der RAV4 soll als Hybrid-Flaggschiff weniger als 29 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen und nur 1,3 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen. Die maximale E-Reichweite wird mit über 65 Kilometern angegeben. Die Speerspitze für die Zukunft bildet aber der neue Toyota Mirai: Die knapp fünf Meter lange Brennstoffzellen-Limousine hat drei Tanks, die sich in rund fünf Minuten mit Wasserstoff füllen lassen und eine Reichweite von maximal 650 Kilometern ermöglichen. «Für uns steht dieser Antrieb für die Zukunft der Mobilität», so Johan van Zyl. In Europa wird der neue Mirai voraussichtlich ab Ende 2020 erhältlich sein. Bei aller automobilen Vernunft bleibt bei Toyota doch noch Platz für etwas Spass übrig: Die GR-Modelle Yaris und Supra sind auf Performance ausgelegt und optisch auf Sportlichkeit getrimmt. Im Yaris GR, der in verschärfter Form bei der Rallye-WM eingesetzt wird, steckt ein neu entwickelter 1,6-Liter-Turbomotor mit drei Zylindern, der 261 PS leistet und über den Vierradantrieb ein maximales Drehmoment von 360 Newtonmetern abgibt. Fahrspass trotz Downsizing – bislang stand nur ein Sechszylinder mit 340 PS zur Verfügung – verspricht der GR Supra, den es neu auch mit einem Zweiliter-Vierzylinder mit 258 PS gibt.