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Alfa, Alfisti und Antipasti

Alfa, Alfisti und Antipasti

Der GTAm wird genau studiert, denn auf hiesigen Strassen wird man ihn nur selten sehen.

Die Fans der italienischen Automarke Alfa Romeo, die sogenannten Alfisti, sind eine verschworene und treue Truppe, die schon manche Höhen und Tiefen miterlebt hat. Den letzten Tiefschlag gab es auf sportlicher Ebene am Sonntag zu verdauen, als im österreichischen Spielberg beide Formel-1-Autos des Teams Alfa Romeo Racing die Punkteränge verpassten. Die zwei einzigen Weltmeistertitel der 1910 in Mailand gegründeten Marke liegen schon 69 und 70 Jahre zurück und gingen auf das Konto von Giuseppe Farina und Juan-Manuel Fangio.Auflauf am Alfa-HauptsitzFreude hatte dagegen bei rund 90 Schweizer Alfisti kurz vor dem Rennwochenende geherrscht: Sie hatten bei Sauber Motorsport in Hinwil, wo der Alfa-Rennstall seinen Hauptsitz hat, die Möglichkeit, den jüngsten Wurf der Autobauer aus Mailand exklusiv zu bestaunen – die viertürige Sportlimousine Giulia GTAm. Dabei handelt es sich um einen Supersportwagen, wie er heutzutage von Marken, die sich auch an die breite Masse richten, kaum noch gebaut wird.

Schweizer Kunden von Alfa Romeo konnten bei einer exklusiven Präsentation bei Sauber Motorsport in Hinwil den Supersportwagen Giulia GTAm in Augenschein nehmen.

Testfahrt leider nicht möglich

Entsprechend gross war die Begeisterung in der Alfa-Gemeinde, die sich im Zürcher Oberland zu dieser Enthüllung in der Event-Halle versammelt hatte, als das Tuch vom roten Objekt der Begierde gezogen und der Blick freigegeben wurde. Spätestens als der Motor aufheulte, leuchteten die Augen der Anwesenden, und es wurde geklatscht und gejohlt sowie mit den Mobiltelefonen fotografiert.

Dann inspizierten die Anwesenden die Giulia GTAm aus der Nähe, schauten jedes Detail genau an und nahmen hinter dem Lenkrad Platz, wozu es etwas Geduld brauchte. Beim Warten vertrieben sich die Alfa-Fahrerinnen und -Fahrer die Zeit mit Fachsimpeln und Antipasti. Das Probesitzen war aber das höchste der Gefühle, eine Testfahrt war leider nicht möglich. Trotzdem galt es, diese einmalige Gelegenheit zur Annäherung ausgiebig zu nutzen, denn auf den Strassen und Pisten wird das Auto nicht viel häufiger anzutreffen sein als die danebenstehenden Formel-1-Autos von Alfa und aus der Sauber-Zeit.

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Formel 1 hautnah: Alfa-Fans beim Betrachten des aktuellen Boliden. Bilder: PD

Alfa Romeo baut zum 110-Jahr-Jubiläum der Giulia die beiden Sondermodelle GTA und GTAm, von denen es zusammen nur 500 Stück geben wird. Für die meisten werden diese Autos also ein Traum bleiben. Gemäss den Vorbestellungen sollen aber immerhin mehr als 60 Stück davon in die Schweiz kommen.

Im Vergleich zu den bisherigen Giulia-Modellen wurden die Versionen GTA und GTAm stärker auf Gewichtsersparnis und Rennsport getrimmt. Die Giulia GTAm markiert dabei die Spitze der Entwicklung. Dank konsequenter Leichtbauweise wiegt das Topmodell 1520 Kilogramm und damit 50 Kilogramm weniger als die Giulia GTA und 100 oder mehr Kilogramm weniger als die anderen Versionen. Viele Bauteile wurden aus Karbon gefertigt, darunter die Motorhaube, der grösste Teil des Dachs, die Sitzschalen, die Stossstangen, die Kardanwelle oder der Diffusor. Und die Abgasanlage besteht aus Titan und wird vom Spezialisten Akrapovic aus Slowenien geliefert. Ausserdem wurde für die Scheiben Polycarbonat verwendet.

Ein Viertürer ohne Rücksitze

Bei so viel Sportlichkeit und Leichtbau bleibt der Komfort deutlich auf der Strecke. Im Innenraum, der eigentlich für vier Personen ausgelegt ist, muss man auf die Rücksitze verzichten. An ihrer Stelle ist ein Überrollbügel eingebaut, wodurch das Rennsportfeeling nochmals erhöht wird. Platz hat es auch für einen Feuerlöscher und zwei Helme. Verschiedene Teile zur Verbesserung der Aerodynamik ziehen die Blicke der Alfisti ebenfalls auf sich. Am auffälligsten und markantesten ist der Spoiler, der auf dem Heck thront. Wer bereit ist, sich für 193 000 Franken eine Alfa Giulia GTAm zu gönnen, bekommt zusätzlich noch ein Begrüssungspaket. Dieses umfasst einen speziell designten Helm, einen Rennanzug, Handschuhe, Schuhe und eine Schutzhaube – sowie ein Fahrtraining.

Letzteres kann bestimmt nicht schaden, denn unter der Motorhaube ist ein 2,9-Liter-V6-Biturbo-Aggregat von Ferrari verbaut. Dieses kennt man zwar schon von anderen Giulia-Versionen, in den Jubiläums-Sondermodellen ist seine Leistung aber um 30 auf 540 PS gesteigert worden, was auch mit der Abgasanlage aus Titan zusammenhängt. Als Folge davon lässt sich die Giulia GTAm aus dem Stand in 3,6 statt in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen – und liegt damit nur noch gut eine Sekunde hinter den aktuellen Formel-1-Autos. Welche anderen Unterschiede es zu den Fahrzeugen der Königsklasse des Rennsports noch gibt, haben die Alfa-Kundinnen und -Kunden bei einer Führung durch die Hallen von Sauber Motorsport erfahren. Dort, wo die Alfa-Boliden für die Rennen vorbereitet werden. Michael Baumann

GTA und GTAm

In den 70er-Jahren fand das Kürzel GTA bei Alfa Romeo zum ersten Mal Anwendung. Später zierte es immer wieder das Heck besonders sportlicher Modelle. Die drei Buchstaben stehen dabei für Gran Turismo Alleggerita. Auf Italienisch heisst alleggerita so viel wie «erleichtert» oder «leichter gemacht», weshalb sportliche Autos für die Strasse und Rennautos, die durch Leichtbau und eine spartanische Einrichtung auffallen, mit dieser Zusatzbezeichnung versehen werden. Das zusätzliche «m» bei GTAm bedeutet maggiorata («erhöht») oder modificata («modifiziert») und kennzeichnet nochmals leichtere Versionen. (mbm)