Da staunt der Nachbar nicht schlecht. Nicht wegen dem Auto an sich – die ständig wechselnden Testwagen ist man sich in der heimischen Tiefgarage längst gewohnt. Doch die Lightshow, die der BMW X6 beim Starten veranstaltet, ist schon sehenswert. Die Laser-Scheinwerfer blitzen auf und bringen sich in Position, die Rückleuchten führen einen Tanz auf, auf den Seiten werden dynamische Linien auf die Strasse geworfen, und sogar der mächtige Kühlergrill erstrahlt hellweiss. Eine solche Show ist heute noch aussergewöhnlich, doch wir werden uns in Zukunft daran gewöhnen – der neue X6 ist ein Bote der Lichttechnik von morgen.Licht ist generell ein wichtiges Thema beim neuen BMW X6, nicht nur aussen, wo das Laser-Fernlicht 500 Meter weit erstrahlt und die beleuchtete Niere im Kühlergrill optisch für Furore sorgt. Auch innen ist das Thema omnipräsent: Opulentes Ambientlicht zieht sich durch den ganzen Innenraum, es kann in Intensivität und Farbe der persönlichen Stimmungslage angepasst werden. Spektakulär ist die «Sky Lounge»: Über 15 000 Grafikpunkte im Panorama-Glasdach können in sechs Farben beleuchtet werden und erzeugen ein Muster im Stil eines Sternenhimmels. Natürlich sind auch die Boxen des hochklassigen Audiosystems von Bowers & Wilkins hinterleuchtet, genauso wie die temperierbaren Becherhalter. Nachts im neuen X6 zu fahren, ist allein wegen der Innenraumbeleuchtung ein Erlebnis.
Der BMW X6 provoziert an allen Ecken und Enden und wird gerade deshalb gerne gekauft. Die neue Modellgeneration bietet ausser dem protzigen Auftritt auch eindrückliche Technik.
Unhaltbarer Spritverbrauch
Das Aussehen ist entscheidendes Kriterium für den X6, obwohl das Auto auch ganz andere Vorzüge hat. Doch die würde man im X5 ebenfalls finden, der günstiger ist und mehr Platz bietet. Doch den X6 kauft man nicht aus Vernunft, sondern weil man ein Statement setzen will. Klar, die coupéhafte Dachlinie suggeriert eine gewisse Sportlichkeit und das von uns gefahrene Topmodell M50i mit Sportdifferenzial an der Hinterachse, einstellbarem Sportfahrwerk und sportlich abgestimmtem Getriebe will eine Art Sportwagen im SUV-Kleid darstellen – die Physik kann aber auch der bayrische Hersteller nicht bezwingen.
Gemessen an seiner Masse macht der neue X6 seine Sache eindrücklich gut, wankt in Kurven wenig, lenkt munter ein und ist verhältnismässig agil. Doch ein Leergewicht von 2,3 Tonnen kann auch die beste Technik nicht kaschieren.
Der 4,4-Liter-V8-Twinturbo-Benziner mit 530 PS und einem maximalen Drehmoment von 750 Nm ist zweifellos ein grossartiger Motor. Jedoch ermittelten wir in zurückhaltender Fahrweise einen Schnitt von 13 Litern auf 100 Kilometer, was in der heutigen Zeit schlicht zu viel ist. Den Normverbrauch von 10,7 Litern kann man wohl schaffen, doch wer so dezent mit dem Gaspedal umgeht, kann gleich eine sparsamere Version des X6 kaufen und dabei noch deutlich Geld sparen: Die Einstiegsversion mit Dreiliter-Dieselmotor und 265 PS kostet mehr als 30 000 Franken weniger als der M50i.
Die Erkenntnisse nach dem Test des neuen BMW X6 sind die bekannten: Das Auto polarisiert, ist technisch eindrücklich und fährt sich verblüffend gut. Kaufen wird auch die neue Modellgeneration ein kleiner, aber umso treuerer Kundenkreis: Menschen, denen Aussehen über praktischen Nutzen geht, denen die Show wichtiger ist als die Umwelt und die nicht über den Preis nachdenken müssen.
Wer allerdings einfach einen guten, grossen SUV will, für den gibt es deutlich schlauere Alternativen. Dave Schneider
BMW X6 M50i
Modell: SUV-Coupé
Masse: Länge 4935 mm
Breite 2004 mm
Höhe 1696 mm
Radstand 2975 mm
Kofferraum: 580 bis 1530 Liter
Motor: 4,4-V8-Twinturbo-Benziner mit 530 PS
Fahrleistungen (Werk): Von 0 auf 100 km/h in 4,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Verbrauch (Werk): 10,7 Liter auf 100 Kilometer
CO₂-Ausstoss (Werk): 243 Gramm pro Kilometer
Preis: Ab 122 100 Franken
Infos: www.bmw.ch