Wer einen Sportwagen sein Eigen nennt, möchte ihn gerne auch einmal in voller Fahrt erleben. Das ist im heutigen Strassenverkehr und mit modernen, leistungsstarken Autos aber nicht machbar. Deshalb bieten zahlreiche Hersteller Kurse und Veranstaltungen an, die genau das bieten: ein sicheres Umfeld auf der Rennstrecke, wo das Potenzial der Sportmaschine unter fachkundiger Anleitung ausgelotet werden kann. Auch die Mercedes-Sportabteilung AMG bietet das an. Und mit dem neuen AMG GT Pro nun auch einen passenden Sparringspartner für diese Art der sportlichen Betätigung.
Subtil, aber effektiv
Mit der Einführung der zweiten Generation des AMG GT wurde der Fokus vor allem auf mehr Alltagstauglichkeit gelegt. So kann der Sportwagen nun mit einer zweiten Sitzreihe ausgerüstet werden, die vor allem als Notsitz zu verstehen ist, und bietet bis zu 675 Liter Kofferraum, womit der Sportwagen schon fast in der Kombi-Liga spielt. Allradantrieb ist nun bei allen Varianten serienmässig mit dabei, was den Sportwagen gerade für die Schweiz interessanter und ganzjährig nutzbar macht. Bisher standen drei Varianten im Angebot, von 476 bis zu irrwitzigen 816 PS dank Hybrid-Unterstützung.
Die jüngste, vierte Variante, der GT Pro, legt den Fokus aber nicht auf maximale Motorleistung. 612 PS und 850 Nm Drehmoment aus dem bekannten V8-Biturbo-Motor mit vier Litern Hubraum sind aber dennoch alles andere als bescheiden. Auf das rund 150 kg schwere Hybrid-System aus dem Topmodell verzichtet der Pro, um nicht zu viel Gewicht ins Auto zu bringen. Mit 1950 kg ist die neueste Variante dennoch kein Leichtgewicht, gerade für den vorgesehenen Einsatz auf der Rennstrecke.
Doch mit subtilen, aber effektiven Anpassungen gelingt es den Ingenieuren dennoch, das Auto deutlich sportlicher und vor allem auch ausdauernder zu gestalten. Schliesslich will man selten nur eine schnelle Runde drehen.
Nebst mehr Leistung bekommt der Antrieb vor allem mehr Kühlung. "Wir haben in der Front zwei zusätzliche Kühler verbaut. Zudem sind die Differenziale nun wassergekühlt", erklärt Entwickler Tobias Roll. Zudem wurde der Unterboden nochmals überarbeitet. Einerseits, um mehr Abtrieb zu erzeugen, andererseits, um mehr Kühlluft zu den Bremsen zu leiten. Diese sind beim GT Pro serienmässig mit neuen Keramikscheiben und angepassten Bremsbelägen versehen.
Das Fahrwerk verfügt, wie bei allen Varianten, über einen aktiven Wankausgleich. Auf Wunsch wird der Pro zudem mit besonders griffigen Sportreifen ausgerüstet, die vor allem auf trockener Fahrbahn für mehr Grip sorgen.
Keine Diva
Auf der Rennstrecke fühlt sich der Pro damit nochmals direkter, flinker und handlicher an als die Ausgangsbasis. Vor allem durch den enormen Grip der breiten Reifen und das fein regelnde Allradsystem fasst man schnell Vertrauen zum Sportwagen. Besonders erfreulich ist, dass die Regelsysteme so ausgelegt sind, dass sie auch bei voller Fahrt auf der Rennstrecke problemlos aktiviert bleiben können und nie störend ins Geschehen eingreifen. So fällt es leicht, sich aufs Fahren und die Strecke zu konzentrieren, ohne dass man vom Auto eingeschüchtert wird.
Auch der Motor passt in dieses Bild. Er ist hohen Drehzahlen nicht abgeneigt, bietet aber vor allem mehr als genug Durchzug in jeder Lebenslage. Und: Auch nach mehreren Runden zeigen weder Antrieb noch Bremse Anzeichen von Überhitzung. Das Konzept scheint also aufzugehen.
Mit dem GT Pro zeigt AMG also eine durchaus gelungene Ergänzung zum Modellprogramm. Das sportlichste Modell ist für den gelegentlichen Einsatz auf der Rundstrecke durchaus geeignet und wie gemacht dafür, den Fahrspass in sicherer und kontrollierter Umgebung zu geniessen. Sinnvollerweise hat sich AMG aber dafür entschieden, den GT Pro nicht zum reinen Rennwagen mit Strassenzulassung aufzurüsten. Der Fahrkomfort und der geräumige Innenraum bleiben fast komplett erhalten und auch sämtliche moderne Fahrassistenten sind mit an Bord. Der Preis: ab 232 700 Franken. Philipp Aeberli