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DS will zur Elektro-Avantgarde aufschliessen

DS will zur Elektro-Avantgarde aufschliessen

Der DS 9 bekomt diverse Plug-in-Hybrid-Varianten und wird vielleicht dereinst Frankreichs Staatspräsidenten befördern. Bild: PD

Manchmal bringt ein Nischendasein auch Vorteile. Beispielsweise beim CO2-Ausstoss. DS ist nach eigener Angabe mit weniger als 80 g/km die «führende Multi-Energy-Marke in Europa». Der niedrige Wert hat einen einfachen Grund. Die Modellpalette von DS besteht derzeit aus nur zwei Fahrzeugen, dem Kompakt-SUV DS 3 Crossback und dem Mittelklasse-SUV DS 7 Crossback. Letzteren gibt es auch als Plug-in-Hybrid. Positiv aufs CO2-Konto zahlt ebenso der in diesem Frühjahr eingeführte, vollelektrische DS 3 Crossback E-Tense ein.

Die PSA-Premiumtochter hat ihr altes Portfolio ausgemustert und setzt in Zukunft stärker auf Eigenständigkeit. Deshalb erhalten alle Modelle elektrifizierte Varianten.

Krise besser verkraftet als der Gesamtmarkt

Seit der Gründung 2015 hat DS sein bisheriges Modellprogramm komplett aufs Altenteil geschickt. Man könnte überspitzt fast sagen: Und keiner hat es bemerkt. Die Premiummarke hat zwar von Januar bis August mit minus 12,3 Prozent in der Schweiz besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt (minus 29,7 Prozent). Doch mit 385 verkauften Fahrzeugen liegen die Franzosen auch 2020 noch unter der Wahrnehmungsschwelle. Ein Grund, aufzugeben, wie es beispielsweise Nissan mit seiner Premiummarke Infiniti in Europa getan hat, ist dies jedoch noch lange nicht. Im Gegenteil: DS sieht sich gut aufgestellt und kann bestens auf die Entwicklungsressourcen des Mutterkonzerns PSA zurückgreifen. So ist der DS 3 Crossback E-Tense denn auch technisch identisch mit dem Peugeot e-2008 und dem demnächst kommenden Opel Mokka-e. Unterscheiden möchte sich DS mit seinen Modellen vor allem übers Design, über edle Materialien und traditionelle Handwerkskunst.

Einen mutigen Schritt in Richtung Zukunft wagt DS im nächsten Jahr mit dem DS 9. Die knapp fünf Meter lange Limousine soll einerseits als Image- und Technologieträger fungieren und gleichzeitig die Tradition des französischen Premium-Automobils wiederaufleben lassen. Der DS 9 als neuer Dienstwagen von Macron? Warum nicht. Die Staatspräsidenten Frankreichs nutzten früher meist den Citroën DS (La Désesse, die Göttin) als repräsentatives Gefährt. Später folgten Citroën C6 und Peugeot 607. Heute müssen Politiker bisweilen in einem Renault Talisman Platz nehmen.

Der DS 9 erhält Plug-in-Hybridantriebe in unterschiedlicher Ausprägung. DS löst damit sein Versprechen ein, jedes neue Modell auch elektrifiziert anzubieten. Das gehört fortan zur Markenphilosophie. Ab 2023 kommt eine eigenständige Elektrik-Plattform zum Einsatz. Ab 2025 sollen konventionelle Verbrennungsmotoren als ausschliessliche Antriebsquelle gar nicht mehr eingesetzt werden.

Elektro-Modelle gehören fortan zur Markenphilosophie. 2023 geht dafür eine eigenständige Plattform in Betrieb.

Ein kompakter Franzose aus Rüsselsheim

Und selbst ein vollelektrisches Derivat des DS 9 ist bereits in der Pipeline, gedacht vermutlich für 2022. In diesem März stellte DS dazu das Concept-Car Aero Sport Lounge vor. Das Crossover-Modell soll über dem DS 9 rangieren und könnte in der Serienversion die Bezeichnung DS 9 Crossback tragen. Zwar stecken in der Studie imposante 500 kW, doch mit so viel Leistung wird man bei Markteintritt eher nicht an den Start gehen. Realistischer sind eine Akkukapazität von 110 kWh sowie 650 Kilometer Reichweite.

In der Kompaktklasse will DS ebenfalls mit einem Modell dabei sein. Die technische Vorlage bildet hier der jüngst vorgestellte Citroën C4. Der DS 4 erhält sowohl Diesel- und Benzinmotoren als auch eine Plug-in-Hybrid- und eine vollelektrische Version. Ein Novum: Das Kompaktmodell soll bei Opel in Rüsselsheim gebaut werden. Beim DS 4 bedient man sich des Baukastens, der schon beim DS 3 Crossback E-Tense diente. Das heisst: Batterie mit 50 kWh Kapazität, eine Motorleistung von 100 kW/136 PS und eine Reichweite von bis zu 350 Kilometern. Michael Specht