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Platzhirsch will nicht Platz machen

Renault ZoeIntens R135 Z.E. 5

Platzhirsch will nicht Platz machen

Als «First Edition» kommt der Renegade mit 177 kw (240PS) daher. Bild: PD

Man sieht wenig. Ein neuer Grill, der die Verwandtschaft mit dem Clio betont, viel elegantere, fast filigrane Heckleuchten. Das ist schon alles, was den neuen, Ende 2019 lancierten Zoe von seinem Vorgänger unterscheidet. Seit sieben Jahren rollt der Elektrokleinwagen von Renault über Strassen weltweit, und das mit Erfolg: Je nach Markt ist der Zoe das meistverkaufte E-Fahrzeug überhaupt. Unter den kleinen Elektrowagen ist er in Europa und der Schweiz das Auto, das es zu schlagen gilt.Und das wollen mittlerweile viele. Nicht nur, weil sich bei sinkenden Batteriepreisen nun auch im Kleinwagensegment etwas mit E-Autos verdienen lässt. Auch wegen der politischen Vorgaben bei den Treibhausgasen springen die Hersteller massenweise auf den Elektrozug auf. Peugeot e-208, Opel Corsa-e, VW ID.3, Seat Mii Electric und so fort fordern den Zoe heraus.

Auswahl und Konkurrenz bei den Elektrokleinwagen wachsen zusehends. Nun hat Renault den Marktführer Zoe mit mehr Reichweite und Sicherheit nachgeschärft.

Einfach nur ein paar Retuschen anzubringen und innen eine Induktionsladestation fürs Handy zu installieren, wäre für eine Neulancierung des Zoe also zu wenig gewesen. Das hat Renault beherzigt und das Modell, anders als es die Optik vermuten lässt, gründlich aufgefrischt. Baute der Zoe bislang auf einer modifizierten Plattform des Nissan Leaf auf, kommt nun die «New Alliance Electric Platform» von Renault/Nissan zum Einsatz, und das hat Folgen.

Die Reichweite wächst deutlich, je nach Modell auf bis zu 395 Kilometer gemäss dem neuen, realistischeren Verbrauchszyklus WLTP. Natürlich sind diese Zahlen immer sehr relativ, ein hoher Autobahnanteil, eine laufende Heizung oder Klimaanlage senken die Reichweite merklich. Am effizientesten ist der Zoe in der Stadt unterwegs, dem natürlichen Habitat eines Kleinwagens. Fragt sich nur, ob hier so viel Reichweite nötig ist.

Schnellladung mit 50 kW

Konfigurieren lässt sich der Zoe mit zwei Motoren mit 108 und 135 PS sowie mit zwei Batteriepaketen mit 41 und 52 kWh. Die getestete Topversion sprintet in 9,5 Sekunden auf 100 und ist, typisch E-Auto, vor allem flott im Zwischensprint. Der Zoe fährt zudem 140 Kilometer pro Stunde Spitze.

Fast wichtiger als der Reichweitengewinn sind zwei andere Dinge. Erstens die neue Ladeoption: Via CCS-Stecker kann der Zoe jetzt auch an einem Schnelllader betankt werden, mit bis zu 50 kW Gleichstrom. Dann fliessen in 30 Minuten 150 Kilometer Reichweite zurück in die Batterie. Allerdings will der ADAC erhebliche Ladeverluste von über 20 Prozent festgestellt haben.

Beim Vorgänger war in punkto Ladung noch bei 22 kW Schluss. Es ist die Anschlussleistung, die bisher am weitesten in den Städten verbreitet ist. So betankt dauert eine komplette Ladung mit dem neuen Modell und bei leerer Batterie rund drei Stunden und 40 Minuten. An einer Wallbox daheim sind es knapp zehn Stunden, an einer Haushaltssteckdose 28. Über einen Tag laden – das klingt nach mehr, als es ist. Wer nicht 200 Kilometer täglich pendelt, kommt aber zur Not auch mit der Haushaltssteckdose aus.

Zweite Neuerung ist der B-Modus, ein Fahrprofil mit verstärkter Rekuperation. Ein One-Pedal-Drive ist der Zoe aber nicht, weil er auch im B-Modus nicht ganz zum Stillstand kommt, aber die stärkere Bremswirkung der E-Maschine verändert das Fahrgefühl. Sonst muss man nicht viel übers Handling sagen, die Lenkung ist etwas leichtgängig, die Federung eher mittelstraff. Die Dämmung hat Renault verbessert, auf der Autobahn wirds im Zoe aber noch immer etwas laut.

Topversion teuer wie ein Tesla

Das Interieur ist nahe an den neuen Clio herangerückt und wirkt mit mehr soften Materialien jetzt wertiger. Prägend für den Gesamteindruck sind das grosse Display des Infotainmentsystems im Tablet-Stil und das digitale Cockpit. Dazu der elektronische Schalthebel, der, obschon selten bedient, gut in der Hand liegt. Zum wertigen Gesamteindruck gesellen sich nun auch Assistenzsysteme: eine Verkehrszeichenerkennung, Fernlicht-, Spurhalte- und Notbremsassistent sowie ein Parkpilot.

Der neue Zoe ist wohnlicher, wertiger und mit den gleich gebliebenen Abmessungen gut auf den Alltag abgestimmt. Und die Reichweite ist eine Ansage. Nur hat das seinen Preis. Schon die Basisversion mit 300 Kilometern Reichweite gibt es erst ab 33 900 Franken. Die Topversion rückt mit 39 500 Franken preislich in die Gefilde eines Tesla Model 3 vor. Renault bietet wie gehabt die Batterie auch zur Miete an und betont die tiefen Betriebskosten, aktuell gibts zudem Prämien. Eine andere Strategie wählen einige Mitbewerber, die mit kleineren Batterien und weniger Reichweite günstiger am Markt auftreten. Renault dagegen hat seinen Platzhirsch aufgewertet, um das Feld zu verteidigen. Ob die Strategie aufgeht, wird sich zeigen. Marc Leutenegger

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Renault ZoeIntens R135 Z.E. 5

Modell: Eletrokleinwagen
Masse: Länge 4087 mm, Breite 1787 mm, Höhe 1562 mm, Radstand 2588 mm
Kofferraum: 338 bis 1225 Liter
Motor: Elektromotor mit 100 kW / 135 PS
Fahrleistungen: Von 0 auf 100 km/h in 9,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 140 km/h
Verbrauch (WLTP): 17,7 kWh auf 100 Kilometer
Reichweite (WLTP): 395 km
Preis: Ab 30 400 Franken mit Batteriemiete. Ohne Batteriemiete: ab 39 500 Franken