Der aufgefrischte Passat GTE fährt selbst mit über 200 Kilometer pro Stunde noch selbstständig, führt die Lenkung und hält Abstand. Wer will, kann ihn mit dem Handy öffnen oder schliessen und auf diese Weise auch Verwandten, Nachbarn oder dem Lieferdienst Zugang zum Auto verschaffen. Und natürlich ist der Ende 2019 aufgefrischte Passat auch in Sachen Multimedia- und Konnektivität in der Gegenwart unterwegs, verfügt er bei Bedarf doch über einen Wlan-Hotspot und bietet Streamingdienste an.
Als Plug-in-Hybrid kann und bietet der VW Passat Variant alles, was man von einem Familienauto erwartet. Nur in seiner Paradedisziplin muss der Kombi leichte Abstriche machen.
Das ist alles schön und gut, so wie bei allen Autos, die heute nicht mehr ein Facelift, sondern ein Update erfahren. Das Automobil ist längst zum Computer geworden. Die europäischen Hersteller fürchten sich vor der Konkurrenz aus Kalifornien und kopieren deren Modell. Dabei gibt es einige Oldschool-Qualitäten, die den VW Passat gerade auszeichnen, ein Auto, das in 46 Jahren und acht Generationen 30 Millionen Mal verkauft wurde.
170 Liter Differenz
Wer sich mit diesem Blick dem Passat Variant nähert, der fängt nicht vorne an, beim LED-Matrix-Licht, sondern hinten. Der Passat ist, anders als viele SUV, eben nicht nur in Sachen Lichttechnik kein Blender. Er bietet den Platz, den er optisch verspricht. Der Kofferraum ist das Glanzstück dieses Autos, das trotz einem Einstiegspreis von 39 950 Franken im Flottengeschäft noch immer vorne mitmischt.
Das gilt auch für unseren Testwagen, wenn auch mit einer kleinen Einschränkung: Der Kofferraum des GTE büsst nämlich 170 Liter Fassungsvermögen ein gegenüber dem Modell ohne Batteriepaket. Das aber spielt im Alltag keine Rolle.
Viel wichtiger: Das Gepäckfach ist topfeben, und die Radhäuser sind nicht im Weg. Der Laderaum ist eine einzige, rechteckige Fläche. Locker verschluckt er einen Hipster-Kinderwagen mit seinem Offroad-Fahrwerk und lässt daneben noch Platz für das Reisegepäck von vier Personen. Dass man die Ladung dabei nicht umständlich in den zweiten Stock hieven muss wie in den urbanen Traktor-Attrappen, die überall herumfahren, könnte man scharfzüngig hinzufügen.
Eindrückliche Beinfreiheit
4,77 Meter Länge reichen auch aus, damit bis zu fünf Passagiere schön luftig sitzen. Positiv fällt der vergleichsweise schmale Mitteltunnel auf. Das schenkt Knieraum, wie man ihn in vielen total verbauten Premiumfahrzeugen oft vermisst. Eher Durchschnitt sind allerdings die konturlosen Sitze.
Dass da ein Plug-in-Hybrid arbeitet, ist schnell vergessen. Die Übergänge der Betriebsarten sind sanft. Der elektronische Boost beim gemeinsamen Betrieb ist anständig, aber nicht übertrieben. Die Systemleistung von 218 PS lässt den Passat in 7,6 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 222 Kilometer pro Stunde markiert. Das Abrollverhalten ist komfortbetont, die Lenkung angenehm straff.
Der Verbrauch ist wie immer bei dieser Antriebsart stark relativ. Bei leer gefahrener Batterie über sieben Liter, etwas enttäuschend, dass der Hybrid aus dem Rekuperationsprozess nicht mehr herausholt. Mit voller Ladung sind laut Werk 55 Kilometer rein elektrisch möglich, wir schaffen jeweils um die 40. Die auf 13 kWh vergrösserte Batterie lässt sich problemlos an der Haushaltssteckdose oder einer Wallbox laden.
Der Preis der zwei Herzen
Das Interieur ist typisch VW: ergonomisch ausgereift und eher nüchtern. Einen optischen Akzent setzt das Bildschirm-Doppel mit ansprechenden neuen Grafiken. Aus der Zeit gefallen wirkt hingegen das Head-up-Display mit der Projektion auf eine Mini-Plexiglasscheibe. Aktuelle Rabatte nicht eingerechnet, kostet der Passat zum Einstecken ab 53 100 Franken, unser schön auskonfigurierter Testwagen ist mit knapp über 60 000 Franken angeschrieben. Der Doppelherz-Antrieb hat nun einmal seinen Preis. Marc Leutenegger