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Aufholen durch Technik

Die kommenden Jahre werden für Audi zu einem Balanceakt zwischen Elektro-Offensive und bewährten Verbrennermodellen. Der neue Konzernchef drückt bei der Elektrifizierung aufs Tempo: Bis 2025 sollen 20 rein elektrische Modelle im Angebot stehen.

Aufholen durch Technik

E-Tron GT quattro (links) und RS E-Tron GT: Audi setzt bei der Elektrifizierung in erster Linie auf Leistung. Bild: PD

In der Vergangenheit musste Audi sich häufig die Kritik gefallen lassen, seinem jahrzehntealten Markenslogan «Vorsprung durch Technik» nicht mehr zu genügen. Allradantrieb haben andere auch, Aluminiumkarosserien und direkteinspritzende Dieselmotoren (TDI) sind kein Unikum. Wo bleibt das wirklich Neue? Ein gutes Thema wäre zweifellos die Elektromobilität gewesen. Hier aber liessen sich die Ingolstädter 2013 von den Kollegen in München mit ihrem hochmodernen Karbon-City- Flitzer BMW i3 die Show stehlen. Innovationskraft vergeudete Audi zudem seit der Dieselaffäre 2015 durch die Abgänge diverser Entwicklungs- und Vorstandschefs. Zielgerichteter sollte es jetzt mit dem neuen Konzernchef Markus Duesmann vorangehen. Der Ex-BMW-Manager drückt vor allem beim E-Antrieb aufs Tempo. Bis 2025 will Audi in seinem Portfolio 30 elektrifizierte Modelle haben, davon 20 mit reinem Elektroantrieb. Allerdings schliesst diese hohe Zahl sämtliche Derivate und Varianten mit ein, etwa Modelle mit stärkeren Motoren und/oder Allradantrieb.


E-Tron GT mit Taycantechnik


Dabei ist die Plug-in-Hybridisierung schon vorwiegend abgeschlossen. A6, A7 und A8 sowie Q5, Q7 und Q8 sind als TFSI e – so lautet die neue Typenbezeichnung – auf dem Markt. Mit dem Q3 sowie Q3 Sportback, dem A3 und dem Debüt des Q5 Sportback werden jetzt die letzten Modelle zu Teilstromern. A1 und Q2 bleiben aussen vor, da sich der Aufwand nicht lohnt. A4 und A5 werden erst nach ihrer Ablösung in rund drei Jahren elektrifiziert. Vergangene Woche hat Audi das Tuch von seinem sportlichsten Elektromodell, dem E-Tron GT, gezogen. Der 4,90 Meter lange Allrad- Gran-Turismo steht auf der mit Porsche zusammen entwickelten Interimsplattform J1 und ist daher in vielen Teilen technisch mit dem Taycan verwandt, inklusive dessen 800-Hochvolt- System, das schnellste Ladezeiten ermöglicht. Etwas später im Jahr soll es vom E-Tron GT noch eine Einstiegsversion mit Hinterradantrieb geben. Am oberen Ende der Leistungsskala positioniert sich einmal mehr die Audi Sport GmbH. Erstmals überhaupt präsentiert die Performance- Tochter ein Elektrofahrzeug, den RS E-Tron GT. Gleichzeitig ist das Power- Coupé mit 646 PS das stärkste jemals produzierte Strassenfahrzeug von Audi Sport.

Weitere J1-Fahrzeuge wird Audi nicht bauen. Zukünftige Modelle basieren auf der weit skalierbaren PPE-Architektur. Auf ihr entstehen ab 2022 Fahrzeuge des C- und D-Segments, ausgelegt als Hoch- und Flachboden- Konzept. Zu Letzterem zählen Limousinen und deren Varianten. Hochboden umfasst Cross-over-Modelle und SUV. Bislang wurde vermutet, dass Audi als erstes PPE-Modell ein viertüriges Coupé im Format eines A5 Sportback (Name: A6 E-Tron) an den Start schickt. Dem ist nicht so. Den Vorzug erhält der Q6 E-Tron. Der circa 4,70 Meter lange SUV soll Ende 2022, etwa ein halbes Jahr nach dem elektrischen Porsche Macan, auf den Markt kommen. Mit dem Porsche teilt sich der Audi die komplette Technik. Experten gehen davon aus, dass spätestens 2024 der Q6 E-Tron Audis ersten Stromer, den E-Tron von 2019, ablösen wird. Der Q6 E-Tron ist rund 20 Zentimeter kürzer, bietet aber innen das gleiche Platzangebot und dürfte deutlich effizienter im Verbrauch sein. Später soll es noch eine Coupé-Variante geben.

Q4 E-Tron auf VW-Plattform

Gut möglich, dass im Jahr darauf Audi sein Flaggschiff-Projekt «Landjet» zum Abschluss bringt. Bei diesem E-Fahrzeug der Luxusklasse soll es sich laut Designchef Marc Lichte um eine «Revolution » handeln, in der Erscheinung, im Konzept, bei der Reichweite und beim Level autonomes Fahren. Optische Anhaltspunkte könnte hier die 2017 gezeigte Studie Aicon liefern. Geplant sind zudem Derivate, ebenfalls auf PPE-Basis, für Bentley und Porsche. Alle drei Modelle sollen dann in Hannover gebaut werden. Nicht bestätigt ist, dass der «Landjet» den heutigen A8 ersetzen soll.

Weiter im spekulativen Bereich hält sich der Q9. Der Maxi- SUV als Pendant zum Mercedes GLS und BMW X7 war immer wieder diskutiert und vor allem für die USA und China ins Auge gefasst worden. Markus Duesmann gehört allerdings nicht zu den «Bigger is better»- Verfechtern, wie er neulich der «Süddeutschen Zeitung» offenbarte, und lässt deshalb neue Fahrzeugkonzepte entwickeln, die weniger wuchtig daherkommen. Zwei davon erscheinen schon in diesem Sommer, der Q4 E-Tron und der Q4 E-Tron Sportback. Unter ihren Karosserien steckt der MEB (Modulare Elektrifizierungsbaukasten) von Volkswagen. Er ermöglicht bei kleinen Aussenabmessungen viel Raumkomfort. Der E-SUV wird Audis erstes Modell mit Augmented Reality, und erstmals wird man verschiedene Tagfahrlichter wählen können.

Anfänglich sind die beiden Q4 E-Tron mit 225 kW/306 PS nur mit Allrad zu erhalten. Eine günstigere Heckantriebsvariante mit nunmehr 150 kW/204 PS ist für Ende 2021 geplant. Sie soll dann statt 450 über 500 Kilometer Reichweite schaffen und weniger als 50 000 Franken kosten. Michael Specht

Audi elektrifiziert Swiss-Ski-Team

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Joana Hählen, Michelle Gisin (vl.) und Jasmine Flury fahren einen Plug-in-Hybrid. Bild: PD

Seit mehr als 50 Jahren ist Audi Schweiz offizieller Fahrzeugpartner des Schweizerischen Skiverbands (Swiss-Ski). Mit der Lancierung des Quattro-Antriebs vor mehr als 40 Jahren wurde eine ideale Voraussetzung für die Schneesportler geschaffen. In die Saison 2020/21 konnte dank der Elektrifizierung der Audi-Flotte nachhaltiger und effizienter gestartet werden, denn mehr als ein Drittel des Skiverbands hat den Q5 TFSI e (Plug-in-Hybrid) mit einer elektrischen Reichweite von mindestens 40 Kilometern gewählt.

«Die Plugin- Hybrid-Fahrer von Swiss-Ski haben sich bewusst für diese Antriebsversion entschieden», sagt Dieter Jermann, Brand Director Audi Schweiz. «Sie leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Senkung des CO2- Ausstosses.» (red)