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Auf Krawall gebürstet

Porsche hat den Panamera verfeinert – und ihm mit einer neuen Topversion die Krone aufgesetzt. Doch er erhält Konkurrenz aus dem eigenen Haus mit dem Taycan, dem rein elektrisch angetriebenen Porsche.

Auf Krawall gebürstet

Fünf Meter lang und ungeheuer schnell: Als Turbo S wird der Panamera zum Supersportwagen. Bilder: PD

Als Porsche 2009 mit dem Panamera in das Segment der Oberklasse einstieg, war die Fachwelt skeptisch und die Fans entsetzt. Doch die viertürige Limousine erwies sich schon bald als wichtiger Pfeiler im Portfolio der Stuttgarter. Daher war es nun angezeigt, dass die Stuttgarter den Panamera auffrischen, was sie inzwischen mit kaum sichtbaren Retuschen, einem Update für das Infotainmentsystem samt höher auflösendem Bildschirm und neuen Onlinediensten getan haben. Vor allem aber wurden das Fahrwerk und die Motorenpalette überarbeitet und zwei neue Versionen ins Programm aufgenommen.

«Wir wollten den Spagat noch weiter spreizen und die grossen Stärken des Panamera betonen», erklärt Baureihenleiter Thomas Friemuth. «Deshalb haben wir das Auto sportlicher und zugleich komfortabler gemacht. » Dazu wurden von den adaptiven Dämpfern und der Luftfederung über die Wankstabilisierung bis hin zur Lenkung und den Bremsen sämtliche Fahrwerkskomponenten überarbeitet. Das ist spürbar: Der neue Panamera rollt im Komfort-Modus feinfühliger ab, ist im Sport-Plus-Modus noch aggressiver und beherrscht dazwischen das gesamte Spektrum. Das gilt auch für den Sport Turismo mit «Kombi»-Heck sowie die noble Executive-Variante mit um 15 Zentimeter gestrecktem Radstand.

Vorgänger deutlich abgehängt

Veranschaulicht wird die Überarbeitung durch eine Rekordzeit in der «Grünen Hölle». Die neue Topvariante Turbo S absolvierte den legendären Rundkurs am Nürburgring in 7:29,81 Minuten und war somit 13 Sekunden schneller als der bisher erhältliche Turbo ohne S. 13 Sekunden auf einer Strecke, auf der sich von jeher sämtliche sportlichen Autos messen – das sind Welten. Der Grund: Der Neue übertrumpft mit seinen 630 PS und den 3,1 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde seinen Vorgänger mit 550 PS und 3,8 Sekunden deutlich und ist damit klar der Schnellste im Programm. Leistungsmässig wird er zwar vom nach wie vor erhältlichen Turbo S E-Hybrid mit 700 PS in den Schatten gestellt, doch dieser Plug-in-Hybrid ist wegen seiner Batterie fast 200 Kilogramm schwerer und somit langsamer. Oder besser: weniger schnell. Eine Ausfahrt im Panamera Turbo S ist ein eindrückliches Erlebnis. Da ist zum einen diese Luxuslimousine mit ihrer exquisiten Ausstattung – ein nobles und feudales Gefährt – aber sobald das Gaspedal ganz durchgedrückt wird, scheinen sich Zeit und Raum zu verschieben, und der Porsche verwandelt sich in einen Supersportwagen. Dazu reicht der normale Fahrmodus übrigens aus, doch wer den Panamera in all seiner Schärfe erleben will, dreht den Schalter auf «Sport Plus» – dann sind Gasannahme, Fahrwerksabstimmung, Getriebe und Lenkung auf Randale programmiert.

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Das aufdatierte Infotainmentsystem bekam einen besseren Bildschirm.

In diesem Modus vergisst die Fünf-Meter-Limousine ihre guten Manieren, von Länge und Gewicht des Fahrzeugs ist kaum mehr etwas zu spüren. Im Alltag hingegen ist der Fahrkomfort hoch, mit feinfühliger Federung und guter Lärmisolierung – diesen Spagat meistert Porsche wie kein Zweiter.

Ein teures Vergnügen

Es ist beeindruckend, was Porsche mit dem Panamera Turbo S auf die Räder gestellt hat. Natürlich ist das nicht gerade billig: Die Preise beginnen bei 230 100 Franken, der Testwagen war mit 254 290 Franken angeschrieben.

Man wird aber das Gefühl nicht los, dass die Stunde dieser hochpotenten Verbrennungsmotoren bald geschlagen hat – zumindest bei Porsche. Denn inzwischen steht dem Panamera ein neuer Konkurrent aus eigenem Hause vor der Sonne: Vom rein elektrisch angetriebenen Porsche Taycan wurden in der Schweiz im vergangenen Jahr nämlich dreimal mehr verkauft. Wenn der Elektro-Boom weiter anhält, könnte der Stern des Panamera bald verblassen.

Dave Schneider
   

Porsche Panamera Turbo S

Modell: Oberklassenlimousine
Masse: Länge 5049 mm, Breite 1937 mm, Höhe 1423 mm, Radstand 2950 mm,
Executive: 3100
Kofferraum: 403 bis 1334 Liter
Motor: 4-Liter-V8-Biturbo-Benziner mit 630 PS
Fahrleistungen: Von 0 auf 100 km/h in 3,1 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 315 km/h
Verbrauch (WLTP): 13,2 Liter auf 100 Kilometer
CO2-Ausstoss (WLTP): 298 Gramm pro Kilometer
Preis: Ab 230 100 Franken